Am 4. Advent hat der Sender VOX den Zusehern eine Weihnachts-Edition von "Kitchen Impossible" mit Tim Mälzer beschert. Neben dem Starkoch mussten auch dessen Kollegen Tim Raue, Konstantin Filippou und Sepp Schellhorn in einem echten Duell "Deutschland vs. Österreich" die Töpfe beschwören. Dabei wurde nicht nur mächtig geflucht und jede Menge Alkohol aufgenommen, sondern auch mit den Salzburger Nockerln ein echtes österreichisches Kulinarik-Heiligtum so richtig verkackt.
Es war noch keine halbe Stunde vergangen, da hatte Josef "Sepp" Schellhorn, österreichischer Gastronom und Ex-Politiker, seinem Teampartner Konstantin Filippou bereits ungefähr zehn Mal ein "Hoit de Pappn!" rübergeschoben. Er bat ihn gleichsam wenig galant, nicht unentwegt Wörter aneinander zu reihen. Der bärtige Grantler mit den glasigen Augen sowie der Zwei-Sterne-Koch Konstantin Filippou, ein Österreicher mit griechischen Wurzeln und veritabler Magier in der Küche, mussten ins glamouröse St. Moritz, um sich dort im "Kulm Country Club" zu beweisen
Die beiden und ihre deutschen Kollegen
"Kitchen Impossible": Starköche schlafen im Stockbett
Wer glaubt, das österreichische Dreamteam durfte im mondänen Hotel übernachten, irrt. Mälzer, fies ohne Ende, ließ sie natürlich in einem mit ungefähr eineinhalb Weihnachtssternen geschmückten Zimmer einer Jugendherberge übernachten. "Wenn ich schlecht träume, darf ich dann zu dir runterkommen und mit dir kuscheln?", wollte der im Stockbett oben ruhende Filippou von Schellhorn wissen. "Na, des geht sich net aus", so dessen nüchterne Antwort. Der Sepp, wie Schellhorn von allen genannt wird, sprach dann überhaupt von einer "strategischen Kriegsführung Mälzers", da sich Filippou als "Major League"-Schnarcher herausstellte.
In jedem Fall gab's für den Grantler und den Griechen am nächsten Tag Pizzocheri Valtellinesi, Brasato vom Hirsch mit Plain in Pigna und Engadiner Nusstorte – zunächst zu erschmecken, später nachzukochen. "Das mach ich dir in 20 Minuten" und "Wir langweilen uns", meinte der hochmütige Schellhorn unmittelbar nach dem Dessert.
Gekocht "wie einen Scheißspinat"
Im Studio, wo die vier Starköche Geschehenes Revue passieren ließen und mit Verve dem Alkohol zusprachen, wurde es zunehmend geselliger. Ausgelassener vielmehr. "Ich hab' Kalbfleisch für die Farce genommen, sie Chicken", wunderte sich jedenfalls Daniel Müller, der im St. Moritzer "Kulm Country Club" das Sagen hat, über die Geschmacksknospen seiner östlichen Nachbarn. Und wer Lauch in die Pizzocheri gibt, werde bei uns sowieso auf der Stelle getötet, so der Gastgeber weiter.
Die Unsicherheiten in der Küche manifestierten sich auch in der Wahl der Worte. Schellhorn wurde gereizter. "Oida, du kennst di net aus", ließ er seinen Zwei-Sterne-Kollegen wissen, weil dieser den Mangold seiner Ansicht nach "wie einen Scheißspinat" gekocht hat. Der Grantler, der selbst ohne Punkt und Komma laberte und sich als absoluten Soßenking bezeichnete, legte nach: "Der hat nur die Pappn offen, der hat nur die Klappe offen." Apropos Soßenking: Schellhorn versaute die Soße mit einer Überdosis Wacholderbeeren. "Das schmeckt fast wie Gin-Tonic", befand Müller.
Gute Noten von den Eidgenossen
Das nachgekochte Weihnachtsmenü wurde schließlich einer überaus kritischen Jury aus dem Umfeld Müllers aufgetischt. Deren Befunde reichten von "Sie haben den komplett falschen Käse für die Pizzocheri gekauft" über "Die Sauce war mir zu wenig weihnachtlich. Und ich nehme ein wenig zu viel Wacholder wahr" bis hin zu "Das Dessert ist vermutlich 10 von 10, wenn man ganz ehrlich ist".
Per saldo waren die Österreicher über das eidgenössische Feedback hocherfreut. 6,8 Punkte gab’s im Schnitt von der Schweizer Jury, die Schellhorn zuvor schwer zu kiefeln gab. "Die Schweizer mögen die Österreicher nicht", so seine Befürchtung.
