Aus "Wifi on ICE" wird "Wifi@DB": Die Deutsche Bahn weitet ihr WLAN-Angebot im Fernverkehr auf Bahnhöfe und Regionalzüge aus. Der Ausbau des Netzes kostet Millionen - dabei hat der Konzern die Qualität des Empfangs kaum selbst in der Hand.
Die Deutsche Bahn weitet ihr Internet-Angebot auf Bahnhöfe und Regionalbahnen aus. Fortan können sich Reisende an rund 100 Bahnhöfen in Deutschland ins kostenlose WLAN-Netz einwählen und bleiben damit auch während der Fahrt im Zug verbunden.
Dazu gehören zunächst vor allem größere Bahnhöfe wie Köln, München, Köln und Hamburg. Mit Straubing, Trier und Sylt sind aber auch kleinere Standorte angeschlossen. Im Raum Frankfurt sowie in Teilen Baden-Württembergs soll das Netz zudem in Regionalzügen der Deutschen Bahn zur Verfügung stehen.
"Dieses Internet begleitet Sie, wenn Sie vom Bahnhof in den Zug steigen und vom Zug in einen anderen Bahnhof", sagte das für Digitalisierung und Technik zuständige Vorstandsmitglied Sabina Jeschke am Mittwoch in Berlin.
Bislang bot die Deutsche Bahn kostenloses Internet flächendeckend lediglich in ihren Fernverkehrszügen an. Dort kann die WLAN-Verbindung nach der Erfahrung vieler Reisenden aber häufiger unterbrochen sein. Zudem konnten sich Fahrgäste an den Bahnhöfen bislang oft nur in andere, kostenpflichtige Netze etwa von der Telekom einloggen.
"Wifi on ICE" wird ersetzt durch Wifi@DB"
Dies soll sich nun ändern. Ziel des Konzerns ist eine einheitliche WLAN-Infrastruktur, so dass sich Kunden im Fernverkehr bei ihrer Ankunft am Bahnhof nicht extra in ein neues Netz einwählen müssen. Das Fernzugnetz "Wifi on ICE" wird nach und nach ersetzt durch "Wifi@DB", das auch jetzt schon in den Zügen funktioniert. Das Vorhaben hatte der bundeseigene Konzern bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt.
Für die Ausstattung von zunächst 130 Bahnhöfen bis Ende dieses Jahres investiert die Deutsche Bahn rund 44 Millionen Euro. Bis flächendeckend auch der Regionalverkehr entsprechend ausgestattet ist, werde es noch einige Jahre dauern, sagte Jeschke.
Im Download sind an den Bahnhöfen der Bahn zufolge Bandbreiten von mehr als zehn Mbit pro Sekunde beim Endkunden möglich. Im Zug liege die Geschwindigkeit pro Reisendem bei möglichen zwei bis drei Mbit pro Sekunde. Wie gut die Internetverbindung aber funktioniert, hängt vor allem vom Sendemast-Ausbau entlang der Strecken ab.
Verantwortlich dafür sind die Netzbetreiber, mit denen die Deutsche Bahn laut Jeschke in engem Austausch stehe. Noch immer gibt es viele Funklöcher. Bis 2022 müssen die Betreiber diese sogenannten weißen Flecken beseitigen. "Dann hoffentlich hat sich dieses Phänomen erledigt", sagte Jeschke.
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Fahrgastverband Pro Bahn bewertet das Vorhaben positiv
Der Fahrgastverband Pro Bahn bewertete das neue Angebot der Bahn am Mittwoch positiv. "Die Bahn ist sicherlich spät dran", sagte der Ehrenvorsitzende des Verbands, Karl-Peter Naumann. "Allerdings sind die technologischen Herausforderungen auch deutlich größer." Nun müssten aber auch die Wettbewerber im Nahverkehr mitziehen. "Hier brauchen wir eine Einheitlichkeit, und hier müssen sich alle Schienenverkehrsunternehmen zusammen tun, damit das Internet dann auch im Nahverkehr durchgehend verfügbar ist."
Grundsätzlich sei die Bahn offen für solche Kooperationen, teilte eine Sprecherin am Mittwoch mit. Gespräche dazu liefen derzeit aber keine. Für 2021 sei zunächst der Plan, mehrere hundert Regionalzüge und Busse des eigenen Konzerns an die neue Plattform anzuschließen.
Für viele Reisende in Deutschland ist das WLAN-Netz im Zug auch deshalb wichtig, weil der Mobilfunkempfang auf der Strecke nach wie vor schlecht ist. Auch das liegt vor allem an zu wenigen Sendemasten entlang der Gleise.
Ein Grund sind aber auch die wärmeisolierenden Scheiben der Schnellzüge, die das Signal kaum durchlassen. Die Bahn leitet es deshalb - ähnlich wie beim WLAN - über Antennen in den Zug, wo es durch sogenannte Repeater verbreitet wird. Allerdings experimentiert der Konzern derzeit auch mit frequenzdurchlässigen Scheiben. (dpa/lh)
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