Der größte Reisekonzern war auch das erste Großunternehmen, das zu Beginn der Viruskrise staatliche Unterstützung erhielt. Nun muss der Bund bei TUI nachlegen. Reicht das, um durchs Buchungsloch zu kommen?
Der weltgrößte Reisekonzern TUI soll zur Überbrückung des Geschäftseinbruchs in der Corona-Krise weitere staatliche Hilfen erhalten. Unter anderem werde dabei ein schon bestehender Kredit der Förderbank KfW um 1,05 Milliarden Euro aufgestockt, wie das Unternehmen am Mittwoch in Hannover mitteilte.
TUI hatte bereits ein erstes Hilfsdarlehen über 1,8 Milliarden Euro zugesprochen bekommen. Weitere 150 Millionen Euro sollen über die Konstruktion einer Wandelanleihe fließen, die das Unternehmen an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes (WSF) ausgeben will.
Dieser könnte sich bei einer Umwandlung in Aktien dann mit bis zu neun Prozent an TUI beteiligen. Die Ausgabe der Anleihe sei eine der vereinbarten Rahmenbedingungen für die weitere Hilfe, hieß es.
Wegen Corona herrscht harter Sparkurs bei TUI
Die Touristikbranche gehört zu den am schwersten von der Pandemie getroffenen Wirtschaftszweigen. TUI braucht das Geld, um die weitere Finanzierung nach rund drei Monaten Geschäftsausfall zwischen Mitte März und Mitte Juni zu sichern.
Die verzögerte Sommersaison läuft erst seit Juni. TUI fährt schon einen harten Sparkurs mit Stellenstreichungen und geringeren Investitionen, erwartet aber erst in mittlerer Frist eine Erholung.
"Das Stabilisierungspaket über 1,2 Milliarden Euro stärkt die Position des Konzerns, indem es ausreichend Liquidität in einem volatilen Marktumfeld zur Verfügung stellt", erklärten die Hannoveraner. "Damit werden sowohl die touristische Saisonalität im Winter 2020/21 sowie weitere längerfristige Reisebeschränkungen und Beeinträchtigungen durch Covid-19 abgedeckt."
Anfang April hatte ein Bankenkonsortium den Weg für den ersten staatlich abgesicherten Großkredit zur Dämpfung der Pandemie-Folgen frei gemacht. TUI ergänzte damit ein bestehendes Darlehensprogramm, blieb jedoch auf der Suche nach Wegen, um die Finanzkraft zu erhöhen.
Vorstandschef Fritz Joussen hatte angedeutet, dass die bisherigen Summen trotz paralleler Einsparungen nicht ausreichen könnten.
Bis zu 8.000 Jobs sollen gestrichen werden
Die TUI-Gruppe kündigte an, bis zu 8.000 Jobs vor allem im Ausland zu streichen. Außerdem soll die Flotte ihrer Airline TUIfly um über die Hälfte verkleinert werden - dabei könnten dem Vernehmen nach 900 Vollzeitstellen wegfallen sowie mehrere Standorte geschlossen werden. Management und Belegschaft beraten nun über Details der Umsetzung.
Gewerkschaften kritisieren die Kürzungen: Die Konzernführung habe es in den vergangenen Jahren versäumt, hinreichende Rücklagen zu bilden und dafür hohe Aktionärsdividenden ausgeschüttet. Zudem dürfe man mit Hilfe staatlichen Geldes durch den KfW-Kredit keine Jobs abbauen. © dpa
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