Um hohe Beträge ausschütten zu können, legen Rentenkassen immer häufiger Gelder auch in Aktien, Immobilien und Fonds an. Woher aber stammt dann das Geld, in das wir unsere Renten-Hoffnung setzen? Im Finanz-Dschungel der internationalen Märkte bleibt das häufig verborgen.
Benjamin Roth und Alix Otten sind zwei Menschen, die sich nicht kennen, nicht dieselbe Sprache sprechen und fast 700 Kilometer voneinander entfernt wohnen. Aber sie sind über ein Geschäft miteinander verbunden, in dem es um unvorstellbare Summen geht – und von dem sie beide bis vor kurzem nichts ahnten.
Der eine, weil die Chemiefirma Currenta seinen Garten in Leverkusen vollstinkt. Die andere, weil sie ihre Rente zum Teil diesem Chemiepark verdankt. Die Recherche macht die Verbindung zwischen beiden Personen – und vielen weiteren – sichtbar. Es geht um die stetig wachsenden Rentenfonds, die überall auf der Welt Millionen und Milliarden investieren; sehr häufig auch in Konzerne, die ihr Geld mit fossilen Energien verdienen.
Um hohe Beträge ausschütten zu können, legen Rentenkassen immer häufiger Gelder auch in Aktien, Immobilien und Fonds an. Auf Bundesebene schlug Finanzminister
CORRECTIV verfolgt die internationalen Wege der Renten-Gelder. Erst vor kurzem konnten wir transparent machen, dass die deutschen Bundesländer über die milliardenschweren Pensionsfonds für ihre Beamten – etwa Lehrerinnen oder Richterinnen – Geld in fossile Konzerne aus dem Ausland wie BP und TotalEnergies anlegen.
Nun zeigt CORRECTIV in einer Recherche-Kooperation mit internationalen und lokalen Partnern, dass das System auch andersherum funktioniert: Rentenfonds aus den USA, Kanada oder Großbritannien legen ihr Geld nicht selten nämlich in deutschen Chemiekonzernen, Ölbohrfeldern oder fossilen Unternehmen an – auch zum Ärger einiger Anleger.
Ihre Rente aus der Giftanlage
Der 45-jährige Benjamin Roth lebt nicht weit vom Currenta-Chemiepark in Leverkusen entfernt. Von seinem Heimatort sieht er den stetig wachsenden Müllberg der Verbrennungsanlage, dreißig Meter ragt er schon aus dem Boden, siebzig sollen es werden. "Currenta hat die wirtschaftlichen Interessen in den Vordergrund gestellt und keine Aufklärung betrieben."
Seit zwei Jahren beschäftigt ihn die Giftanlage noch mehr als zuvor. Damals kamen bei einer Explosion sieben Arbeiter um. Seine Frau informierte ihn telefonisch, sie sagte: "Die Chemieanlage ist in die Luft geflogen." Roth war zu dem Zeitpunkt in Köln, er arbeitet dort als Steuerreferent. Alle Autobahnen waren gesperrt, er konnte nicht zu seiner Familie fahren, und so musste sich seine Frau alleine mit dem fünf Monate alten Sohn und der dreijährigen Tochter im Haus verschanzen und alle Räume abdunkeln. Sie saßen in einer undurchdringlichen Rauchwolke; als sich die Wolke verzog, war alles mit Rußpartikeln überzogen.
Currenta betreibt in Leverkusen einen fast fünfhundert Hektar großen Chemiepark, einen der größten der Bundesrepublik. Chemieriesen wie Bayer oder Evonik produzieren dort - Currenta stellt die Infrastruktur und entsorgt zum Beispiel Chemieabfälle.
Genau bei dieser Entsorgung erhitzte sich der Abfall, produzierte extremen Überdruck, der schließlich zur Explosion führte, die die Familie von Benjamin Roth in Angst versetzte. Dem Unternehmen konnte bislang keine strafrechtliche Verantwortung für die Katastrophe nachgewiesen werden – dennoch war die Empörung in der Bevölkerung und in Teilen der Politik groß.
