- Eine Studie hat ergeben, dass die Anhebung des Mindestlohns die hohe Inflation mehr als ausgeglichen hat.
- Dies sei allerdings nur "eine Momentaufnahme", warnt das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI).
Die deutliche Anhebung des Mindestlohns im Oktober hat die hohe Inflation im vergangenen Jahr in Deutschland mehr als ausgeglichen. Von Anfang 2022 bis Anfang 2023 seien die Stundenlöhne von Mindestlohnbezieherinnen und -beziehern inflationsbereinigt um 12,4 Prozent gestiegen, teilte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung am Freitag mit. Allerdings sei dies nur "eine Momentaufnahme", warnten die Forschenden.
Im vergangenen Jahr stand Deutschland im europäischen Vergleich laut dem internationalen Mindestlohnbericht des WSI gut da: In nur etwa der Hälfte der 22 EU-Länder mit gesetzlichem Mindestlohn fiel demnach die Anhebung der Lohnuntergrenze im vergangenen Jahr hoch genug aus, um die Inflation mindestens auszugleichen. In zehn Ländern hätten zum Mindestlohn Beschäftigte hingegen Kaufkraftverluste hinnehmen müssen.
Im Sommer neuer Vorschlag zum Mindestlohn
In Deutschland wird der Mindestlohn eigentlich auf Empfehlung einer eigens eingerichteten Kommission festgelegt. Im vergangenen Jahr gab es aber eine Ausnahme: Die Ampel-Koalition hob den Mindestlohn zum 1. Oktober von 10,45 auf zwölf Euro die Stunde an. Nun soll aber wieder die Kommission das Sagen haben – ihr nächster Vorschlag wird im Sommer erwartet. Dann geht es um die Höhe des Mindestlohns ab Januar 2024.
Wegen dieses Ablaufs werde Deutschland seine gute Position im europäischen Vergleich vermutlich bald wieder verlieren, prognostizierten die WSI-Forschenden. In einigen Ländern, etwa Frankreich, den Niederlanden und Belgien, würden nämlich die Mindestlöhne voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahres erhöht. In Belgien und Frankreich gibt es laut WSI die gesetzliche Vorgabe, dass der Mindestlohn zeitnah mindestens die Inflation ausgleichen muss.
Das WSI unterstrich außerdem, dass Haushalte mit niedrigen Einkommen überdurchschnittlich stark von der Teuerung betroffen seien, weil sie ihr Geld vor allem für Lebensmittel und Energie ausgeben würden – das sind aktuell die stärksten Preistreiber. Die Mindestlohnkommission solle bei ihren Beratungen die Reallohnsicherung im Blick haben, mahnten die Forschenden. (AFP/tas)
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