Nach einem schwankungsreichen August stehen die Chancen für einen goldenen Aktien-Herbst gut. Anlageexperte Robert Halver von der Baader Bank zufolge geht unter Anlegern derzeit die Sorge um, etwas zu verpassen. "Aus Angst, der Rally hinterherzulaufen, geben sie ihre defensive Haltung auf", sagte Halver. Dieses Schema könnte zum Start in den September weiter bestehen.
Am Freitag näherte sich der deutsche Leitindex näherte bis auf 30 Punkte der 19.000er Marke, bevor die Anleger es dann langsamer angehen ließen. Letzten Endes konnte er seine Gewinnstrecke mit einem knappen Minus nicht ausdehnen. Den Handelstag beendete der Dax 0,03 Prozent tiefer bei 18.906,92 Punkten. Er verbuchte damit ein Wochenplus von 1,5 Prozent.
Geht es nach den Charttechnikern von Index-Radar, ist das Potenzial für die verbleibenden vier Jahresmonate statistisch gesehen noch nicht ausgeschöpft. Ein Zielniveau von rund 20.500 Punkten sei aufgrund der Historie denkbar. Doch dies erscheint den Chartexperten zumindest mit Blick auf die kommenden Wochen etwas zu hoch. Kurzfristig sei der Dax überhitzt, und sie warnten mit den näher rückenden US-Wahlen vor einem gewissen Unsicherheitsfaktor.
Anleger konzentrieren sich neuerdings wieder stärker auf die Perspektive kommender Zinssenkungen, sowohl in Europa als auch in den USA. In dieser Hinsicht sind vorerst keine Störfeuer zu erwarten, denn richtig spannend wird es erst am 12. September, wenn die Europäische Zentralbank über das Zinsniveau in der Eurozone entscheidet. Der nächste Entscheid der US-Notenbank Fed steht für den 18. September auf der Agenda. In den nächsten Tagen dürften aber einige Konjunkturdaten nochmals relevant werden für die Amerikaner: Neben den ISM-Einkaufsmanagerindizes gilt dies vor allem für den Arbeitsmarktbericht am Freitag.
"Das Inflationsgespenst in Europa verflüchtigt sich langsam", schrieb Deka-Bank-Chefvolkswirt Ulrich Kater nach der Erkenntnis, dass die Inflation in der Eurozone allmählich im Zielbereich der Notenbanker ankommt. Das gesamtwirtschaftliche Bild sehe hierzulande zwar weniger rosig aus. Doch die Kombination von beidem eröffne der Europäischen Zentralbank sowohl die Notwendigkeit als auch den Spielraum, ihre Geldpolitik weiter zu lockern. Im Juni hatte sie schon einmal an der Zinsschraube gedreht.
In den USA sei die Situation etwas anders, sagte Kater, der dort eine relativ robuste Wirtschaft beobachtet. Dies sei aber auch für europäische Exportwerte von Vorteil: "Diese Stärke in der größten Volkswirtschaft der Welt trägt nicht zuletzt dazu bei, das globale Wirtschaftswachstum intakt zu halten, und wird auch weiterhin weltweit die Aktienkurse stützen", so Kater. Nach den jüngsten Andeutungen von US-Notenbankchef Jerome Powell verfestigt sich auch in den USA die Erwartung einer ersten Zinssenkung im September. Experten erwarten, dass der Jobmarkt dort das bisherige Fokusthema Preisstabilität ablöst. © dpa
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