Seit etwa einem Jahr befindet sich der Ölpreis auf Talfahrt. Was die Verbraucher hierzulande freut, ist für einige der Förderstaaten verheerend. Die Wirtschaft von Ländern wie Venezuela, Nigeria, aber auch Russland hängt zu einem großen Teil von Öl-Exporten ab. Wirtschaftskrisen, aber auch Unruhen könnten die Folge sein.

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Mindestens 80 US-Dollar pro Barrel, sagen Experten, brauchen Öl-Förderländer wie Nigeria, Venezuela oder Angola, um ihren Haushalt ausgeglichen zu halten.

Von 150 auf 40 Dollar

Von diesem Wert sind sie derzeit weit entfernt: Der Preis pro Barrel Öl liegt derzeit um 40 US-Dollar und ist damit so niedrig wie zu Zeiten der Finanzkrise.

Im Sommer 2008 bekam man noch knapp 150 US-Dollar pro Barrel, Ende 2014 immerhin 114 US-Dollar.

Die Gründe für den niedrigen Preis sind das große Angebot - seit einiger Zeit durch die Fördertechnik Fracking auch vermehrt aus den USA - und die sinkende Nachfrage in Schwellenländern wie China, deren Wirtschaft sich nicht mehr so rasant entwickelt wie erhofft.

Ein niedriger Ölpreis ist gut für Verbraucher - vor allem beim Heizen und Tanken - und für viele Firmen, die dadurch billiger produzieren und transportieren können.

Er bringt aber auch erhebliche Nachteile, vor allem für die Länder, die vom Ölexport leben. Sehr stark betroffen seien etwa Venezuela und Russland, sagt Lars Ehrlich vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI).

In Venezuela stammen 96 Prozent der Exporteinnahmen aus dem Ölgeschäft, der Staatshaushalt finanziert sich zur Hälfte daraus.

Auch in Russland basierten 50 Prozent der Staatseinnahmen auf den Öl-Einnahmen, sagt Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Wirtschaftskrisen und Unruhen

Die unmittelbaren Auswirkungen eines niedrigen Ölpreises auf die Wirtschaft dieser Länder: Sie geraten in eine Wirtschaftskrise, der Lebensstandard der Einwohner sinkt.

In Venezuela hat das vor rund einer Woche bei den Parlamentswahlen eine Rolle gespielt. Dort wurde die sozialistische Regierung um Nicolás Maduro von den Konservativen abgelöst.

Auch in Russland drohe eine länger andauernde wirtschaftliche Krise, sagt Energie-Expertin Kemfert. Die russische Regierung erwartet für 2015 einen Rückgang des Brutto-Inlandsprodukts (BIP) von bis zu vier Prozent.

Welche weiteren politischen Auswirkungen der niedrige Ölpreis haben kann, ist schwierig abzuschätzen - ob etwa im Falle Russlands eine aggressivere oder eher eine nachgiebigere Außenpolitik die Folge sein könnte oder ob es in Ländern wie Venezuela zu Unruhen kommt.

Denkbar ist Letzteres aber schon. "Vor allem autokratisch regierte Länder können durchaus destabilisiert werden, wenn plötzlich das Geld für Wohltaten fehlt, mit denen die Bevölkerung besänftigt wird", sagt Ölpreis-Experte Ehrlich.

Von der Schwemme zum Schock

Es sind aber auch andere Auswirkungen denkbar, die dann wiederum vor allem die Öl-Importeure treffen würden. Einige Experten sagen nämlich voraus, dass die derzeitige Ölschwemme in einigen Jahren zu einem Ölpreisschock führen könnte.

So warnte die Internationale Energie-Agentur (International Energy Agency, IEA) vor Kurzem vor einer zu großen Abhängigkeit westlicher Industriestaaten von relativ günstigem Öl aus dem Nahen Osten.

Es bestehe die Gefahr, dass Investitionen in die Erschließung eigener (auch alternativer) Energiequellen unterblieben, was später zu einem Engpass und einem starken Preisanstieg führen könne.

Derzeit werden allein von den OPEC-Staaten (Organization of the Petroleum Exporting Countries, deutsch: Organisation erdölexportierender Länder) mehr als 30 Millionen Barrel pro Tag gefördert.

Die OPEC könnte die Förderung drosseln, macht es aber nicht, obwohl einige Länder - unter anderem die OPEC-Staaten Venezuela und Algerien - das fordern, da es den Preis stabilisieren könnte.

Keine Krise, eher ein Machtkampf

Einige Experten sagen, dass die OPEC damit die Konkurrenz aus den USA schwächen möchte. Denn da Fracking teurer ist als die konventionelle Ölförderung, leiden Frackingfirmen noch stärker unter niedrigen Preisen.

Die OPEC, die rund ein Drittel des weltweiten Rohöls liefert, sagt wiederum, sie sei nicht allein dafür verantwortlich, mit Produktionskürzungen die Preise wieder zu steigern.

Manche sprechen bei der derzeitigen Lage auf dem Ölmarkt von einer Ölkrise. Für Claudia Kemfert vom DIW ist es aber auch angesichts dieser Konstellation eher ein "Machtkampf ums Öl".

Schließlich muss man davon ausgehen, dass der Iran nach Aufhebung der Sanktionen ebenfalls voll in die Öl-Förderung einsteigen und damit den Weltmarktpreis weiter dramatisch drücken wird.

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