- Red-Bull-Vater Dietrich "Didi" Mateschitz war Ende Oktober an einer Krebserkrankung verstorben.
- Im Krimi um seine Nachfolge wurde nun RB-Leipzig-Chef Oliver Mintzlaff an die Spitze des Brause-Konzerns berufen. Sohn Mark Mateschitz zieht sich derweil aus dem operativen Geschäft zurück.
- Wie steht es um die Zukunft des Mega-Konzerns? Wir geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Paukenschlag im Red-Bull-Universum: Nach dem Tod von Dietrich Mateschitz steht fest, wer der Nachfolger werden soll. Der bisherige RB-Leipzig-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff soll den Sportverein verlassen und im Red-Bull-Konzern an die Spitze aufsteigen. Mateschitz war Ende Oktober mit 78 Jahren infolge einer Krebserkrankung gestorben. Er lehnte eine Chemotherapie ab.
Mateschitz, genannt "Didi", galt als reichster Österreicher und gehörte mit einem geschätzten Vermögen von über 25 Milliarden Euro auch zu den reichsten Menschen der Welt. Wie wird es bei Red Bull ohne ihn weitergehen?
Wie wurde die Nachfolge bei Red Bull geregelt?
Mateschitz hatte dem Brause-Konzern zu internationaler Bekanntheit verholfen und rundherum ein Imperium bestehend aus Fußballclubs, Formel-1-Sportlern, Eishockey-Clubs, E-Sports und Medienhäusern aufgebaut. In der vergangenen Woche wurde den 13.500 Red-Bull-Mitarbeitern via Mail verkündet, dass die neue Führungsstruktur fix ist.
RB-Manager Mintzlaff wird demnach einer von drei Bossen des Konzerns, die anderen beiden sind die Firmen-Urgesteine Franz Watzlawick und Alexander Kirchmayr. Mintzlaff hatte bereits am Mittwoch beim Leipziger Champions-League-Spiel in Warschau "aus beruflichen Gründen" gefehlt. Dort soll die Entscheidung, die ihn zum mächtigsten Manager des professionellen Sports macht, gefallen sein. Die Berufung von Mintzlaff soll Wunsch des verstorbenen Red-Bull-Vaters Mateschitz gewesen sein.
Alleine entscheiden konnte er das allerdings nicht: Mateschitz hielt zu seinen Lebzeiten 49 Prozent der Red-Bull-Anteile. Ebenfalls 49 Prozent besitzt die thailändische Familie Yoovidhya, die die Red-Bull-Vorlage lieferte: Mateschitz kaufte ihr im Jahr 1984 die internationalen Vermarktungsrechte für den Energy Drink Krating Daeng "Roter Stier" ab. Die übrigen zwei Prozent hält Unternehmer Chalerm Yoovidhya alleine. Er wurde nun zum Königsmacher für Mintzlaff.
Wer macht künftig was?
Mintzlaff, einbestellt als CEO für "Corporate Projects und Investments" wird bei Red Bull für alles zuständig sein, außer den Energydrink selbst. Dazu zählen zum Beispiel die Fußballclubs FC Salzburg, FC Liefering (Österreich), New York Red Bulls und RB Bragantino (Brasilien).
Der Sportbereich beinhaltet auch zwei Eishockey Clubs (München, Salzburg), Formel-1-Rennteams (unter anderem
Kirchmayr (51), der seit 17 Jahren bei Red-Bull tätig ist, komplettiert das Team als Finanzchef. In der Mail an die Mitarbeiter, die von Mateschitz‘ Sohn Mark verfasst wurde, soll es geheißen haben: "Wie von meinem Vater und mir vorgeschlagen und gewünscht und von unseren thailändischen Partnern unterstützt, wird ein Board of Directors die Geschäfte von Red Bull führen".
Wieso hat Sohn Mark Mateschitz den Posten nicht übernommen?
Dietrich Mateschitz hat einen 30-jährigen Sohn aus der Beziehung mit Ex-Partnerin und Ski-Lehrerin Anita Gerhardter. Verheiratet war Mateschitz nie, lediglich verlobt. Zuletzt war Marion Feichtner (39) an seiner Seite. Mark Mateschitz, der Wirtschaftswissenschaften studiert haben soll, wurde schon als Teenager auf sein mächtiges Erbe vorbereitet. Nach dem Tod seines Vaters übernimmt er dessen Geschäftsanteile von 49 Prozent am Red-Bull-Konzern.
