Das Leben in Deutschland ist durch die Inflation deutlich teurer geworden. SPD-Chefin Saskia Esken ist aber auch überzeugt, dass Unternehmen die Situation ausnutzen, um ihre Gewinne nach oben zu schrauben. Sie fordert, härter dagegen vorzugehen.
SPD-Chefin
Zwar seien der Krieg in der Ukraine, steigende Energiepreise und Lieferengpässe die Hauptursachen für steigende Preise, teilweise seien sie aber "auch deshalb gestiegen, weil die Unternehmen ihre Gewinnmargen kräftig erhöht haben", sagte Esken.
"Wer gestiegene Kosten nur vorschiebt, um seinen Gewinn zu erhöhen, handelt unanständig", fügte sie hinzu. Es sei nicht hinzunehmen, dass Familien am Essen sparen müssten, um über die Runden zu kommen, während Unternehmen die Preise hoch hielten.
Zuerst sei es die Aufgabe des Bundeskartellamts zu prüfen, wie die Preissteigerungen zustande kommen. Sie schloss jedoch weitergehende Schritte wie eine staatliche Beobachtungsstelle - wie etwa in Spanien - nicht aus. Mehr Transparenz sei zu begrüßen.
Trend zu "übermäßigen Gewinnmitnahmen" in Deutschland "eklatant"
Auch die Grünen warnten vor einer "Gewinn-Preis-Spirale". Man müsse aufpassen, dass einige Unternehmen durch überhöhte Preissteigerungen keine Extragewinne aus der Krise schlügen, sagte der Grünen-Bundestagsfraktionsvize Andreas Audretsch. "Wir brauchen ein Kartellrecht mit mehr Biss", forderte er.
Das Bundesfinanzministerium erklärte gegenüber dem "Handelsblatt", viele verschiedene Faktoren bestimmten die Inflation, etwa die Unsicherheiten am Weltmarkt, insbesondere im Bereich Energie, gestörte Lieferketten und Nachholeffekte beim Konsum. Es lägen aber "keine Erkenntnisse vor, dass die Entwicklung von Unternehmensgewinnen ein maßgeblicher Treiber der Inflation ist".
Ende April hatte der Kreditversicherer Allianz Trade eine Studie veröffentlicht, wonach mehr als ein Drittel der jüngsten Preissteigerungen bei Lebensmitteln in Deutschland nicht auf Faktoren wie gestiegene Energie- oder Lohnkosten zurückzuführen sei.
Der Trend zu "übermäßigen Gewinnmitnahmen" ist demnach überall in Europa zu beobachten, in Deutschland sei er aber besonders "eklatant". (dpa/thp)
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