Endlich ist "Wonder Woman" in einem eigenen Film in den Kinos zu bewundern. Die Erwartungen der Fans der Comic-Heldin hätten nicht größer sein können. Um es kurz zu machen: Sie werden sogar übertroffen!
In "Batman v. Superman: Dawn of Justice" hatte sie ihren ersten Auftritt: "Wonder Woman" – die bekannteste Superheldin aus dem Hause DC Comic und wahrscheinlich der Welt.
Diana Prince, wie sich die schlagfertige Amazone im Alltag nennt, hatte zwar eine eher kleinere Rolle, jedoch zeigte schon damals vor allem der Showdown die gewaltigen Kräfte, über die sie verfügt. Die Erwartungen, die sich Comic- und Filmfans vom eher kurzen Auftritt versprachen, werden nicht nur gehalten, sondern weit übertroffen.
Gleich nach Filmstart in den USA gab es die ersten Erfolgsmeldungen: "Wonder Woman" brach an den Kinokassen Rekorde und legte den erfolgreichsten Filmstart einer Regisseurin hin. Ist "Wonder Woman" von Patty Jenkins deshalb ein Frauenfilm? Ja und nein.
Zunächst: "Wonder Woman" ist schlicht und ergreifend eine der besten Comic-Verfilmungen, wenn nicht gar die beste. Damit schafft es Jenkins, die Karten neu zu mischen und DC nach einigen nicht so gut angenommen Filmen gegen die Konkurrenz von Marvel zu positionieren.
Schon vor dem Start von "Batman v. Superman" gab es kritische Stimmen: Gal Gadot sei zu dünn, das Kostüm zu knapp, und überhaupt – wer könne bitte ernsthaft auf hohen Absätzen Schurken umhauen!?
(Unter uns: Manche können nicht einmal in Espandrilles der Straßenbahn hinterherlaufen – der eigene Körperklaus sollte nie Maßstab sein).
Die Eignung der Amazone als Role-Model für kleine Mädchen liegt aber sowieso in ihren Auftritten als Diana Prince. Sie hinterfragt alles, gibt sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden und hat ein Herz, das so groß ist, dass die ganze Welt hineinpasst.
Weibliche Schwäche? Aber immer doch!
Jenkins gönnt ihrer Heldin Eigenschaften, die gerne mal als "weibliche Schwäche" ausgelegt werden. Doch sorgte die Darstellung "typisch weiblicher Ticks" in bisherigen Filmen eher für Schenkelklopfer. (Erinnern Sie sich an den Spiegelblick der Terminatrix? Haha, typisch Frau - sogar als Killermaschine voll eitel!) In diesem Film werden die Ticks in Stärke umgewandelt.
Ja, Diana quietscht vor Freude, wenn sie ein Baby sieht. Aber dieser Moment der Weichheit lenkt sie nicht von ihrer Bestimmung ab, sondern bestärkt sie sogar, dafür zu kämpfen, dass es allen Kindern auf der Welt gut geht.
"Wonder Woman" zeigt Dianas "Origin Story", erzählt also, wie sie zu der wurde, die sie ist. Comics sind ja nicht von ungefähr bei Teenagern beliebt. Die anstrengende Pubertät lässt sich viel leichter durchmachen, wenn ein gezeichneter Kumpel ganz ähnliche Probleme hat.
Und die Superhelden-Geschichten, in denen sie ihre Kräfte erforschen und Umhänge nähen gehören ja traditionell zu den lustigeren.
Ähnlich ist es bei Diana. Sie wächst auf der wunderschönen Insel Themyscira auf, als Tochter der Königin (Connie Nielsen), die allerdings eine echte Helikopter-Mutter ist.
Auch Amazonen müssen durch die Pubertät
Diana ist ihr größter Schatz – verständlich, ist sie doch das einzige Kind auf der Insel, auf der nur Frauen leben ...
Als Zuschauer ahnt man gleich: Die Geschichten, die Hippolyta ihrer Tochter über deren Zeugung erzählt, können nicht wahr sein. Aus Lehm geformt? Leben eingehaucht? Also bitte …
Und auch über ihre wahre Stärke und Berufung möchte die Königin das Kind im Dunkeln halten.
Lichtblick in Dianas überbehütetem Leben ist ihre Tante Antiope (Robin Wright). Die ist General der Amazonen-Armee, die Stärkste aller Kämpferinnen und unterrichtet Diana nicht nur heimlich, sondern hilft ihr auch, die eigene Stärke zu entdecken.
Mit der Besetzung Robin Wrights als Antiope ist Jenkins übrigens ein Geniestreich gelungen. Ihre Darstellung ist so kraftvoll, dass es einen schier in den Kinositz drückt. Wer noch nicht in
Und so ist das Leben auf Themyscira gut – aber nicht konfliktfrei. Doch als eines Tages ein Mann (Chris Pine als Steve Trevor) nach dem Absturz seines Flugzeugs auf der Insel strandet, bricht die Hölle los!
Außerhalb der schützenden Kuppel, die die Insel umgibt, tobt der Erste Weltkrieg. Für Diana ist es keine Frage, dass sie hinaus in die Welt ziehen will, um den Krieg zu beenden. Auch gegen den Willen ihrer Mutter.
Schließlich kennt sie die Sage, nach der der Kriegsgott Ares die Menschen unter seiner Gewalt hat und sie zum Krieg verführt. Ihn zu töten, würde alles Elend beenden. Und schließlich hat sie ein Schwert namens "Godkiller" – was kann da schon schiefgehen?
Menschheit ist halt so
Natürlich eine Menge. Auf die harte Tour muss Diana lernen, dass es in der Welt der Menschen Intrigen und Verrat gibt, dass es nicht die Kraft von außen ist, die die Menschheit unterjocht, sondern dass die den Karren schon ganz gut allein an die Wand fahren kann.
Und so lernt Diana nicht nur die Liebe kennen, sondern auch Verlust und Schmerz ("Das fünfte Element" lässt grüßen!) und bereut doch keine ihre Entscheidungen.
Eigenverantwortung vor göttlicher Bestimmung – die Botschaft funktioniert ganz ohne Moralkeule.
Das Sahnehäubchen am Schluss ist dann noch einmal der Showdown. Der ist sicher nicht jedermanns Sache in seinem Bombast und der totalen Überhöhung der Heldenfiguren. Wer es aber klassisch mag, kommt absolut auf seine Kosten.
Kaum ist der Film zu Ende, kann man den Start von "Justice League" kaum erwarten. Fans müssen sich allerdings noch bis zum 16. November gedulden.
Dianas Part darin wird natürlich kleiner sein. Doch angesichts des massiven Erfolgs wird ein weiterer "Wonder Woman"-Film sicher kein frommer Wunsch bleiben.
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