- Am Freitag hat Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Wirecard-Skandal ausgesagt.
- Dabei ging es vor allem um eine Reise nach China.
Bundeskanzlerin
Das Bemühen von Wirecard um Markteintritt in China habe sich mit den Zielen der Bundesregierung gedeckt. Es sei normal, dass sich die Bundesregierung und auch die Kanzlerin bei bilateralen Kontakten für die Interessen der deutschen Wirtschaft einsetzt.
"Die Wirecard AG genoss bei der Reise keine Sonderbehandlung", betonte Merkel.
Wirecard-Reise? Merkel: "Das ist weit entfernt"
Die Kanzlerin hatte 2019 auf der China-Reise bei der Pekinger Führung das Thema der geplanten Übernahme des chinesischen Unternehmens AllScore Financial durch Wirecard angesprochen. Dass das Thema in China zur Sprache gekommen sei, habe aus sich heraus seine Logik gehabt, sagte sie. Das Anliegen habe sich in die jahrelangen Bemühungen der Bundesregierung um Marktöffnung in China eingefügt.
Im Nachhinein sehe es so aus, als ob die Reise eine Wirecard-Reise gewesen sei, "das ist aber weit entfernt", sagte Merkel. Im Gespräch mit Präsident Xi Jinping sei es um viele politische Themen gegangen.
Wirecard räumte im vergangenen Sommer ein Bilanzloch von 1,9 Milliarden Euro ein. Die Staatsanwaltschaft geht allerdings davon aus, dass die Jahresabschlüsse mindestens seit 2015 gefälscht wurden. Die Wirtschaftsprüfer gaben diesen Abschlüssen immer wieder uneingeschränkt ihren Stempel.
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Bundeskanzlerin stellt sich vor ihren Wirtschaftsberater
Merkel sagte, es gelte generell, dass in allerletzter Konsequenz "ich als Bundeskanzlerin" Verantwortung trage. Sie stellte sich vor allem vor ihren Wirtschaftsberater Lars-Hendrik Röller, der in der Kritik steht, weil seine Ehefrau als Schnittstelle zwischen Wirecard und einem chinesischen Unternehmen agiert haben soll.
Sie habe nicht den geringsten Anlass, ihr Vertrauen in Röller infrage zu stellen, betonte Merkel.
Vor der China-Reise hatte die Kanzlerin ein Gespräch mit dem früheren Verteidigungsminister
Es gebe keinen hundertprozentigen Schutz vor kriminellen Machenschaften, machte Merkel deutlich. Gleichwohl müsse alles getan werden, um die Wiederholung eines solchen Falls zu verhindern, sagte sie mit Blick auf Wirecard. Merkel verwies auf geplante Reformen der Finanzaufsicht.
Kritik an der Kanzlerin
Politiker der Opposition und der SPD hatten unmittelbar vor ihrem Auftritt die Kanzlerin kritisiert. Grünen-Obmann Danyal Bayaz sagte, zwar sei Merkel direkt nichts vorzuwerfen, weil sie von ihren Leuten "hereingeritten" worden sei. Sie habe sich aber nicht mit Ruhm bekleckert.
Bayaz sprach mit Blick etwa auf zu Guttenberg von einem "Amigo-Netzwerk von Lobbyisten und Beratern" rund um Wirecard. Linke-Obmann Fabio de Masi sagte, Merkel müsse die Frage beantworten, warum sie bei Xi für Wirecard lobbyiert habe. Ähnlich äußerte sich SPD-Obmann Jens Zimmermann.
Scholz unter Druck
In dem Skandal ist auch Finanzminister Olaf Scholz (SPD) unter Druck. Er sagte bereits am Donnerstag im Untersuchungsausschuss aus und betonte, die Regierung trage keinerlei Verantwortung für den aus seiner Sicht großangelegten Betrug.
Union und Opposition sehen
Scholz und die SPD dagegen sehen vor allem Fehler bei den Wirtschaftsprüfern - allerdings auch Reformbedarf bei der Bafin. Am Dienstag hatte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) im Ausschuss gesagt, er könne im Umgang mit dem Thema Wirecard durch die Wirtschaftsprüferaufsicht Apas keine offenkundigen Versäumnisse erkennen. (dpa/msc)
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