Dietmar Hopp könnte in Ruhe Golf spielen und seinen Lebensabend genießen. Aber der SAP-Gründer und Boss des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim ist auch mit 75 Jahren noch umtriebig. Das Porträt eines Mannes, der beides verkörpert: Reichtum und Bescheidenheit.
Als
Hopp wird 1940 als Sohn eines Lehrers in Heidelberg geboren. Bereits als Achtjähriger hat er mehr in der Tasche als seine Kumpels - durch Arbeit beim Bauern, Kohlen austragen und Schnecken sammeln. Nach dem Studium zum Nachrichtentechniker arbeitet er als Softwareentwickler und Systemberater bei IBM. 1972 gründet Hopp mit vier IBM-Kollegen das Softwareunternehmen "Systemanalyse und Programmentwicklung" (SAP), das heute weltweit knapp 70.000 Mitarbeiter beschäftigt. Doch die Posten als Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzender füllen ihn nicht aus: Mit 58 Jahren zieht er sich zurück. "Ich habe so viel Glück gehabt, dass ich an so viel Reichtum gekommen bin. Das habe ich als nicht gerecht empfunden". Hopps Schlussfolgerung: Er möchte etwas an die Gesellschaft zurückgeben.
350 Millionen in Fußballklub gepumpt
1989 beginnt er bei der TSG Hoffenheim zu investieren, 1995 gründet er die Dietmar-Hopp-Stiftung, die in den Bereichen Sport, Medizin, Gesundheit und Soziales bis heute 400 Millionen Euro ausgeschüttet hat. Im Biotechnologie-Sektor zeigt er sich ebenfalls spendabel. Und schließlich pumpt er 350 Millionen Euro in den Fußball. Aus der Kreisliga klettert der teilweise beneidete und angefeindete Klub in die 1. Bundesliga. Auch im Handball, Eishockey oder Golf fließen Hopp-Millionen. "Der Spitzensport hat eine Vorbildfunktion. Aber genauso geht es mir darum, eine Infrastruktur für den Breitensport zu schaffen", erklärt er sein Engagement. "Damit die Jungs und Mädchen nicht vor der Glotze sitzen oder an Drogen geraten."
Für Freunde und Familie bleibt im vollen Terminkalender kaum Zeit. "Eigentlich kommt meine Frau seit der SAP-Gründung zu kurz", gab Hopp vor einigen Jahren zu. Anneliese Hopp klagte, sie hätte gern ein gemütliches Leben und ein paar schöne Reisen mit ihrem Mann gehabt. Auch die Anfeindungen wegen der Unterstützung für die TSG Hoffenheim zehrten an ihren Nerven. Für seine Söhne Daniel und Oliver war Hopp offenbar ein gutes Vorbild: Beide sind ebenfalls erfolgreiche Unternehmer. Daniel Hopp soll später den Fußballklub übernehmen, sein Bruder führt ein Golf-Resort an der Côte d’Azur.
Freundschaft mit dem Kaiser
Die Liebe zum Golf verbindet Hopp auch mit seinem Freund Franz Beckenbauer.
"Er hat aus der Rhein-Neckar-Region die Sportregion Nummer eins gemacht in Deutschland", sagte Beckenbauer anerkennend. "Er bildet über 3000 Jugendliche aus in verschiedenen Sportarten. Das muss man sich mal vorstellen." Weggefährten wie seine alten Studienkollegen, mit denen er sich einmal im Jahr trifft, beschreiben Hopp als bodenständig. Trotz geschätzten sechs Milliarden Euro Vermögen und Privatjet. Er behauptet gar: "Ich gebe Bettlern, auch Klofrauen, immer einen 20-Euro-Schein." Das kann er sich locker leisten: Hopp besitzt Häuser in Florida, an der französischen Mittelmeerküste, in seiner süddeutschen Heimat - seine Steuern bezahlt er in Deutschland. Für ihn sei es nicht erstrebenswert, eine Jacht zu kaufen, und kein Traum, zehn Autos in der Garage zu haben. Er sagt: "Ich fände es belastend zu wissen, da liegt wieder etwas herum, das betreut werden muss."
Seine Wünsche formulierte er kürzlich so: beweglich bleiben, Golf spielen, noch lange die Geschäfte des Fußballklubs führen und nicht lange leiden, wenn es einmal so weit ist. Bis dahin wird Dietmar Hopp weiter polarisieren. Für die einen ist er der steinreiche Milliardär, der mit Geld nur so um sich wirft, für die anderen ein bodenständiger und großzügiger Förderer und Menschenfreund.
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