Trotz eines Rückgangs der Insolvenzzahlen im Juni zeigt die Gesamtbilanz der Firmeninsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 ein düsteres Bild: Fast 40 Prozent mehr Insolvenzen als im Vorjahr - und die Chancen auf eine erfolgreiche Sanierung sind schlechter denn je.

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In den erstens sechs Monaten dieses Jahres mussten laut einer Analyse der Beratungsgesellschaft Falkensteg für das "Handelsblatt" vom Dienstag 162 Unternehmen mit mehr als zehn Millionen Euro Umsatz Insolvenz anmelden. Das waren demnach 41 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Unter den insolventen Firmen sind prominente Namen wie der Reiseveranstalter FTI, die Warenhauskette Galeria oder die Modefirma Esprit.

Im Verlauf des ersten Halbjahres meldete Creditreform etwa 11.000 Insolvenzen, was den höchsten Wert seit fast zehn Jahren bedeutet. Vor allem Immobilienfirmen, Autozulieferer und Maschinenbauer waren demnach betroffen.

Dem Handelsblatt zufolge haben angeschlagene Firmen zudem zunehmend Schwierigkeiten, sich erfolgreich zu sanieren und sind gezwungen, im Insolvenzverfahren ihren Betrieb endgültig einzustellen. Mit Verweis auf die Analyse von Falkensteg seien demnach von 279 Firmen, die 2023 Insolvenz anmeldeten, bis Ende des ersten Halbjahres 2024 nur 35 Prozent gerettet worden. Vor drei Jahren konnte dies noch in 57 Prozent der Fälle erreicht werden.

Rückgang der Firmenpleiten im Juni, aber weiterhin hohes Niveau im Jahresvergleich

Zwar ist die Zahl der Firmenpleiten im Juni dieses Jahres zurückgegangen - im vergangenen Monat meldeten 1.169 Unternehmen Insolvenz an, das waren acht Prozent weniger als im Mai, wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Dienstag mitteilte. Dennoch gibt es elf Prozent mehr Pleiten als im Juni vor einem Jahr. Und verglichen mit dem Juni-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 vor der Corona-Pandemie liegt die Zahl der Firmeninsolvenzen laut IWH 24 Prozent darüber.

In den größten zehn Prozent der Pleite-Unternehmen im Juni waren laut Institut 9.500 Beschäftigte betroffen. Das waren weniger als im Mai und weniger als im Juni 2023.

Experte erwartet, dass Insolvenzzahlen wieder ansteigen werden

Das IWH wertet für seinen monatlichen Insolvenztrend die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Dazu erhebt das Institut Frühindikatoren, die dem Insolvenzgeschehen zwei bis drei Monate vorausgehen.

Für Juli rechnet Experte Müller, dass die Insolvenzzahlen wieder leicht nach oben gehen werden. Für die weiteren Monate zeichne sich noch kein stabiler Trend ab.

Ursachen für Unternehmensinsolvenzen

Betriebe geraten verstärkt in Schieflage, weil sie von den Corona-Jahren geschwächt sind, heißt es in der Falkensteg-Analyse. Gleichzeitig habe die Inflation zu höheren Energie- und Materialpreisen geführt, die Nachfrage habe sich abgeschwächt.

Standortnachteile im internationalen Wettbewerb wie Fachkräftemangel, fehlende Rohstoffe und überbordende Bürokratie verschärften die Lage. Unsicherheiten durch globale Krisen und schlechte Konjunkturaussichten in Deutschland machten Sanierungen schwieriger. (afp/lla)

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