Bei Ausgrabungen werden immer wieder spektakuläre Funde gemacht. Sie erzählen von Völkern und Kulturen vergangener Zeit. Diese archäologischen Highlights hat Deutschland zu bieten.
Eine Zeitreise durch Deutschland, von der Steinzeit bis in die Neuzeit: Einige spektakuläre Ausgrabungen und Funde haben in den vergangenen Jahrzehnten wahre Schätze hervorgebracht. Diese sorgten hierzulande besonders für Aufsehen:
Pfahlbauten vom Bodensee
Mit jährlich bis zu 300.000 Besucherinnen und Besuchern zählt das Pfahlbau-Museum Unteruhldingen zu den meistbesuchten Freilichtmuseen Deutschlands. Die Überreste der Pfahlbausiedlung aus der Stein- und Bronzezeit wurden Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt. Sie umfasst drei Siedlungsphasen – von der Jungsteinzeit um 2900 v. Chr. bis in die Bronzezeit um 850 v. Chr. – und 23 Bauten. Rekonstruktionen davon können bereits seit über 100 Jahren am Bodensee besichtigt werden.
Oppidum von Manching
Der Süden des Landes lockt noch mit einem weiteren spektakulären Fund: die keltische Großsiedlung (Lateinisch: Oppidum) in der Nähe von Manching bei Ingolstadt. Es wird davon ausgegangen, dass es sich dabei um den Hauptort des Stammes der Vindeliker handelte. Dieser wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. gegründet und bestand bis 50-30 v. Chr. Zeitweise sollen innerhalb der 7,2 Kilometer langen Stadtmauer 5.000 bis 10.000 Menschen gelebt haben. Die Fundstücke sind heute im Kelten-Römer-Museum Manching ausgestellt.
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Wikinger von Haithabu
Im Wikinger-Museum Haithabu im heutigen Schleswig-Holstein lässt sich Geschichte ebenfalls hautnah erleben. Die sieben rekonstruierten Häuser und das ausgestellte Schiffswrack gehen zurück auf eine um das Jahr 770 gegründete und im 11. Jahrhundert zerstörte Wikinger-Siedlung. In ihrer Blütezeit war die ab 1900 ausgegrabene Siedlung als Umschlagplatz für den Handel zwischen Skandinavien, Westeuropa und dem Baltikum von Bedeutung.
Obergermanisch-Raetischer Limes
Auch der Obergermanisch-Raetische Limes (Deutsch: Grenzweg) gibt Aufschluss über das Wissen unserer Vorfahren. Der 550 Kilometer lange Abschnitt der ehemaligen Außengrenze des Römischen Reichs erstreckt sich zwischen dem Rhein und der Donau. Zu Zeiten der Römer befanden sich in dem Gebiet die Provinzen Raetia (Rätien) und Germania superior (Obergermanien), welchen der Grenzweg seinen Namen verdankt. Unklar ist hingegen, welche Funktion die im Jahr 107 n. Chr. gebaute Mauer erfüllte. Diente sie zum Schutz vor den Germanen oder erfüllte sie lediglich wirtschaftliche Zwecke?
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Moora aus dem Uchter Moor
Bei Torfstecherarbeiten im Großen Moor bei Uchte, Niedersachsen, machten die Arbeiter in den Nullerjahren einen gruseligen Fund: Sie stießen auf eine Moorleiche. Untersuchungen ergaben, dass es sich dabei um ein im Alter von 16 bis 19 Jahren verstorbenes Mädchen handelte, das in der Eisenzeit um 650 v. Chr. gelebt hatte. Da Feuerbestattungen zur damaligen Zeit üblich waren, ist der Fund des Skeletts, der Schädelteile samt Kopfhaut und Haaren, der mumifizierten Hand, der Zähne sowie der Fuß- und Fingernägel von großer historischer Bedeutung.
Venus vom Hohle Fels
Praktisch zeitgleich wurde in der Karsthöhle Hohle Fels am Fuß der Schwäbischen Alb ein weiterer spektakulärer Fund gemacht. Bei archäologischen Ausgrabungen kamen sechs Elfenbein-Teile zum Vorschein, die sich zu einer sechs Zentimeter hohen Venus-Figur zusammensetzen ließen. Die anschließende Radiokohlenstoffdatierung ergab, dass sie aus der jungpaläolithischen Kultur des Aurignacien stammt und rund 35.000 bis 40.000 Jahre alt ist. Damit zählt die Venus vom Hohle Fels zu den ältesten Darstellungen des menschlichen Körpers.
Löwenmensch aus dem Lonetal
Ganz in der Nähe, in einer Karsthöhle des Hohlensteins bei Asselfingen, tauchte 1939 und 1969 noch mehr Mammut-Elfenbein auf. Aus insgesamt 260 Einzelteilen und mehreren Rekonstruktionsversuchen entstand daraus 2013 eine 31,1 Zentimeter große Skulptur, die einen Menschen mit dem Kopf und den Gliedmaßen eines Löwen darstellte. Die Datierung von Knochen in der Nähe des Fundorts ergab, dass der sogenannte Löwenmensch aus dem Lonetal rund 35.000 bis 41.000 Jahre alt war. Das macht die im Ulmer Museum ausgestellte Figur zum ältesten Kunstwerk eines Fabelwesens.
