Derzeit sind nach Angaben des Beamtenbundes rund 360.000 Stellen im öffentlichen Dienst nicht besetzt. Gewerkschaften warnen vor einem "Personalkollaps".
Mehrere Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes haben wegen der sich verschärfenden Personalknappheit Alarm geschlagen.
"Wenn die Politik nicht gegensteuert, droht ein Personalkollaps", sagte Daniel Merbitz, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), den Funke-Zeitungen vom Dienstag. Der Vizevorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael Mertens, warnte: "In allen Bereichen der Polizei fehlten Beamte." In der polizeilichen Ermittlungsarbeit gebe es seit Jahren einen massiven Bearbeitungsstau. "Davon ist kein Land ausgenommen, auch nicht die Bundespolizei und das Bundeskriminalamt."
Rund 360.000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt
Der Chef des Beamtenbundes dbb, Ulrich Silberbach, mahnte: "Wenn wir bei Digitalisierung und Bürokratieabbau nicht endlich vorankommen, wird der bevorstehende Personalmangel Bearbeitungsfristen verlängern, Betreuungsschlüssel verschlechtern und die staatliche Leistungsfähigkeit insgesamt signifikant schwächen."
Nach Angaben des Beamtenbunds sind aktuell rund 360.000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt. Bis 2030 gehen demnach etwa 1,3 Millionen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in den Ruhestand.
Merbitz: Bildungsbereich unterfinanziert
GEW-Vorstandsmitglied Merbitz sagte mit Blick auf das Bildungssystem, dieses sei "seit Jahrzehnten deutlich unterfinanziert – mit dramatischen Folgen". In allen Bildungsbereichen, insbesondere in Kitas und den Schulen, herrsche ein riesiger Fachkräftemangel. "Das führt oft zu einem Teufelskreis aus Überlastung durch Fachkräftemangel und Fachkräftemangel durch Überlastung", sagte Merbitz. "Viele Beschäftigte im Bildungsbereich gehen in Teilzeitarbeit, um der persönlichen Überlastung zu entkommen."
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Bei der Polizei sei die Personalknappheit besonders im Bereich der Verkehrsüberwachung offensichtlich, sagte GdP-Vize Mertens den Funke-Zeitungen. Den Polizeibeamten sei es nicht mehr möglich, flächendeckend das Einhalten der Verkehrsregeln zu kontrollieren. "Die Folge ist ein deutlich verringertes Entdeckungsrisiko, was sich auf die Einhaltung der Verkehrsregeln und vor allem in der Unfallstatistik negativ auswirkt." (afp/sbi)
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