Die Commerzbank steckt in der Krise. Gleich an zwei zentralen Stellen braucht der Konzern neue Manager - und das ausgerechnet mitten in der Diskussion um harte Einschnitte. Nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrates bleiben viele Fragen offen.

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Der Rücktritt von Commerzbank-Chef Martin Zielke spätestens zum Ende dieses Jahres ist besiegelt - aber eine schnelle Lösung der Führungskrise bei dem Frankfurter Institut ist nicht in Sicht. Nach einer fast zehnstündigen Sondersitzung des Aufsichtsrates teilte die Commerzbank am Mittwochabend mit, das Kontrollgremium habe die einvernehmliche Aufhebung von Zielkes Vertrag beschlossen. Zielke habe sich bereiterklärt, "bis zur Berufung eines Nachfolgers die Geschäfte der Bank in vollem Umfang weiterzuführen".

Wer Zielke nachfolgt und somit bei dem teilverstaatlichten MDax-Konzern weitere Einsparungen vorantreibt, blieb zunächst weiterhin unklar - ebenso, wer den Aufsichtsrat künftig führen wird.

Am Freitag hatten überraschend sowohl Konzernchef Zielke als auch der Aufsichtsratsvorsitzende Stefan Schmittmann ihren Rücktritt angekündigt. Zielke, der die Bank seit Mai 2016 führt, hatte eine einvernehmliche Auflösung seines bis November 2023 laufenden Vertrages spätestens zum Ende des laufenden Jahres angeboten. Schmittmann wird sein Mandat bereits zum 3. August 2020 niederlegen.

Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" will jedoch keiner der amtierenden Aufsichtsräte neuer Vorsitzender des Kontrollgremiums werden. Das Kontrollgremium habe die vom Bund in den Aufsichtsrat entsandte Jutta Dönges beauftragt, ein neues Mitglied für das Kontrollgremium zu finden, schrieb die Zeitung am Mittwochabend. Dönges ist Geschäftsführerin der Bundesrepublik Deutschland - Finanzagentur, die die Schulden des Bundes verwaltet.

Rücktritt nach heftiger Kritik von Investoren

Die externe Suche nach einem möglichen neuen Chefkontrolleur verzögert allerdings den weiteren Prozess. Denn erst nach der Neubesetzung des Aufsichtsratsvorsitzes soll Insidern zufolge über Zielkes Nachfolger entschieden werden.

Zielke und Schmittmann reagieren mit ihrem Rückzug auf heftige Kritik von Investoren - namentlich des Großaktionärs Cerberus - am Kurs der Bank. Der US-Fonds hatte der Konzernführung vorgeworfen, "über Jahre eklatant versagt" zu haben. Cerberus ist mit gut fünf Prozent zweitgrößter Aktionär der Commerzbank - nach dem deutschen Staat, der seit der Rettung des Instituts mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2009 größter Anteilseigner mit derzeit 15,6 Prozent ist.

Als aussichtsreiche interne Kandidaten für den Posten des Chief Executive Officer (CEO) gelten der seit Januar als Firmenkundenvorstand tätige Roland Boekhout, ehemals Chef der Direktbank ING-Diba (heute ING Deutschland). Außerdem Finanzvorständin Bettina Orlopp. Aber auch externe Kandidaten könnte der Aufsichtsrat für den Vorstandsvorsitz in Erwägung ziehen.

Schmerzhafte Einschnitte: 10.000 Vollzeitstellen und 800 Filialen weniger

Wer immer Zielke beerbt, wird schmerzhafte Einschnitte vorantreiben müssen. Auf dem Tisch liegen dem Vernehmen nach Pläne zu einer drastischen Verschärfung des im Herbst vorgelegten Sparkurses. Die Zahl der zuletzt knapp 40.000 Vollzeitstellen könnte demnach um bis zu ein Viertel gekappt werden. Das Filialnetz soll erheblich verkleinert werden: Von ursprünglich 1.000 Standorten könnten demnach gerade einmal 200 übrig bleiben, in denen Kunden sich beraten lassen können. Aber auch das Auslandsgeschäft soll eingedampft werden - nach dem Motto "weniger Masse, mehr Klasse". Dies könnte 1000 bis 1500 Vollzeitstellen im Firmenkundenbereich kosten.

Zielke will auf Vergütung von 1,5 Millionen Euro verzichten

Zielke selbst will dem Institut im Fall einer vorzeitigen Auflösung seines Vertrages finanziell entgegenkommen. Der Vorstandschef habe intern angekündigt, bei seinem Abschied auf eine variable Vergütung von rund 1,5 Millionen Euro zu verzichten, die ihm vertraglich zustehen würde. Entsprechende Informationen des "Handelsblattes" wurden der Deutschen Presse-Agentur in Finanzkreisen bestätigt.

Dennoch wird Zielke - abhängig von seinem genauen Austrittstermin - voraussichtlich einen mittleren einstelligen Millionenbetrag erhalten: Sein Vertrag sieht vor, dass er sein jährliches Grundgehalt von zuletzt gut 1,67 Millionen Euro bis zum Ende der Laufzeit des Kontraktes weiterhin bezahlt bekommt. Die Commerzbank wollte sich nicht zu diesen Informationen äußern. (ash/dpa)

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