Etwa darüber, dass die Firma giftiges Löschwasser in den Rhein pumpte. Der Umweltverband BUND stellte deswegen Strafanzeige. Anwohner wie Roth beklagen die intransparente Kommunikation des Unternehmens. Currenta selbst gibt an, "eine hohe Anzahl verschiedenster Kommunikationswege" mit Bürgerinnen und Bürgern initiiert zu haben.
Currenta steht bei Umweltverbänden auch noch aus ganz anderen Gründen in der Kritik: Für die Energieversorgung im Chemiepark setzt die Firma auf fossile Träger: Die Firma betreibt dort mehrere Kohle- und Gaskraftwerke.
Britische Rentnerin fühlt sich von Currenta beschmutzt
Currenta ist ein Konzern, mit dem die 74-jährige Rentnerin Alix Otten aus Manchester lieber nichts zu tun hätte. Während Roth auf die Müllhalde von Currenta guckt, sieht Otten in ihrem Garten Gemüse wachsen, Kartoffeln, Erbsen, Pastinaken, Rote Bete, bald auch Tomaten. Nur der Weizen fehlt auf ihren Feldern, ansonsten kann sich die Vegetarierin selbst ernähren. Sie lebt bescheiden, möchte mit ihrem Lebensstil möglichst niemandem schaden, sagt sie.
Und doch liegt es auch an dem Geld von Otten, dass der Chemiepark in Leverkusen überhaupt betrieben werden kann. Als Angestellte zahlte Otten in den Greater Manchester Pension Fund ein. Dieser wiederum investierte in einen Fond des Investmentbanking-Unternehmens Macquarie. Macquarie Asset Management hält alle Anteile von Currenta. Heute bekommt Alix Otten einen Teil ihrer bescheidenen Rente aus dem Manchester Pension Fund: Es sind rund 300 Pfund pro Monat.
Dass Otten über ein weltweites Geschäft und über einige Umwege Teile ihres Geldes an Currenta gibt, schmerzt die Rentnerin. "Ich fühle mich beschmutzt", sagt Otten.
Wenn es für sie einen Weg gäbe, aus diesem Rentensystem auszusteigen, sagt sie, würde sie es tun.
Kooperation mit internationalen und lokalen Partnern
Für diese Recherche arbeiteten wir mit internationalen und lokalen Partnern. Das Anti-Corruption Data Collective, eine gemeinnützige Organisation, die sich aus Akademikern, Datenwissenschaftlern, Vertretern der Zivilgesellschaft und Journalisten zusammensetzt, recherchierte mit uns die Investitionen der internationalen Pensionsfonds in Deutschland mithilfe einer Kombination aus offenen und geschützten Daten, die sie mit Daten zu deutschen Kraftwerken abglich.
Unsere britischen Kollegen des gemeinnützigen The Bureau of Investigative Journalism (TBIJ) sprachen mit britischen Rentnern und Rentnerinnen, die nicht wussten, dass sie mit ihren Renten von umweltschädlichen Industrien in Deutschland profitieren. Die Rheinpfalz Landau recherchierte rund um die Ölbohrungen in Speyer und Radio Leverkusen sprach mit Anwohnern in der Nähe des Chemiekonzerns Currenta.
Öl und Gas gehören für viele Fonds dazu
Überall auf der Welt legen Rentenfonds das Geld von Lehrerinnen, Polizisten oder Beamten an. Sie investieren in gängige Fonds, börsennotierte Unternehmen wie zum Beispiel Coca Cola oder andere Geldanlagen wie Staatsanleihen. Der finanzielle Einfluss dieser Fonds ist riesig: 38 Billionen Dollar investieren Pensionsfonds am globalen Finanzmarkt. Das ist eine unvorstellbar hohe Summe, die selbst das Bruttoinlandsprodukt der reichsten Länder der Erde wie den USA übersteigt.
Die vielen Anleger und Anlegerinnen halten fossile Projekte am Leben, mit denen weltweite Klimaziele nicht eingehalten werden können. Viele Großkonzerne auf dem Aktienmarkt befeuern die Klimakrise: Alleine die 60 größten Banken am Aktienmarkt investieren laut einer Studie im Jahr 2021 rund 700 Milliarden Dollar in Teersand oder arktische Ölminen.
