- In Deutschland ist die Inflation auf den höchsten Wert seit 2011 gestiegen. Für die kommenden Monate erwarten Experten weitere Preissprünge.
- Vor allem fürs Tanken und Heizen müssen Verbraucher deutlich tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr.
- Die Entwicklung ist eine Folge der Coronakrise, aber auch die neu eingeführte CO2-Steuer macht sich bemerkbar.
Die Teuerung in Deutschland hat mit 2,5 Prozent den höchsten Stand seit fast zehn Jahren erreicht - und Verbraucher müssen sich auch in den kommenden Monaten auf Preissprünge einstellen.
Volkswirte rechnen damit, dass die Inflation im laufenden Jahr weiter anziehen wird, die Bundesbank hält vorübergehend Teuerungsraten um vier Prozent für möglich.
Warum steigt die Inflation derzeit so stark?
Im Mai heizten laut Statistischem Bundesamt vor allem steigend Energiepreise die Inflation an. Energie verteuerte sich nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde binnen Jahresfrist um zehn Prozent.
Ein Grund für diese überdurchschnittliche Steigerung ist ein sogenannter Basiseffekt: Vor einem Jahr waren die Rohölpreise mit Ausbruch der Coronakrise wegen geringer Nachfrage auf dem Weltmarkt zeitweise eingebrochen. Seither haben sie sich erholt.
Zudem sind in Deutschland seit Januar 25 Euro Abgabe je Tonne Kohlendioxid (CO2) fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Das treibt die Preise fürs Heizen und Tanken. Für Heizöl (plus 35,4 Prozent) und Kraftstoffe (plus 27,5 Prozent) mussten Verbraucher im Mai des laufenden Jahres deutlich tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr.
Ohne Berücksichtigung der Energiepreise hätte die Inflationsrate nach Berechnungen der Statistiker im Mai 2021 bei 1,8 Prozent gelegen, ohne Heizöl und Kraftstoffe sogar nur bei 1,6 Prozent.
Stattdessen hat die Teuerung in Deutschland nach zeitweise negativen Inflationsraten in der zweiten Jahreshälfte 2020 seit Beginn des laufenden Jahres stetig angezogen. Ein zweiter Preistreiber dabei: Die in der Coronakrise für ein halbes Jahr gesenkte Mehrwertsteuer ist seit Januar wieder auf ihrem alten Niveau.
Wie stark spüren Verbraucher das im Geldbeutel?
Zwei Beispiele: Laut einer Auswertung des Buchungsportals Check24 zahlt eine Familie mit 5.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch Strom aktuell durchschnittlich 1.524 Euro - und damit so viel wie nie zuvor im betrachteten Zeitraum seit 2007. Heizöl habe sich gemessen an einer Bestellung von 2.000 Litern seit dem Tiefststand im September (770 Euro) um 65 Prozent verteuert.
Nahrungsmittel verteuerten sich im Mai um 1,5 Prozent. Tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor mussten Verbraucherinnen und Verbraucher unter anderem für Speisefette und Speiseöle (plus 3,8 Prozent) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (plus 2,2 Prozent). Unterdurchschnittlich war der Preisanstieg hingegen beim Gemüse (plus 1,1 Prozent).
Merklich teurer wurden Pflanzen und Blumen (plus 7,6 Prozent), Fahrräder und E-Bikes (plus 4,2 Prozent) sowie Tabakwaren (3,9 Prozent). Deutlich günstiger waren dagegen Mobiltelefone (minus 6,9 Prozent).
Geht das mit der steigenden Inflation jetzt so weiter?
Vermutlich nicht. Für 2022 machen Volkswirte Hoffnung: Sondereffekte wie die CO2-Abgabe sowie die Rückkehr der Mehrwertsteuer zu ihrem alten Satz werden nach Einschätzung der Bundesbank im kommenden Jahr weniger stark durchschlagen.
Demnach dürfte sich die Inflation hierzulande dann bei 1,8 Prozent bewegen. (mcf/AFP/dpa)
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