Kommenden Mittwoch könnten Radiohörer eine böse Überraschung erleben. Wie die "Welt" berichtet droht einer Vielzahl von Radiosendern dann die Zwangsabschaltung. Grund für den "Radio-Blackout" sind Streitigkeiten zwischen Sendernetzbetreibern und den Besitzern von UKW-Antennen.
In der kommenden Woche könnte Stille in die deutsche Radiolandschaft einkehren. Denn einem Bericht der "Welt" zufolge drohen zahlreiche UKW-Radiosender aufgrund von Zwangsabschaltungen zu verstummen. Ursache des bevorstehenden "Radio-Blackouts" sind Preisstreitigkeiten zwischen den Betreibern der UKW-Sendeantennen und denen der Sendernetze.
Die UKW-Antennen gehörten bis Ende vergangenen Jahres dem Freenet Tochterunternehmen Media-Broadcast. Nach einem Entschluss der Bundesnetzagentur für eine Preisobergrenze für die Nutzung der Sendemasten im Jahr 2016, sah das Unternehmen das UKW-Geschäft als nicht mehr lohnend an und verkaufte seine Antennen an circa 30 Unternehmen.
Unter diesen befinden sich auch einige Finanzinvestoren, die sich nun nicht mehr an die festgelegten Höchstpreise gebunden sehen. Durch das Wegfallen der zuvor bestehende Monopolsituation ist der Schritt hin zur freien Preisgestaltung auch grundsätzlich legitim.
Streit um Nutzungspreise
Viele der UKW-Rundfunksender verfügen allerdings nicht über eine Sende-Infrastruktur und haben infolgedessen den Sendernetzbetrieb neu ausgeschrieben. Eine Reihe der Zuschläge haben dabei die Sendernetzbetreiber Uplink und Divicon erhalten.
Die Sendernetzbetreiber mieten für die Radiosender die UKW-Antennen sowie deren Kapazitäten und sorgen damit für die Übermittlung der jeweiligen Programme. Bei der Kalkulation ihrer Angebote haben Uplink und Divicon aber offenbar nicht die steigenden Mietpreise für die Sendemasten miteinbezogen.
Die Antennenbesitzer und die Sendernetzbetreiber können sich bislang nicht über Höhe der Nutzungspreise einigen. Weil Media-Broadcast die Verträge mit ihren Kunden eigentlich zu Ende März 2018 gekündigt hatte, trafen sich Mitte des vergangenen Monats Akteure des Radiomarkts um den drohenden Blackout zu verhindern.
Bei dem Treffen vereinbarten sie eine Übergangslösung, nach der Media-Broadcast sich dazu bereit erklärte, die Verbreitung der Radioprogramme bis Ende Juni weiter zu gewährleisten.
Stichtag für den Blackout
Das Unternehmen knüpfte die Vereinbarung unter anderem an die Bedingung, dass die jeweiligen Radiosender oder zuständigen Sendernetzbetreibern sie direkt mit der verlängerten Weiterverbreitung beauftragen müssten.
Laut der "Welt" hatten dies bis Donnerstagnachmittag aber nur ein Viertel der betroffenen Programmveranstalter getan. Am kommenden Montag will das Unternehmen die Aufträge ein letzes mal begutachten. "Wer sich bis dahin nicht gemeldet hat, wird am Mittwoch abgeschaltet“, so der Media-Broadcast-Chef Wolfgang Breuer im Gespräch mit dem Medium.
Nach Breuer könnten "bis zu zehn Millionen Hörer" von den Zwangsabschaltungen betroffen sein. Zu den Sendern die ab Mittwoch zu verstummen drohen zählen unter anderen der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR), der Norddeutsche Rundfunk (NDR), das Deutschlandradio, sowie eine Vielzahl privater Sender wie zum Beispiel BigFM.
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