- Trotz zahlreicher Krisen florierte der deutsch-afrikanische Handel im vergangenen Jahr.
- Laut Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft hat der deutsch-afrikanische Handel im Jahr 2022 ein neues Rekordniveau erreicht.
- Das Handelsvolumen für 2022 beträgt 59,8 Milliarden Euro und liegt damit 21,3 Prozent über dem Vorjahreswert von rund 49 Milliarden Euro.
Zwar ist das Handelsvolumen der Bundesrepublik mit anderen internationalen Partnern wie den USA oder der Volksrepublik China natürlich deutlich höher, dennoch wird Afrika immer wichtiger für deutsche Unternehmen und den bilateralen Handel.
Deutschland ist traditionell ein Exportland. Wenig verwunderlich daher, dass die Exportzahlen nach Afrika im Rekordjahr 2022 wieder deutlicher höher waren als im Haupt-Corona-Jahr 2021. Sie lagen um 14,5 Prozent über denen des Vorjahres. In absoluten Zahlen bedeutet das ein Exportvolumen von 26,4 Milliarden Euro.
Deutliches Importwachstum für Güter aus Afrika
Bei den Importen ist der Anstieg mit 27,4 Prozent auf 33,4 Milliarden Euro noch deutlicher. "Dass sowohl bei den Importen als auch bei den Exporten deutliche Zuwächse verzeichnet werden konnten, bewerten wir positiv, auch wenn bei den Importen steigende Rohstoffpreise eine starke Rolle gespielt haben", kommentiert Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, die kürzlich erschienenen Außenhandelszahlen.
Dass der afrikanische Kontinent künftig für europäische und vor allem deutsche Unternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnen dürfte, ist unbestritten. Nicht nur die Bundesregierung, sondern auch die Privatwirtschaft investiert pro Jahr zig Milliarden in afrikanische Länder. Und dies fernab der klassischen Entwicklungshilfe.
Um hierzulande die Energiewende zu meistern, investieren deutsche Firmen insbesondere in erneuerbare Energien, aber auch in konventionelle Energieträger. Im westafrikanischen Senegal etwa sind deutsche Firmen bei der Erschließung riesiger Gasvorkommen beteiligt. Deutschland könnte bald Flüssiggas aus Senegal importieren, um weiter unabhängig vom russischen Gas zu werden. Senegals Staatspräsident Macky Sall machte aber deutlich: Nur, wer mitwirkt bei der Ausbeutung, Produktion des Vorkommens und beim Bau von Anlagen, bekommt auch ein Stück vom begehrten Gas-Kuchen ab. Um das deutsche Interesse am senegalesischen Gas auch auf höchster Ebene deutlich zu machen, reiste Bundeskanzler Olaf Scholz eigens mit einer Delegation im Mai 2022 nach Dakar.
Nachhaltiger Trend hin zum afrikanischen Markt
"Für uns zeigen die Zahlen, dass afrikanische Länder für die deutsche Wirtschaft an Bedeutung gewinnen und dass afrikanische Länder ein wachsendes Interesse an der Zusammenarbeit mit Deutschland haben. Die offiziellen Handelszahlen bestätigen auch die positive Bilanz unserer Mitgliedsunternehmen für das Jahr 2022", sagt Kannengießer. Der Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft ist ein gemeinnütziger Verein und hat derzeit rund 500 Mitglieder: vorwiegend deutsche, aber auch europäische sowie afrikanische Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen. Der Verein repräsentiert etwa 85 Prozent des deutschen Afrika-Geschäfts – quer durch alle Branchen, vom Start-up bis zum DAX-Unternehmen.
In einer Umfrage waren die Mitgliedsunternehmen zu mehr als 63 Prozent mit ihren Afrika-Aktivitäten zufrieden. Noch wichtiger: 43 Prozent wollen in diesem Jahr verstärkt in ihr Afrikageschäft investieren, heißt es vom Wirtschaftsverein mit Hauptsitz in Hamburg. "Die neuen Rekordzahlen zeigen auch, dass deutsche Unternehmen trotz wirtschaftlichem Krisenmodus bei ihrem Afrikageschäft an die Vorkrisenjahre 2018 und 2019 anknüpfen konnten", erklärt Kannengießer.
Ausweitung der deutsch-afrikanischen Wirtschaftsbeziehungen sei notwendig
Dennoch seien die positiven Kennzeichen kein Grund, sich auszuruhen. Um die deutsch-afrikanischen Wirtschaftsbeziehungen weiter zu stärken und auch regional zu diversifizieren, sollten die Außenwirtschaftsinstrumente weiter verbessert werden, regt Kannengießer an. Konkret geht es laut Kannengießer um günstigere Exportkreditgarantien beim Handel mit afrikanischen Partnern. Dies mache deutsche Unternehmen in den Märkten wettbewerbsfähiger. "Durch eine gleichzeitige Ausweitung der Investitionsgarantien des Bundes und weiterer Instrumente der Außenwirtschaftsförderung kann auch der Sprung vom Handel zu Investitionen und damit der Schaffung von Arbeitsplätzen in afrikanischen Ländern vermehrt gelingen."
Der Verein, der seit 85 Jahren existiert, drängt auf weitreichende Reformen mit verstärkten Aktivitäten deutscher Unternehmen und ihrer afrikanischen Partner. Zudem bringt Kannengießer einen hochrangigen Afrika-Gipfel mit Schwerpunkt auf Handel und Investitionen für 2023 ins Spiel.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Christoph Kannengießer
- Pressemitteilung des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft vom 7. Februar 2023
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