Nach den Supermarkt-Ketten Ketten Edeka und Kaufland meldet auch Konkurrent Globus sein Interesse an Teilen der unrentablen Real-Märkte an. Globus wirbt damit, keine Arbeitsplätze zu vernichten, sondern zusätzliche zu schaffen. Die Rede ist von 16 Real-Märkten.
Die Supermarktkette Globus will sich einen Teil des zerschlagenen Real-Warenhausnetzes einverleiben.
Globus habe sein Interesse am Erwerb von 16 Real-Märkten bekundet, sagte eine Sprecherin der Firma mit Sitz im saarländischen Sankt Wendel am Donnerstag auf Anfrage. Zuvor hatte die "Wirtschaftswoche" darüber berichtet. Globus würden alle Mitarbeiter übernehmen und zusätzliche Arbeitsplätze aufbauen, sagte die Sprecherin.
Russischer Investor will Real-Märkte auflösen
Die Metro hatte ihr defizitäres Sorgenkind Real mit seinen rund 270 Märkten im Frühjahr an den russischen Finanzinvestor SCP verkauft, der die Kette zerschlagen will. Bisher griffen Edeka und Kaufland zu und unterschrieben Kaufverträge - Kaufland soll 101 Real-Märkte bekommen und Edeka 72.
Globus ist ein relativ kleiner Marktteilnehmer. Seine 47 Warenhäuser sind im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Bayern, in Hessen, in Sachsen, in Sachsen-Anhalt und in Thüringen.
Bekäme Globus die 16 zusätzlichen Märkte von SCP, wäre die Kette auch in Nordrhein-Westfalen präsent - dort gibt es dort bisher nur einen in Köln.
Globus erzielte mit seinen Warenhäusern zuletzt einen Jahresumsatz von 3,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Edeka kam auf 55,7 Milliarden Euro und Rewe mit seinen deutschen Supermärkten auf 24,5 Milliarden Euro.
Globus will ungesunde Markt-Konzentration verhindern
Die Globus-Sprecherin wies darauf hin, dass der Verkauf und das Verschwinden der Real-Warenhäuser enorme Bedeutung habe für den Lebensmitteleinzelhandel. "Die Märkte fast ausschließlich Edeka und Kaufland zuzuschlagen, würde die Marktmacht dieser Ketten auf dem Angebots- und Beschaffungsmarkt weiter stärken und damit die Handelsvielfalt in Deutschland bedrohen", so die Firmensprecherin. Bekäme Globus wie gewünscht die 16 Märkte, würde das den Wettbewerb stärken, ist sie überzeugt.
Der Verkäufer SCP hielt sich bedeckt. "Neben Kaufland und Edeka gibt es weitere Handelsunternehmen, die Interesse an Standorten geäußert haben", so eine SCP-Sprecherin. "Sämtliche Anpassungen am Marktnetz stehen jedoch nach wie vor unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamtes."
Das Bundeskartellamt prüft
Tatsächlich fehlt noch das grüne Licht aus Bonn - erst dann können Kaufland und Edeka wie geplant zugreifen. Die Bonner Behörde teilte am Donnerstag mit, dass sie eine vertiefte Prüfung zum Verkauf der 72 Standorte an Edeka eingeleitet habe - diese soll spätestens am 21. Dezember abgeschlossen sein. Es seien weitere Ermittlungen zu den Absatz- und Beschaffungsmärkten erforderlich, so die Wettbewerbshüter.
Bei großen Übernahmen ist dieser Schritt üblich. Im Lebensmittel-Einzelhandel gibt es Branchenriesen, deren Position nach der Real-Zerschlagung noch stärker sein dürfte als zuvor - so eine Marktkonzentration ist dem Kartellamt generell ein Dorn im Auge.
Bei den Prüfverfahren kommt auch Globus als beigeladener Marktteilnehmer zu Wort - es ist durchaus möglich, dass das Kartellamt die Bedenken ernstnimmt und die Firma aus Sankt Wendel Real-Standorte bekommen kann, die Edeka oder Kaufland wegen Behördenintervention doch nicht übernehmen darf.
Auch Kaufland muss sich noch gedulden
Kaufland meldete sich am Donnerstag ebenfalls zu Wort. Der Deutschlandchef Ralf Imhof erklärte, man wolle jeden der mehr als 12.000 Beschäftigten, die in den von SCP gekauften Realfilialen tätig sind, übernehmen. "Kaufland steht zum Tarifvertrag des Einzelhandels und wird das auch in Zukunft tun", so Imhof. Auch Kaufland muss sich noch gedulden - diese Transaktion überprüft das Kartellamt in einem Verfahren, was spätestens am 9. November beendet wird. (dpa/hau)
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