In der Tarifrunde bei der Bahn ist der erhoffte Durchbruch nicht gelungen. Im Streit Lohnerhöhungen gehen der Konzern und die Gewerkschaft EVG auseinander. In der Folge wird es ab Montag Warnstreiks geben.
Bahnfahrer müssen sich zum Beginn der neuen Woche auf Warnstreiks mit Zugausfällen und Verspätungen einstellen.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) brach die Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn am Samstag in Hannover ab. Wie aus Kreisen der Gewerkschaft zu hören war, sollen bereits am Montagmorgen Beschäftigte vor allem in Stellwerken und Werkstätten bundesweit ihre Arbeit niederlegen. Die Aktion könnte demnach bis zum Mittag anhalten.
Als Grund nannte die EVG ein aus ihrer Sicht zu geringes Lohnangebot des Arbeitgebers. Über den Umfang und die genaue Dauer der Arbeitsniederlegungen sei noch nicht entschieden.
Bahn spricht von "überflüssiger Eskalation"
Die Bahn sprach hingegen von einer "völlig überflüssigen Eskalation". "Bei diesem Angebot den Verhandlungstisch zu verlassen, ist nicht nachvollziehbar und verunsichert völlig unnötig unsere Kunden mitten in der Weihnachtszeit", erklärte Personalvorstand Martin Seiler. Die Bahn habe "alle EVG-Forderungen inklusive der Kernforderungen erfüllt".
EVG-Bundesgeschäftsführer Torsten Westphal sagte, Reisende müssten schon zum Wochenstart mit erheblichen Einschränkungen rechnen. "Wir kehren an den Verhandlungstisch zurück, wenn die Bahn deutlich macht, ernsthaft mit uns verhandeln zu wollen. Die jetzt angekündigten Warnstreiks werden aber nicht mehr zu verhindern sein, unsere Mitglieder sind hochmotiviert", fügte der Gewerkschafter hinzu.
Zum Arbeitgeber-Angebot gehörten nach Angaben der Bahn eine Entgelterhöhung von insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen und eine Einmalzahlung von 500 Euro. Anstelle der zweiten Stufe sollte den Mitarbeitern erneut die Möglichkeit eröffnet werden, mehr Freizeit zu wählen, so die Bahn. Dies sollte nach Darstellung der EVG aber erst ab Anfang 2021 möglich sein.
Bislang auch keine Einigung mit GDL
"Am Ende fehlte aus unserer Sicht ein Prozent mehr angesichts der vom Arbeitgeber angebotenen längeren Laufzeit", sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba. Die Bahn hatte 29 Monate vorgeschlagen, die EVG strebte 24 Monate an.
Bei einer längeren Laufzeit hätte bei der ersten Erhöhungsstufe eine 3 vor dem Komma stehen sollen, machte Rusch-Ziemba deutlich.
Mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vertagte sich die Bahn auf den kommenden Dienstag (11. Dezember) in Eisenach. Hier sei man kurz vor dem Ziel, sagte Bahn-Personalvorstand Seiler. Die EVG lehnte hingegen eine Vertagung ab.
Die ganze Nacht hindurch hatte das Unternehmen mit der EVG sowie separat mit der GDL verhandelt. Dabei sei der erhoffte Durchbruch nicht gelungen, hieß es aus beiden Gewerkschaften. Sowohl die EVG als auch die GDL hatten ursprünglich 7,5 Prozent mehr Geld gefordert.
Die Gespräche in Hannover liefen seit Donnerstag parallel in zwei Hotels. Die EVG hatte bereits vorab mit einem Abbruch und "weiterreichenden Aktionen" gedroht, falls in dieser Runde keine Einigung gelingen sollte. Die GDL könnte wegen eines entsprechenden Abkommens erst nach einer gescheiterten Schlichtung streiken.
Verbesserungen für Nachwuchskräfte
Die EVG vertritt etwa 160.000 Beschäftigte der Deutschen Bahn im Inland. Die kleinere GDL verhandelt für einen Teil davon - rund 36.000 Beschäftigte des Zugpersonals, darunter vor allem Lokführer, Zugbegleiter und Bordgastronomen. Seiler hatte von Anfang an das Ziel ausgegeben, möglichst mit beiden Gewerkschaften "für gleiche Berufsgruppen auch zu vergleichbaren Ergebnissen zu kommen".
Laut einer Mitteilung der Bahn hatte man sich in den Verhandlungen mit der EVG darauf geeinigt, dass der Arbeitgeberbeitrag zur betrieblichen Altersvorsorge um 1,1 Prozent steigen und die Reisezeit bei Firmenreisen vergütet wird. Auch für Nachwuchskräfte hätten beide Seiten sich bereits auf eine Vielzahl von Verbesserungen verständigt. © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.