Salzburger Nockerln machen Raue Angst
Tim Mälzer und Tim Raue wiederum mussten anschließend nach Österreich. Und zwar nach Werfen im Salzburger Land, wo sie zunächst mal die Eisriesenwelt – die größte Eishöhle der Welt – bestaunen durften. "Österreich ist kulinarisch extrem breit aufgestellt", meinte der mit einer Österreicherin verheiratete Raue im Vorfeld der kulinarischen Reise, wo die "Kitchen impossible"-Box mit dem Festmenü der österreichischen Kochlegenden Rudi und Karl Oberauer auf die beiden Tims wartete: Karpfenaspik mit Honig-Senf-Sauce, Forellenstrudel und Salzburger Nockerln.
Während ihm die Forelle im Strudelteig der Oberauers, die er umgehend erkannte, wenig Sorgen bereitete, machte Raue die Nachspeise "etwas" Bammel. "Salzburger Nockerln, verfickte Scheiße. Fuck. Scheiße", ging er ins Cholerische. "Das mach' ich, die koch' ich dir weg", kalmierte Mälzer den Rohrspatz an seiner Seite.
Die kleinen schwarzen Pünktchen in den Preiselbeeren verwirrten aber zunächst beide Tims. "Verfickte Scheiße, das kotzt mich an", geriet Raue, der die gekochte Baumflechte nicht ausmachen konnte, wieder in Rage. "Irgendeinen Dreck werden wir auf der Straße finden, der dieselbe Visualität herstellt", hoffte hingegen sein Küchenkollege. Dass die beiden für die Vorspeise einen Stör statt eines Karpfens shoppten, beunruhigte sie weniger, dachten sie ja, dass sie richtig liegen würden. Danach ging's im Reich der Oberauers schon ans Eingemachte. "Ihr dachte, ihr seid so alte Hunde, aber seid ihr doch gar nicht", begrüßte Mälzer die Werfener Starköche Rudi und Karl Oberauer ungewöhnlich salopp.
Disharmonie bei "Ronald und Messi"
Meinte Mälzer zuvor noch, er und Raue seien "wie Ronaldo und Messi", kritisierte er im Küchenlabor der Oberauers jetzt die fehlende Harmonie und Zusammenarbeit. "Wir würde es schaffen, wenn ich irgendwas machen dürfte", so ein leicht desperater und zum Bückling degradierter Mälzer, der sich dann aber immerhin am Strudelteig, bei dem der Schmäh der Österreicher bekanntlich rasch aufhört, versuchen durfte.
"Für uns ist das wahnsinnig interessant, wie sie den angegangen sind. Der Strudelteig entspricht mit Sicherheit nicht dem, was wir praktisch als Strudelteig verstehen", kommentierte Karl Oberauer grinsend das Geschehen. Mälzer ließ sich davon nicht irritieren, im Gegenteil. Er wurde wieder angriffig: "Könnt ihr euch das im Alter noch merken? Wollt ihr nicht mitschreiben, falls ihr euch die Rezeptur behalten wollt?". Filippou, der einst bei den Oberauers in Werfen gearbeitet hatte, war entsetzt. "Für mich sind das die Kings, und du fickst sie so an", so "The Greek" zu Mälzer.
Vernichtende Kritik für "Salzburger Nockerln"
Raue zeigte sich nach seinem Alleingang durchaus selbstkritisch. "Der Ehrgeiz hat wieder von mir Besitz ergriffen. Ich war im Erledigungstunnel." Doch Kollege Mälzer musste nicht wirklich traurig sein, hatte er doch noch seine Nockerln, die er "schon tausendmal gemacht" habe und eigentlich "auf der linken Arschbacke abrutschen" wollte.
Doch die Kritik der Jury fiel vernichtend aus. "Das ist das Alpenvorland und nicht das Hochgebirge", meinte jemand zu Mälzers Arschbacken-Nockerln, die nicht aufgehen wollten. "Das sind die deutschen Salzburger Nockerl", wurde ein anderes Jurymitglied fast schon bösartig. Auch Vor- und Hauptspeise ernteten mehr Tadel als Lob: "Ich weiß nicht, wo der Karpfen hingeschwommen ist, aber nicht in diesen Aspik", meinte jemand zum Karpfen-Aspik ohne Karpfen. Der Forellenstrudel gefiel auch eher nur optisch.
Verdienter Sieg der Österreicher
Mälzer war ob seiner Salzburger Nockerln, die obendrein zum Teil flüssig waren, noch lange danach irritiert. "Du musst das Geschirr im Ofen vorheizen", gab ihm Filippou einen Tipp. "Willst du mich verarschen?", wurde Mälzer unsicher. "Nein, das ist ein Faktum. Das weiß jeder Azubi in Österreich", schoss Filippou noch einen finalen Giftpfeil ab.
Da Raue und Melzer im Schnitt lediglich 4,7 Punkte von der Jury erhielten, ging der Wettkampf am Sonntagabend ganz deutlich an den Grantler Schellhorn und den "Griechen" Filippou. "Ihr habt großartig gekocht und verdient gewonnen", streute Raue den Österreichern am Ende noch Rosen. Nicht mal Mälzer konnte dem widersprechen. Für Filippou gab's zum Schluss noch ein Busserl vom zu diesem Zeitpunkt bereits sehr illuminierten Schellhorn.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.