TV-Leckerbissen für deutsche Wohn- und Schlafzimmer: Mit frechen Sprüchen, Liebesaffären und Intrigen sorgt die österreichische Fernsehserie "Vorstadtweiber" seit 5. Mai 2015 für frivole Unterhaltung im Abendprogramm.
Den Anfang macht eine verregnete Beerdigung. Blasmusik spielt, Tränen fließen, dann ertönt ein Pfiff. Ein übereifriger Polizist reißt seine Marke in die Höhe und ruft: "Sehr geehrte Damen und Herren, wir haben den dringenden Verdacht einer Mutmaßlichkeit ..."
Wie bitte? Einer was? So klingt die neue Fernsehserie in der ARD, eine Satire auf das überdrüssige Leben der Wiener Upper-Class-Frauen. Die ORF-Produktion "Vorstadtweiber" begeisterte Österreich, nun erobert sie Deutschland.
"Desperate Housewives" und Wiener Schmäh
In den 1980er-Jahren unterhielt schon einmal eine österreichische Fernsehserie die Deutschen. "Kottan ermittelt" trumpfte mit frechen Dialogen, Verrücktheiten und Irrwitz auf. Kennen Sie nicht? Macht nichts. "Desperate Housewives" kennen Sie aber, oder?
Dann wissen Sie ungefähr, was ab jetzt jeden Dienstag um 20:15 Uhr auf Sie wartet: Frauen, die mal Freundin, mal falsche Schlange und trotz Luxus alles andere als glücklich sind. Wenn es sein muss, rammen sie ihrem Gegenüber ein Messer in den Rücken und lächeln dabei freundlich.
Keine Sorge, meine Damen. Die Männer stehen ihnen in Nichts nach. Die Vorstadtkerle aus Wien besitzen Macht, Geld, teure Autos und natürlich Frauen - in ihren Augen eher hübsches und harmloses Beiwerk.
Aber bitte, liebe Zuschauer! Nehmen Sie das alles nicht zu ernst! Diese Fernsehserie ist nicht die Realität, bloß eine Satire und dient dem Amüsement!
Prosecco, um die Uhrzeit?
Den Staffelauftakt liefert eine Beerdigung mit Verhaftung wegen Mordes. Wer aus der Wiener Vorstadt umgebracht wurde und wer der Täter ist, gilt es für den Zuschauer zu erraten. Zur Auswahl stehen an erster Stelle fünf taffe Frauen: Nico, Maria, Wally, Caro und Sabi. Ihren Alltag versüßen sie sich schon mal mit einer Sextoy-Party. Zur Einstimmung fließt Prosecco. Auf die Nachfrage einer Freundin, ob es dafür nicht zu früh sei, ertönt die saloppe Antwort getreu dem Motto: "Das ist dem Prosecco wurscht und der Leber sowieso."
Gackernd schlüpfen die Ladys in Dessous aus Spitze, begutachten Dildos und streicheln sich probeweise mit Peitschen. Ausgerichtet wird die Party von der adretten Maria. Sie ist die österreichische Antwort auf "Desperate Housewife" Bree: immer freundlich und bemüht um die heile Familienwelt - ganz anders Marias Mann Georg. Während sie ihn fürsorglich vom Flughafen abholt, findet er nicht eine Minute Zeit, sein Handy wegzulegen. Kein Begrüßungskuss, keine Unterhaltung, nur Geschäfte. Als ihm die geduldige Ehefrau am Abend ein Sandwich zubereitet, flüstert die mitfühlende Zuschauerin schon mal: Spuck rein!
Dass er es verdient hätte, zeigt sich gleich in der nächsten Szene. Maria verführt ihren Georg mit der Frage "Lust auf was Süßes". Dabei trägt sie bunte, klimpernde Knabber-Dessous. Doch da bimmelt schon wieder das Handy. Die Arbeit und der gemütliche Platz vor dem flimmernden PC rufen. Dort kann "Mann" in Ruhe masturbieren.
Frivole Seitensprünge und Putzen in High Heels
Während sich die Vorstadtweiber Caro und Wally im Gegensatz zu Freundin Maria mit zwei Männern vergnügen, steht Sabine alias Sabi gänzlich ohne Mann da. Der hat jetzt eine Jüngere. Sabi muss von vorn anfangen und ab sofort für sich selbst sorgen. Leider lässt sich entsprechend ihren hohen Qualifikationen nicht so schnell ein passender Job finden. Da bleibt dem verlassenen Großstadtweib nur das Putzen. Dabei behält Sabi Stil: in High Heels und mit Lackgürtelchen um den Kittel geschnallt stöckelt sie durch Büroräume. Schnell merkt sie, dass der Putzjob nichts ist und beginnt als Aushilfe beim Partyservice. Unter den Augen ihrer Freundinnen serviert sie Wein und Häppchen.
Einen lukrativeren Arbeitsplatz hat die kesse Blondine Nico. Sie ist Besitzerin einer Edel-Boutique mit dem wohlklingenden Namen "Null Acht Fünfzehn". Leider ist ihre jüngst mit einem Kredit finanzierte Marken-Kollektion einem Vandalismusanschlag zum Opfer gefallen. Doch dank ihres Friseurs Francesco findet sich Ersatz: illegal, dafür billig und nicht vom Original zu unterscheiden.
Das Leben ist eine Milchpackung
Und wie sieht der Alltag der Vorstadtkerle aus? Er ist gefüllt mit Golfplätzen, Geld, Sex, Porsche fahren und natürlich außerehelichen Freiheiten. Marias Ehemann nimmt diese besonders ernst: Unter der Woche gibt er vor, Geschäfte in Dubai zu machen. Tatsächlich werden diese in Hotelzimmern erledigt. Alles rein geschäftlich, natürlich. Auf der Tagesordnung steht Unternehmensspionage. Schließlich geht es um viel Geld. Das soll bei einem bisher noch geheimen Bau einer Autobahn verdient werden.
Bankdirektor Bernhard, der deutlich ältere Ehemann von Vorstadtweib Caro, ist für diese Art der Geschäfte der richtige Mann. Sein guter Freund und Lobbyist Bertram hält Händchen. Dieser hat ganz nebenbei eine Affäre mit Bernhards Frau. Bei einem Essen in der heimischen Villa ziehen sich die Männer für eine Zigarre zurück und schmieden Pläne, die mit einer bedeutsamen Erkenntnis enden: "Das Leben ist eine Milchpackung: Die Haltbarkeit ist begrenzt und irgendwann sind wir nur noch sauer und dick."
Wally alias Waltraut ist mit Ministerialrat Josef verheiratet. Es ist nicht zu übersehen: Sie ist unglücklich. Das kompensiert sie mit Shopping. Ihre Kaufsucht kann sie vor ihrem Mann nicht verstecken. Josef bestraft sie mit Sarkasmus und zerschnittenen Kreditkarten. Doch Wally weiß sich zu helfen. Sie flüchtet in eine Affäre mit dem pubertären Sohn ihrer besten Freundin Maria.
Die ersten beiden Folgen der "Großstadtweiber" liefern viele Gründe für einen Mord aus Leidenschaft, Eifersucht oder Rache. Wer am Ende der Täter und wer das Opfer ist, bleibt abzuwarten. Bis dahin flimmern ausladende Intrigen, Lügen, Sex, Wortwitze und Luxusproblem über den Bildschirm. Die "Vorstadtweiber" sind kurzweilig, klischeeüberladen und gerade deswegen unterhaltsam.
Passt.
Baba und bis zum nächsten Mal.
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