Die deutsche Kohle wirft international Rendite ab
In dieser Recherche-Kooperation stießen wir auf knapp 30 internationale Investoren und eine Handvoll internationaler Fonds, die in deutsche Gas- und Kohlekraftwerke investieren. CORRECTIV fand heraus, dass rund 200 lokale Rentenkassen aus Großbritannien und Nordamerika auch von Erdöl-Projekten und Kohle- und Gaskraftwerken in Deutschland profitieren. Dass die deutsche Regierung so lange an der fossilen Energieversorgung festhalten konnte, wurde also indirekt auch von Anlegerinnen und Anlegern unterstützt.
Nicht nur die Kohle- und Gaskraftwerke von Currenta in den drei Chemieparks des Unternehmens werden mitfinanziert. Beamte aus Florida zahlen bei dem Chemieunternehmen Röhm und dessen Gaskraftwerken mit. Beamte aus South Yorkshire investieren indirekt in die Erdöl-Raffinerie Bayernoil. In der Vergangenheit investierten auch Lehrerinnen und Lehrer aus Texas indirekt in den Chemiekonzern Evonik mit seinen Steinkohlekraftwerken.
Britische Pensionsfonds investieren weltweit 10 Milliarden Pfund in fossile Projekte
Die Daten zu den Pensionsfonds für diese Recherche sind nur die Spitze des Eisbergs. Uns liegen keine vollständigen Informationen zu den Investitionen von internationalen Pensionsfonds in Deutschland vor. Außerdem investieren Pensionsfonds natürlich auch noch in vielen anderen Ländern in fossile Projekte. Unsere britischen Partner (TBIJ) konnten aber herausfinden, dass öffentliche Pensionsfonds aus Großbritannien rund 10 Milliarden Pfund weltweit in fossile Brennstoffe investieren, obwohl viele von ihnen starke Klimazusagen gemacht haben.
Kanadische Klima-Aktivistin finanziert Erdöl-Bohrungen mit
Durch die breite Aufteilung des Geldes von Pensionsfonds wird es für Einzelpersonen schwierig zu verstehen, wohin genau ihr Geld fließt. Denn die Investitionen in Chemiekonzerne oder fossile Unternehmen sind kaum nachzuvollziehen. Es sind zudem häufig nicht die Pensionsfonds selbst, die Geld in klima- oder umweltschädlichen Firmen anlegen oder diese kaufen. Dazwischen geschaltet sind meist private Fonds, deren Investitionen noch weniger transparent sind. Sie legen das Geld im Auftrag von Pensionsfonds an. Deren Anleger haben oft keinen Einblick, in welche Industrien ihr Geld fließt, das ihnen am Ende eine auskömmliche Rente bringen soll.
So hatte auch die Kanadierin Meghan Ecclestone bis zu einem Gespräch mit CORRECTIV keine Ahnung, dass ihr Geld, welches sie in den Canadian Pension Plan (CPP) einzahlt, auch in eine fossile Firma in Deutschland investiert ist:
- Jeden Monat fließen circa 500 kanadische Dollar von der Kanadierin Meghan in einen Pensionsfonds (Guelph, Kanada)
- So wie ihr Geld, fließt auch das Geld von circa 21 Millionen anderen Kanadiern und Kanadierinnen in den Pensionsfonds CPP.
- Der CPP wiederum investiert das Geld unter anderem in private Fonds. So auch in den CVC Capital Partners VI mit Hauptsitz in Luxemburg. (650 Millionen Dollar)
- CVC Capital Partners ist einer der drei Hauptaktionäre der Firma Neptune Energy Ltd. (20 Prozent) aus London, Großbritannien.
- Deren Tochterfirma Neptune Energy Germany bohrt in Deutschland nach Öl und Gas (Rheinland-Pfalz)
Erdöl aus Speyer mit Unterstützung kanadischer Bibliothekarin
Mit der Förderung von Erdöl verbindet man vor allem Länder wie Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Doch Firmen bohren auch in Deutschland nach Öl. Ausgerechnet jetzt, wo in Berlin und Brüssel darum gerungen wird, künftig ohne fossile Energien auszukommen.