Aus dem operativen Geschäft zieht er sich allerdings zurück, will sich fortan auf seine Rolle als Gesellschafter konzentrieren. Zuletzt hatte der Junior die aus Heilwasser gebraute Thalheimer Bier-Marke verantwortet und die Sparte der Bio-Erfrischungsgetränke verantwortet. Auch die thailändische Familie Yoovidhya, zu denen Mateschitz die Beziehung als "freundschaftlich" beschreibt, hält sich seit Langem aus dem operativen Geschäft heraus.
Yoovidhya-Sohn Vorayuth kam selbst für die Nachfolge von Mateschitz nicht infrage. Er entzieht sich seit Jahren dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden, nachdem er 2012 in Bangkok mit seinem Ferrari einen Polizisten tödlich verletzt haben soll.
Was ist von Mintzlaff zu erwarten?
Der gebürtige Bonner ist 47 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder – und bringt einiges an Erfahrung mit. Mintzlaff war früher Langstreckenläufer und arbeitete nach einem BWL-Studium zunächst im Marketing bei Sportartikelhersteller Puma. Von 2008 bis 2014 war Mintzlaff, der inzwischen als hartnäckiger und knallharter Verhandler gilt, Manager der Schlagersängerin Andrea Berg.
Ihr Ehemann, Spielerberater Uli Ferber, öffnete Mintzlaff die Tür zum Fußballgeschäft. Chef von RB Leipzig ist er seit 2014 und feierte mit dem Verein den Aufstieg in die Bundesliga und den Pokalsieg. Der Sportbegeisterte gilt als jemand, der viel von seinen Mitarbeitern fordert. Beobachter erwarten, dass Mintzlaff eher medienscheu sein wird und kaum Interviews gibt. Damit würde er zumindest in die Fußstapfen seines Mentors Mateschitz treten.
Was bedeutet die Entscheidung für den RB-Leipzig?
Mit dem Karriereflug von Mintzlaff an die Red-Bull-Spitze wird auch die Stelle als Geschäftsführer beim RB Leipzig frei. Wer ihm nachfolgt, ist noch nicht geklärt, Mintzlaff kann aber mitentscheiden. Laut Medienberichten soll ein Finanzexperte geholt werden. Mintzlaff selbst bleibt dem Verein erhalten, denn er soll Aufsichtsrat-Chef werden. Trainer Marco Rose reagierte positiv auf die Nachricht des Jobwechsels.
"Das Schöne ist, dass wir wissen, dass der Kontakt eng und die Verbindung nach Leipzig bestehen bleibt. Es ist eine gute Entscheidung und es wird sicher in ruhigem Fahrwasser für uns alle hier weitergehen", sagte er. Zum 15. Dezember wechselt Max Eberl, ehemaliger Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, als Sportgeschäftsführer zu dem Klub. In der Geschäftsführung verbleiben zunächst Florian Hopp und Johann Plenge.
Wie geht es mit Red Bull weiter?
Zunächst stehen die Zeichen bei Red Bull auf Konstanz und Stabilität. Das "Business as usual" kann weiterlaufen. Aber: Red-Bull-Vater Mateschitz hatte sich in den letzten Jahren eine Sonderposition erarbeitet, die ihresgleichen sucht. Obwohl er nicht die Mehrheit der Anteile hielt, konnte er ungestört seine Linie fahren und Konzernstrukturen in den Hintergrund treten lassen.
Ob Nachfolger Mintzlaff in diese Fußstapfen treten kann, ist fraglich. Gleichzeitig ist schon jetzt klar, dass Veränderung ansteht: Das Topmanagement des Energiedrink-Konzerns ist in die Jahre gekommen: So sind beispielsweise Rudolf Theierl (Red-Bull-Sportfunktionen) und Roland Concin (Produktion, Einkauf, Logistik) bereits 72 und 70 Jahre alt.
Die Macht, die Mintzlaff nun hat, ist in jedem Fall groß. Die Firmen im Red-Bull Imperium hängen zu großen Teilen von den österreichischen Werbemilliarden ab. Entscheidet Mintzlaff sie grundlegend anders einzusetzen, ist die Zukunft für RB Leipzig und Co. ungewiss. Spannend dürfte es werden, wie Mintzlaff den Konzern künftig gegen Kritik rüstet. RB Leipzig wurde in der Vergangenheit teilweise als Kommerzverein verurteilt, für Aufsehen sorgten auch immer wieder der Tod von Extremsportlern bei Red-Bull-Videodrehs.
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