Die ARD hat mit dem TV-Drama "Terror - Ihr Urteil" einen erneuten Versuch unternommen, ihr Programm mit interaktiven Elementen aufzufrischen. Technisch ist das Vorhaben - wie auch schon bei früheren Anläufen - durch massive Pannen schief gegangen. Inhaltlich erntet das Experiment aber Zuspruch beim Publikum.
164 Menschen töten, um 70.000 zu retten? Für die Mehrheit des deutschsprachigen Fernsehpublikums ist das emotional die richtige Entscheidung. In Deutschland, Österreich und der Schweiz stimmten rund 85 Prozent der Zuschauer im interaktiven Gerichtsdrama "Terror - Ihr Urteil" dafür, den Luftwaffenpiloten freizusprechen, der in dem TV-Spektakel entschieden hatte, ein Passagierflugzeug mit 164 Menschen an Bord abzuschießen, mit dem Terroristen sonst vermutlich 70.000 Menschen getötet hätten.
Die ARD hatte besonders damit geworben, dass das Publikum zum aktiven Mitgestalter des Fernsehdramas wird. Doch die Technik wollte nicht so recht mitspielen. Die Abstimmung wurde durch massive Pannen behindert. Die Webseite für die Online-Abstimmung war offensichtlich überlastet. Viele Zuschauer konnten sie nicht aufrufen. Die Telefon-Hotline war für die Anrufer die meiste Zeit besetzt. Zeitweise wurden die Anrufe auf eine automatische Ansage umgeleitet, der zufolge der gewünschte Gesprächspartner "derzeit nicht erreichbar" sei.
Nicht die erste Interaktivitäts-Panne bei der ARD
Schon 2014 war ein Versuch der ARD, ihr Programm mit interaktiven Elementen für junge Zuschauer attraktiver zu machen, an technischen Problemen gescheitert. Die Idee war, dass eine Gruppe von Kandidaten im "Quizduell"-Studio gegen die Zuschauer zu Hause antreten sollte. 173.000 User hatten sich dafür angemeldet.
Doch pünktlich zu Sendebeginn brach der Server zusammen. Jörg Pilawa ließ die Studiogäste daraufhin statt wie angekündigt gegen "Deutschland", gegen die Handvoll anwesenden Gäste im Publikum antreten. Doch selbst das Publikumsvoting im Studio verlief nicht ohne Pannen.
Das gestrige Abstimmungsdebakel zeigt, dass die ARD offensichtlich bis heute nicht die nötigen technischen Voraussetzungen dafür geschaffen hat, um ihre Ideen für interaktive Sendungen tatsächlich umsetzen zu können. Ihrer Enttäuschung machten abstimmungswillige Zuschauer auch bei Twitter Luft:
Doch ihr Ziel, Aufmerksamkeit zu erregen, hat die ARD mit "Terror - Ihr Urteil" allemal erreicht. In den sozialen Netzwerken scheinen die technischen Probleme inzwischen wieder vergessen. Die inhaltliche Diskussion geht dagegen rege weiter:
(ada)
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