Sie fördern zwar deutlich kleinere Mengen als im Ausland, aber für Konzerne wie Neptune Energy aus Großbritannien scheint sich das Geschäft trotzdem zu lohnen: Mit rund 300 aktiven Bohrungen in Deutschland erwirtschaftete die Firma im vergangenen Jahr rund 660 Millionen Euro Umsatz. Damit ist Neptune Energy nach eigenen Angaben der zweitgrößte Erdölproduzent Deutschlands und plant sogar noch weitere Bohrungen, zum Beispiel im süddeutschen Offenbach an der Queich. Doch dort regt sich Widerstand.
Ölbohrung in "Energiekommune des Monats" geplant
Noch gedeiht Weizen auf diesem unscheinbaren Acker, etwas abseits der Landstraße gelegen, die nach Offenbach führt. Doch in absehbarer Zukunft soll hier Erdöl gefördert werden. Neben dem Weizenfeld steht Susanne Roth, die rein zufällig denselben Namen wie Benjamin Roth aus Leverkusen trägt.
Susanne Roth kann das alles nicht fassen. "Wie glaubhaft ist eigentlich eine Politik, die weg möchte von den Fossilen und dann so etwas zulässt?", fragt die 70-jährige. Schon seit über zwanzig Jahren wohnt Roth in Offenbach an der Queich. Zusammen mit ihrem Ehemann eröffnete sie dort eine Tierarztpraxis, um Nutztiere wie Pferde und Rinder zu behandeln. Mittlerweile arbeitet ihre Tochter in der Praxis mit und Roth selbst steckt einen Großteil ihrer Zeit in das Engagement bei der Bürgerinitiative "Kein Erdöl aus Offenbach".
Ölprojekt: Sorgen um Wasser
"Mein Herz schlägt für die Landwirtschaft", sagt Roth. Vor allem deshalb engagiere sie sich gegen die geplante Erdöl-Bohrung. Nicht nur müsse für die Bohrung eine landwirtschaftliche Fläche weichen. Auch um das Grundwasser in der Region macht sich Roth Sorgen. Seit Jahren würden die Wasserspiegel in der Umgebung sinken; die Erdölförderung brauche jedoch viel Wasser. Sie hat auch Angst, dass das Grundwasser verschmutzt wird. Der Rheingraben sei ein Erdbebengebiet und bei Bewegungen im Boden könne es zu einem Leck in den Rohren kommen.
Auch der drohende Verkehr macht Roth Sorgen. Denn natürlich muss bei einer Bohrung das Erdöl aus Offenbach auch mit Lastwagen zu einer Raffinerie transportiert werden. "Wir haben hier im Ort die Hauptstraße erst saniert, dort ist eine Grundschule. Die Gefahren sind einfach groß", sagt sie.
Auch die Lokalpolitik ist verärgert
Roth steht mit ihren Sorgen nicht allein da. Auch die Lokalpolitik in der Region ist verärgert. Sowohl der Gemeinderat als auch der Verbandsgemeinderat haben sich gegen die Erdölbohrung ausgesprochen.
"Offenbach wurde Ende letzten Jahres zur Energiekommune des Monats gewählt", sagt der Bürgermeister der Gemeinde, Axel Wassyl. Das passe doch nicht mit einer Erdölbohrung zusammen. Momentan wartet man in Offenbach auf die Vorlage des Hauptbetriebsplans für eine sogenannte "Aufsuchungsbohrung". Dieser Plan muss noch vom zuständigen Landesamt für Geologie und Bergbau in Mainz genehmigt werden.
Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Erdöl-Bohrung in der Region genehmigt wird. In Speyer fördert Neptune Energy zusammen mit dem Partner Palatina GeoCon schon seit über 15 Jahren Öl. Konfrontiert mit den Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner, antwortete ein Pressesprecher der Firma Neptune Energy, dass "aus Sicht des Konsortiums (...) keine negativen Umwelteinflüsse sowie Gefahren für Menschen und Gebäude zu erwarten" seien.
