Messer, Gabel, Schere, Licht …: Seit gestern Abend müssen wir diesen Kinderreim um das Wort Feuerzeug ergänzen. In der gestrigen Samstagabend-Ausgabe von "Wer weiß denn sowas?" unterhält Moderator Kai Pflaume nämlich nicht nur mit kniffligen Fragen, sondern dürfte auch bei seinem Haftpflichtversicherer für bleiche Gesichter gesorgt haben.

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Irgendwann war normal nicht mehr genug. Eine einfache Portion reichte nicht mehr, es musste eine XL-Portion sein, später dann sogar XXL. Mit dem Erfolg, dass bald auch die Hosen auf Größe XXL wuchsen. Doch damit ist die Erfolgsgeschichte von XXL noch lange nicht zu Ende.

Inzwischen gibt es fast alles in Übergröße, vom Schnitzel bis zum Möbelhaus. Der wortwörtliche Größenwahn hat nun sogar die Fernsehanstalten erreicht. Quizshow war gestern, heute ist Quizshow XXL.

Zumindest scheint das Erste Gefallen an Übergrößen-Shows zu haben. Nachdem bereits das wochentägliche "Paarduell" in eine längere Samstagabend-Version geschickt wurde, präsentierte gestern Abend Kai Pflaume nun auch eine erweiterte Ausgabe der Rateshow "Wer weiß denn sowas?"

Das übliche Kalauerjagen

Dort sitzt unter der Woche jeweils ein Prominenter neben Bernhard Hoëcker und Elton und beantwortet Fragen, bei denen man sich eben fragt: Wer weiß denn sowas? und in der Regel dann antwortet: ja niemand.

Kurzum, es geht um Fragen, mit deren Antworten man entweder auf jeder bildungsbürgerlichen Party für Ahs und Ohs sorgt oder bei jeder anderen Party einen Heiermann ins Klugscheißer-Schwein werfen muss. Dazu der übliche Promi-Faktor, ein bisschen Gekalauer, Einspielfilmchen und Vorführ-Experimente und fertig ist eine ebenso harmlose wie launige Vorabend-Quizshow.

Muss es wirklich XXL sein?

Für 45 Minuten funktioniert das Konzept unter der Woche wunderbar, bleibt also die Frage, ob es das auch in einer XXL-Version tut. Und mit XXL meint der NDR tatsächlich auch XXL. Auf satte drei Stunden und zehn Minuten hat der Sender das Vorabend-Quiz aufgeblasen. Wer sich an die XXL-Version des "Paarduells" erinnert, dürfte schmerzlich in Erinnerung haben, dass der Spruch "weniger ist mehr" sich nicht umsonst gegen "mehr ist mehr" durchgesetzt hat.

Mehr von allem und nichts

Was bietet also "Wer weiß denn sowas? XXL", was die normale Version nicht bietet? Zunächst einmal: Mehr Promis. Spielen unter der Woche nur zwei Bekanntheiten mit Elton und Hoëcker, waren es gestern Abend deren sechs: Johannes B. Kerner, Bülent Ceylan, Frank Elstner, Michael Kessler, Nadja Auermann und Rolando Villazon. Ansonsten blieb alles beim Alten oder wie es Kai Pflaume ausdrückte: "Beste Samstagabendfamilienunterhaltung, auf die sie sich freuen können."

In der Praxis sieht das dann erst einmal so aus, dass Michael Kessler und Bernhard Hoëcker im Anschluss an eine Frage zum Eignungstest für FBI-Agenten Sit-ups und Liegestütze machen müssen. Nun orientiert sich eine Samstagabendfamilienunterhaltungssendung zwar möglichst am schwächsten Glied der Familie, aber mit so wenig dürften sich heute die wenigsten Kinder zufrieden geben.

Kai Pflaume macht Feuer unterm Dach

Doch wie beim Fußball findet auch eine Fernsehshow manchmal erst über den Kampf ins Spiel. Als Kai Pflaume die Antwort auf die Frage, welche Utensilien man für einen Feuerball braucht, in einem Experiment veranschaulichen will, ist das so etwas wie die Initialzündung der Sendung und zwar wortwörtlich.

Um einen solchen Feuerball zu erzeugen, gießt Pflaume nämlich zuerst Spülmittel in eine Wanne mit Wasser und erzeugt dann mit Feuerzeuggas einen kleinen Schaumteppich, den Hoëcker und Kessler mit einer Hand abschöpfen sollen.

Kessler fackelt sich ab

Pflaumes Warnung an die beiden, die Hände beim Anzünden nicht über die Wanne zu halten, hallt zwar noch durchs Studio, als Michael Kessler die Warnung aber missachtet, hindert das Pflaume nicht daran, das Feuerzeug trotzdem an Kesslers Hand zu halten. Ein Zischen, ein Flammen, ein Brennen – und der verdutzte Michael Kessler muss sich die nächsten Wochen keine Gedanken über das Epilieren seiner Unterarme machen, sollte er es denn getan haben.

Medium-Größe reicht vollkommen

Einbildung oder nicht – irgendwie war ab da etwas Zunder in der Sendung und das lag nicht daran, dass Michael Kessler augenscheinlich einige Minuten danach noch immer ziemlich blass um die Nase war, sondern vor allem an den skurrilen Fragen, die man allesamt entweder in die Kategorie "Kann man wissen, wenn man bisschen nachdenkt", meistens aber in die Kategorie "Ach guck mal an, das hätte ich nicht gedacht" einordnen konnte. So erfuhr man etwa, dass sich englische Damen im 16. Jahrhundert die Zähne schwarz färbten, um Kariesbefall vorzutäuschen, weil sich damals nur die Reichen Zucker leisten konnten.

Gefallen an nutzlosem Wissen

Das hilft einem jetzt nicht beim ersten Date oder beim Bewerbungsgespräch, aber wer Gefallen an nutzlosem Wissen findet oder einfach Freude an schrägen Experimenten hat (Mischen Sie mal Wackelpudding mit Tonic Water und machen das Licht aus!), der dürfte gestern Abend seinen Spaß gehabt haben. Ob man aber wirklich eine XXL-Version braucht, hängt ganz davon ab, wie groß dieser Spaß bei jedem Einzelnen ist. Den meisten dürfte aber die Medium-Portion am Vorabend völlig ausreichen.

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