Nun ist es ja nicht so, dass in Deutschland gute Comedy-Serien auf den Bäumen wachsen. Das Genre Sitcom ist hierzulande fest in US-Serien-Hand. Umso mutiger, dass RTL seit Anfang Februar mit "Triple Ex" einen neuen Versuch an der Comedy-Front wagt. Gestern Abend liefen die Folgen fünf und sechs – Zeit für ein kleines Zwischenfazit.
Natürlich ist der Vergleich ein wenig gemein. Wenn man eine neue Sitcom mit "Stromberg" vergleicht, dann kann es wohl nur einen Gewinner geben. Zu originell war die Figur des Bernd Stromberg, dieser ebenso dröge wie opportunistische Versicherungsangestellte mit seinem Zweitliga-Bärtchen und der hohen Stirn. Vor allem bei Kritikern und Preisverleihungen ernteten die Serie und ihr Hauptdarsteller
"Stromberg" war einfach anders und dennoch lohnt sich einmal ein Vergleich der Serie mit "Triple Ex" und das hat vor allem einen Grund:
Viel interessanter als die Tatsache, dass sie diese Rolle spielt, ist aber die Frage, wie sie die Rolle spielt. Bei "Stromberg" war ihre Figur der Tanja Seifert die, der bodenständigen und netten Versicherungsangestellten, die von allem ein bisschen will, aber nie zu viel: ein bisschen Karriere, einen netten Freund, ein glückliches Leben. Eine Frau, die ihr Leben im Griff hat.
"Triple Ex": Peinlich, aber geht noch
Bei "Triple Ex", so viel wissen wir nach sechs Folgen, ist das alles komplett anders. Diana Staehly alias Anna hat ihr Leben so gar nicht im Griff. Sie lebt allein mit drei Kindern, die sie von drei verschiedenen Männern hat, mit denen sie aber immer noch bestens befreundet ist.
Das kann man zwar als emanzipierten Lebensentwurf interpretieren, dient hier aber tatsächlich nur als Hintergrund für eine Menge Chaos und Klamauk. Im Griff hat Anna hier nichts, weder ihr Leben und schon gar nicht ihr Mundwerk.
Und damit wären wir beim Humor. Für eine Comedy-Serie ja nicht ganz unwichtig. Beide Sitcoms fallen in die Rubrik Peinlich-Humor, aber wo man sich bei "Stromberg" vor Fremdscham Augen und Ohren zuhalten wollte, kann man bei "Triple Ex" getrost hinsehen.
Das heißt nicht, dass "Triple Ex" vollkommen unlustig ist, aber die Komik entsteht hier zum größten Teil durch absurde Situationen. So haarsträubend die Aktionen von Bernd Stromberg bisweilen waren, so realistisch angelegt waren sie. Bernd Stromberg war Ekel und Langweiler zugleich, den man sich so oder so ähnlich in der Versicherungsbranche vorstellen kann.
Kommt 'ne Frau zu ihrem Auto
Ganz anders bei "Triple Ex". Ein Beispiel? Da veralbert Anna einen Mann, weil der sie eingeparkt hat. Nur, um dessen dummes Gesicht zu sehen, tut sie so, als würde sie wegfahren wollen, nimmt dann, als der Mann den Weg frei macht, aber doch die Straßenbahn, in der sie beim Schwarzfahren erwischt wird, um dann zu Hause zu erfahren, dass der Mann von eben ein gefährlicher Zuhälter ist. Kurz darauf demoliert der ihr Auto, worauf sie im Anschluss aus Versehen einen Mechaniker in den Reparaturgraben der Werkstatt stößt und so weiter und so fort. Ja, "Stromberg" war manchmal auch überzogen, aber das ist doch etwas arg drüber.
So viel Absurdität kann natürlich funktionieren, aber dann braucht es auch einen Humor, der Einzigartigkeit verleiht und dieser Absurdität angemessen ist. Bei "Triple Ex" wird aber vor allem humoristische Hausmannskost serviert: ein paar flotte Sprüche hier, ein peinliches Outfit dort. Und dazu noch Charaktere, die nicht tiefer aus der Klischee-Schublade hätten gezogen werden können: das Wissenschaftsgenie, der geschniegelte Homosexuelle und so weiter.
Einen gewissen Charme kann man dennoch entdecken und das liegt vor allem an Diana Staehly und ihrer Serien-Schwester Susan Hoecke. Die beiden stemmen die Sitcom alleine, auch wenn nicht jeder Gag zündet.
Den Abwärtstrend, der bereits bei Folge drei und vier einsetzte, konnten die beiden aber auch nicht abwenden und es ist abzusehen, dass es mit dem ganz großen Wurf bei "Triple Ex" wohl nichts mehr werden wird.
Trost für Staehly könnte da ein Blick auf "Stromberg" spenden. Absoluter Quoten-König war die Serie auch nie, bei den DVD-Verkäufen räumte sie dann aber noch einmal richtig ab.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.