Die Erdölbohrung in Zeiten der Klimakrise rechtfertigte der Pressesprecher damit, dass "der Rohstoff Erdöl (...) zum Beispiel in Windkraft- und Photovoltaikanlagen verwendet" wird und damit "ein wichtiger und unerlässlicher Ermöglicher der Energiewende" sei. Allerdings ist anzumerken: Für diese Erneuerbaren Energien wird Erdöl, wenn überhaupt, nur in geringem Maße zur Produktion oder als Schmierstoff benutzt – der Großteil dieser fossilen Energie ist für Industrie oder Tankfüllungen bestimmt.
China ist an Investition in deutsches Ölfeld beteiligt
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Neptune Energy an den italienischen Gaskonzern ENI verkauft werden soll - aber ausgerechnet das deutsche Geschäft inklusive der Investition in das Speyersche Ölbohrfeld bleibt in zweifelhaften Händen: Der chinesische Staatsfonds CIC besitzt offenbar nach wie vor 49 Prozent des britischen Konzerns Neptune Ltd., der wiederum die deutsche Tochterfirma Neptune Deutschland besitzt. Der chinesische Fonds ist damit der größte Anteilseigner von Neptune.
Die Suche nach Gas und Öl in Deutschland wird also von einem Konzern vorangetrieben, der maßgeblich von chinesischen Interessen geprägt ist. Neptune ist neben Speyer vor allem im Emsland und in Salzwedel aktiv. Die Bundesregierung hat auf Anfrage, ob das chinesische Investment in die Ölförderung in Deutschland mit Risiken behaftet sei, nicht geantwortet.
Laut Financial Times sehen die Übernahmepläne von ENI ausdrücklich vor, dass das Deutschland-Geschäft bei den bisherigen Investoren bleiben soll. Die Kanadierin Meghan Ecclestone hat bis zu einem Gespräch mit CORRECTIV noch nie von der Firma Neptune Energy Germany gehört. Und das, obwohl ein Teil ihres Lohns das Geschäft des fossilen Konzerns erst möglich macht: Etwa 500 kanadische Dollar pro Monat fließen von ihrem Konto an den kanadischen Pensionsplan.
Ecclestone arbeitet in der kanadischen Stadt Guelph, eine Stunde von Toronto entfernt, als Bibliothekarin. Sie sagt, dass sie sich sehr naturverbunden fühle. Mit ihren zwei Kindern und ihrem Ehemann mache sie gerne Fahrradausflüge in die Umgebung. In ihrer Freizeit engagiert sie sich bei dem kanadischen Netzwerk "For our kids" für Klimagerechtigkeit.
Umso verärgerter ist sie, als sie von den fossilen Investitionen ihres Pensionsfonds hört: "Es muss so frustrierend für die Menschen sein, die versuchen, ihre Stadt zu retten. Menschen, die sich gegen Neptune Energy organisieren, und wissen, dass Kanadier auf der anderen Seite der Welt sitzen, die keine Ahnung davon haben, was in ihrem Namen gemacht wird".
Das Problem: Intransparenz im Finanzmarkt
Man könne aber etwas tun, sagt sie, man müsse sogar. Sie hat nun erstmal eine E-Mail an ihren Rentenfondsmanager geschrieben: Er solle mal erklären, wie er plant, aus der fossilen Energie rauszukommen. Vielleicht ist es die erste von vielen Mails, die Ecclestone schreiben wird. Vielleicht ist es der Beginn einer Bewegung.
"Wir sehen erste Trends, dass größere Pensionsfonds sich aus fossilen Investitionen zurückziehen", sagt Loriana Pelizzon, Abteilungsleiterin für Finanzmärkte am Leibniz-Institut SAFE in Frankfurt.
Ein positives Beispiel ist der niederländische Pensionsfonds ABP. Er ist Europas größter Pensionsfonds, der auch auf Druck von Teilnehmern alle fossilen Investitionen stoppte. Letztendlich sieht Pelizzon aber vor allem die Politik in der Pflicht, über steuerliche Instrumente fossile Investitionen dauerhaft unrentabel zu machen. Bei einigen Fonds kann man wählen, ob fossile Unternehmen Teil der eigenen Geldanlage sein sollen oder nicht. Es gibt inzwischen Studien, nach denen fossil-freie Investments genauso hohe oder sogar höhere Gewinne abwerfen, was bedeuten könnte: Langfristig müssten sich die Rentenfonds aus Currenta, Neptune und Co.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.