Wirtschaftlich hat der Osten zum Westen aufgeschlossen. Doch eine Lücke bleibt. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeichnet ein differenziertes Bild von der Lage in den östlichen Bundesländern.

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Die Arbeitslosenquote in den ostdeutschen Bundesländern ist seit der Wende deutlich gesunken und die Erwerbstätigkeit erheblich gestiegen. Trotzdem bleibt die Stimmung wegen des niedrigeren Lohnniveaus und des Gefühls benachteiligt zu sein getrübt. Das zeigt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Die Rahmenbedingungen für Frauen sind demnach jedoch in den östlichen Bundesländern besser als im Westen.

"Die hohe Arbeitslosigkeit und der Exodus der jungen Leute haben sich tief ins kollektive Bewusstsein eingebrannt", erklärte die Bertelsmann Stiftung. Die Auswirkungen seien auch heute noch spürbar, wenn die öffentliche Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen weiter ausdünne und viele Arbeitslose von damals der Altersarmut entgegenblickten.

"Das trägt zur Wahrnehmung bei, weiterhin benachteiligt zu sein – auch wenn der ostdeutsche Arbeitsmarkt heute wesentlich besser dasteht als vor 30 Jahren", erklärte Eric Thode, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung.

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Arbeitslosenquote von 19 auf 7,2 Prozent gefallen

Die Arbeitslosenquote ging den Angaben nach in den östlichen Bundesländern vom Höchststand Mitte der 2000er Jahre mit knapp 19 Prozent auf 7,2 Prozent im Jahr 2023 zurück, liegt damit aber immer noch über dem westdeutschen Schnitt von 5,3 Prozent. Nahezu Gleichstand herrscht inzwischen bei der Erwerbstätigenquote mit 76,7 Prozent im Osten und 77,3 Prozent im Westen.

Allerdings verdienten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im ehemaligen Osten im Schnitt 15,9 Prozent weniger. 1990 hatte die Lohnlücke den Angaben zufolge 26 Prozent betragen. Das mittlere Entgelt liege im Osten bei 3157 Euro, verglichen mit 3752 Euro im Westen, erklärte die Bertelsmann Stiftung. Maßgeblicher Grund dafür sei das unterschiedliche Produktivitätsniveau, auch durch die Struktur mit vielen kleineren Betrieben.

Osten punktet mit besserer Kinderbetreuung

Ansiedlungen von Großunternehmen, wie dem taiwanischen Chiphersteller TSMC und dem US-Unternehmen Intel "machen den Osten attraktiver", erklärten die Forschenden. Diese würden die Wirtschaft nicht nur produktiver machen, "sie bieten auch besser bezahlte Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Berufe".

"Deutliche Vorteile bietet der Osten dagegen bei den Beschäftigungsbedingungen für Frauen", so die Studienautoren. Der "Gender Pay Gap", also der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern, ist demnach in den östlichen Bundesländern erheblich kleiner als in den westdeutschen Ländern. 2023 lag der durchschnittliche Stundenverdienst einer Frau in Westdeutschland 19 Prozent unter dem eines Mannes. In Ostdeutschland betrage der Unterschied nur sieben Prozent.

Das liegt laut der Untersuchung auch an der besseren Kinderbetreuung in den östlichen Ländern, wo 50 Prozent der Kinder unter drei Jahren betreut werden. Im Westen sind es lediglich 30 Prozent. "Die Folge: Mütter in den ehemals neuen Ländern können ihre Arbeitszeitwünsche besser in die Tat umsetzen. So arbeiten im Osten 67 Prozent der Frauen in Vollzeit - im Westen dagegen nur 52 Prozent", so die Stiftung. (afp/bearbeitet von fab)

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