Der Fachkräftemangel ist für viele Unternehmen in Deutschland schon jetzt ein echtes Problem. Schuld daran sind auch schlechte Arbeitsbedingungen, sagen Gewerkschaftsvertreter. Sie fordern, dass Arbeitgeber sich "mehr Mühe" geben.
Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, macht schlechte Arbeitsbedingungen für den Fachkräftemangel in Deutschland verantwortlich. "Wo die Bedingungen schlecht und die Belastungen hoch sind, fehlen über kurz oder lang Fachkräfte", sagte Fahimi den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Montag. "Schlechte Arbeitsbedingungen sind für Beschäftigte ein wichtiger Grund, den Beruf zu wechseln oder gar nicht erst zu ergreifen."
Das setze oft "einen Teufelskreis in Gang", sagte die DGB-Chefin. "Denn durch Personalmangel wird die Arbeit für die verbleibenden Fachkräfte noch belastender."
Fahimi forderte bessere Arbeitsbedingungen für Angestellte sowie Anti-Stress-Programme oder Entlastungstarifverträge. Arbeitsstress sei ein deutlicher Hinweis für Arbeitgeber, etwas gegen die psychische und körperliche Belastung der Beschäftigten zu tun. "Arbeitgeber, die das missachten oder Fachkräftemangel nur mit Mehrarbeit kompensieren, schaden nur sich selbst und das oft genug zu Lasten der ganzen Gesellschaft."
IG-Metall-Vorstand: Arbeitgeber müssen sich "mehr Mühe" geben
Ähnlich äußerte sich das IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban gegenüber den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). "Das Problem ist nicht eine allgemeine Knappheit an Arbeitskräften", sagte Urban. Personalengpässe gebe es da, wo Arbeitsbedingungen und Entlohnung besonders schlecht oder wo Qualifikationsbedingungen besonders hoch seien.
"Hier sind grundlegende Veränderungen in den Personalstrategien und Unternehmenskulturen unverzichtbar", sagte Urban weiter. Der IG-Metall-Vorstand macht sich dafür stark, dass Arbeitgeber verstärkt Tarifverträgen beitreten und den Beschäftigten Arbeitszeitmodelle anbieten, "die es erlauben, das Berufsleben und die Zwänge der Sorgearbeit miteinander zu verbinden".
Wenn es um Hochqualifizierte gehe, müssten sich die Unternehmen "schlichtweg mehr Mühe bei der Aus- und Weiterbildung geben", sagte Urban. Viele Unternehmen hätten aber noch nicht begriffen, dass Arbeitgeberattraktivität inzwischen eine Schlüsselkompetenz sei. Die Bundesregierung veranstaltet am Montag in Berlin einen großen Fachkräftekongress. (afp/thp)
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