Frankfurt/Main - Erneut gibt es weniger Aktionäre in Deutschland: Die Zahl ist im zweiten Jahr in Folge gesunken, hält sich aber über der Zwölf-Millionen-Marke. Gut 12,1 Millionen Menschen hierzulande hatten im Jahresdurchschnitt 2024 Aktien, Aktienfonds und/oder börsengehandelte Indexfonds (ETFs) im Depot, wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) erhoben hat.
Ein Jahr zuvor waren es mehr als 12,3 Millionen, im Jahr 2022 war mit fast 12,9 Millionen Aktionärinnen und Aktionären ein Rekordhoch erreicht worden. Ist die Börseneuphorie schon wieder dahin?
Aktieninstitut: "Positiver Langfristtrend ungebrochen"
Als Erfolg wertet das Aktieninstitut in Frankfurt, dass sich die Zahl fünf Jahre in Folge über der Zwölf-Millionen-Marke gehalten hat: Dies zeige, dass "das Verständnis über die Bedeutung von Aktien, Aktienfonds und ETFs für die Altersvorsorge und den Vermögensaufbau in Deutschland zugenommen hat", sagt Aktieninstituts-Chefin Henriette Peucker.
Umfragen bestätigen das: In einer YouGov-Erhebung für die HDI Versicherungen im Sommer gab jeder Vierte der 3.748 Berufstätigen ab 15 Jahren an, bei der Vorsorge für das Alter das größte Vertrauen in börsengehandelte Wertpapiere wie Aktien, Fonds oder Anleihen zu haben. Noch gefragter ist demnach nur das Eigenheim.
Viele Anleger noch vorsichtiger geworden
Doch ganz eindeutig ist der Trend nicht: Denn die Deutschen gelten als risikoscheu - und ausweislich einer Kantar-Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) hat das Sicherheitsbedürfnis sogar noch zugenommen. Nur knapp jeder fünfte (19 Prozent) der im Dezember befragten 1.003 Erwachsenen zeigte sich offen dafür, künftig ein höheres Anlagerisiko einzugehen, um damit gegebenenfalls auch mehr aus seinem Geld zu machen. Bei der Umfrage ein Jahr zuvor waren es noch 33 Prozent.
Auf lange Sicht erwirtschafte eine breit gestreute Aktienanlage durchschnittlich sechs bis neun Prozent Ertrag pro Jahr, wirbt das Aktieninstitut - und fordert einmal mehr die Politik auf, Aktien als Altersvorsorge attraktiver zu machen. "Der Blick in Länder wie Schweden, Kanada oder die USA zeigt, dass ein modernes Rentensystem auf einem Ansparverfahren in Aktien basieren sollte", schreibt das Institut.
Kommt die Aktienrente?
Seit Jahren wird in Deutschland darüber diskutiert, wie man die Aktienkultur stärken kann. Doch der Start eines sogenannten Generationenkapitals, das die gesetzliche Rente mit Aktienrenditen stärken sollte, fiel dem Ampel-Aus zum Opfer - nun ruhen die Hoffnungen auf einer neuen Bundesregierung.
Luft nach oben ist auf jeden Fall: Gemessen an der hiesigen Bevölkerung ab 14 Jahren war den Berechnungen des Aktieninstituts zufolge 2024 etwa jeder Sechste (17,2 Prozent) am Aktienmarkt engagiert. Dass die Aktionärszahl wieder gesunken ist, erklärt das Aktieninstitut unter anderem mit Zurückhaltung bei der Geldanlage wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage und gestiegenen Sparzinsen, die andere Anlagen wieder attraktiver gemacht haben.
Sparzinsen wieder gesunken
In der Tat sind Tages- und Festgeld wieder lukrativer geworden, seit die Europäische Zentralbank im Sommer 2022 ihre Politik der Null- und Negativzinsen beendet hat. Doch die Konditionen sind bereits wieder schlechter geworden, weil die EZB die Leitzinsen, an denen sich Banken orientieren, wieder deutlich gesenkt hat.
So sparen viele Deutsche zwar wie die Weltmeister, doch abzüglich der Inflation wird das Geld in vielen Fällen nicht mehr, sondern weniger. Mit mehr Know-how könnten Sparer hierzulande mehr aus ihrem Geld machen, meint auch Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Commerzbank: "Von einer Anlagekultur wie etwa in den USA sind wir in Deutschland noch weit entfernt."
Traditionell lassen Deutschlands Sparerinnen und Sparer gewaltige Summen unverzinst auf dem Girokonto liegen oder parken das Geld auf Tagesgeldkonten. Einer Hochrechnung der DZ Bank zufolge sind gut ein Drittel (36,8 Prozent) der 9,3 Billionen Euro Geldvermögen, das die privaten Haushalte hierzulande 2024 anhäuften, Bargeld und Einlagen wie Tagesgeld: 3.435 Milliarden Euro. Aktien machen mit 880 Milliarden Euro 9,4 Prozent der Gesamtsumme aus.
Hoffnung macht dem Aktieninstitut die Entwicklung bei den Jüngeren: Gegen den Trend erhöhte sich in der Altersklasse der unter 40-Jährigen die Zahl der Aktienanleger 2024 nach einem Rückgang ein Jahr zuvor wieder um 150.000 auf 3,7 Millionen. © Deutsche Presse-Agentur
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