Donald Trump droht mit einer massiven Erhöhung der Importzölle. 300.000 Jobs könnten dadurch in Deutschland verlorengehen.
Sollte der künftige US-Präsident
300.000 Arbeitsplätze könnten in Deutschland wegfallen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Berufung auf Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) im Auftrag der Zeitung. Das entspräche der doppelten Mitarbeiterzahl von Volkswagen. Zum Vergleich: In Trumps erster Amtszeit lag der durchschnittliche Zollsatz der USA nach einer Commerzbank-Studie bei etwa drei Prozent.
Alle reden über die Abhängigkeit von China, jedoch ...
Deutschland ist eine Exportnation. Viele Produkte gehen ins Ausland. Über die Abhängigkeit von China wird derzeit viel gesprochen – dabei sind die USA für die Bundesrepublik als Handelspartner weitaus wichtiger, so das Ergebnis einer noch unveröffentlichten Studie des Prognos-Instituts, die der SZ vorliegt. "Deutschland ist insgesamt deutlich enger mit den USA verflochten als mit China", sagt der Prognos-Außenhandelsexperte Johann Weiß.
Das Ergebnis ist nicht überraschend. 2023 gingen fast zehn Prozent aller aus Deutschland ausgeführten Waren in die Vereinigten Staaten. Auf China entfielen nur knapp sechs Prozent. War China in der Bilanz des Jahres 2023 noch Deutschlands wichtigster Handelspartner, schoben sich im zweiten Quartal 2024 die USA auf Rang eins.
Insgesamt hängen rund zwölf Millionen Jobs in Deutschland direkt oder indirekt vom Export ab, rund 1,2 Millionen von den Exporten in die USA. Der Anteil der Abhängigkeit von den Exporten in die Staaten ist dabei in der Pharmabranche am größten (28 Prozent), gefolgt vom Maschinen- und Fahrzeugbau (jeweils rund zehn Prozent) und den Chemieunternehmen (acht Prozent).
Experten fordern selbstbewusste Reaktion Europas
Selbst wenn Trump Zölle am unteren Ende der Spanne verhängt, von der er derzeit spricht, würde er nach Berechnungen des IMK 200.000 Stellen in Deutschland vernichten. Auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) spricht davon, dass – je nach Szenario – Hunderttausende Arbeitsplätze wegfallen könnten. Andere Einschätzungen klingen nicht positiver: Trumps Zollpläne könnten Deutschland ein Prozent der Wirtschaftsleistung kosten, warnt Bundesbank-Präsident Joachim Nagel.
Noch ist freilich offen, ob Trump wirklich Ernst macht. IW-Experte Jürgen Matthes rät der EU, mit Gegenzöllen zu drohen. Womöglich ließe sich Trump damit von seinen Plänen abbringen, so das Kalkül – immerhin habe das in Trumps erster Amtszeit schon einmal funktioniert. Selbstbewusstsein sei angebracht, sagt auch Prognos-Chefökonom Michael Böhmer im Gespräch mit der SZ: "Wir können eine mutige Reaktion zeigen." Schließlich ist die EU der größte Binnenmarkt der Welt. Nicht nur Amerikas Handelspartner, auch die USA selbst haben also viel zu verlieren.
Verwendete Quellen:
- Süddeutsche Zeitung vom 15.1.25: "Trumps Zölle könnten 300 000 deutsche Jobs vernichten"
- Bundeszentrale für politische Bildung: "Deutschland: Handelspartner", Stand 6.9.2024
- dpa
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