Himmelsscheibe von Nebra
Die älteste Himmelsdarstellung hingegen fanden Raubgräber 1999 auf dem Mittelberg nahe der Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt. Sie ist auf einer runden Bronzeplatte mit Gold-Applikation abgebildet. Vergleiche mit ähnlichen Schwertern aus Ungarn deuteten daraufhin, dass die Scheibe um 1600 v. Chr. bewusst vergraben wurde. Der bronzezeitliche Fund ist seit 2002 im Landesmuseum für Vorgeschichte Sachsen-Anhalt in Halle ausgestellt und zählt seit 2013 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe Deutschlands.
Berliner Goldhut
Bei dem Berliner Goldhut handelt es sich um ein Artefakt aus Goldblech, das mit Kreisornamenten verziert wurde. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden mehrere solcher kegelförmigen Goldhüte aus der Bronzezeit in Süddeutschland und Frankreich entdeckt. Das Goldblech diente vermutlich als äußere Schmuckverkleidung eines Hutes mit langem Schaft und Krempe. 1996 wurde der Berliner Goldhut vom Berliner Museum für Vor- und Frühgeschichte erworben und wird aufgrund der Ornamente auf etwa 1000 bis 800 v. Chr. datiert. Er stammt vermutlich aus Süddeutschland oder der Schweiz. Die Goldhüte wurden wahrscheinlich zu religiös-kultischen Zwecken genutzt und von Priestern des Sonnenkults getragen. Möglicherweise war darauf ein lunisolares Kalendersystem abgebildet, das ein direktes Ablesen und Umrechnen von Mond- oder Sonneneinheiten möglich machte.
Goldhort von Gessel
Der Goldhort von Gessel befindet sich im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover. Der bronzezeitliche Fund wurde 2011 bei archäologischen Voruntersuchungen zum Bau der Nordeuropäischen Erdgasleitung (NEL) unweit des Syker Ortsteils Gessel im Landkreis Diepholz geborgen. Es handelt sich um 117 Teile aus Gold mit einem Gesamtgewicht von 1,7 Kilogramm, die vermutlich aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. stammen. Darunter befinden sich überwiegend Spiralen in verschiedenen Formen und Größen. Der Goldhort von Gessel gehört zu den größten prähistorischen Hortfunden von Gold in Mitteleuropa. Der Grund für die Deponierung der Goldstücke ist bisher nicht bekannt. Es könnte ein Wertversteck oder Materialdepot eines Fernhändlers oder auch Beuteversteck von Dieben gewesen sein.
Versunkene Stadt Rungholt
Wo einst die versunkene nordfriesische Siedlung Rungholt lag, ist heute nur noch Wattenmeer zu finden. Die Stadt wird auch als "Atlantis der Nordsee" bezeichnet und lässt sich durch zeitgenössische Karten im Verwaltungsbezirk Edomsharde verorten. Genau genommen war sie Teil der Küstenlandschaft und befand sich zwischen den Inseln Pellworm und Nordstrand, in der Nähe von Hallig Südfall. Im 14. Jahrhundert wurde sie der Legende nach als Gottesstrafe für ihre hochmütigen Bewohner von einer Sturmflut heimgesucht und zerstört. Die sogenannte Marcellusflut soll vom 15. auf den 16. Januar 1362 stattgefunden haben und Rungholt soll in der Nordsee versunken sein.
Überreste von Warften, Bauten und Zisternen, die zwischen 1921 und 1928 im Watt freigespült wurden sowie Kleinfunde aus Keramik, konnten der verschwundenen Stadt zugeordnet werden. Die Stadt hatte für die damalige Zeit eine überraschend hohe Einwohnerzahl: Etwa 1.500 bis 2.000 Menschen lebten dort. Im Rahmen des Rungholt-Projekts untersuchten Archäologen und Geophysiker, wie die Menschen einst in diesem geografischen Raum lebten.
Schlachtfeld bei Wittstock
Die Schlacht bei Wittstock, eine Kleinstadt im Landkreis Ostprignitz-Ruppin im Nordwesten von Brandenburg, war eine der größten Feldschlachten des Dreißigjährigen Kriegs. Am 4. Oktober 1636 sah sich der schwedische Feldmarschall Johan Banér zu einem Entscheidungskampf gezwungen. Die Schweden errangen am Ende den Sieg gegen das kaiserlich-sächsische Heer. Manche Schätzungen gehen von insgesamt 8.000 Toten aus. Banér befahl am Tag darauf, die Toten zu bestatten. Im Jahr 2007 wurde bei Bauarbeiten im Süden der Stadt ein Massengrab entdeckt. 125 Soldaten sollen dort ihre letzte Ruhe gefunden haben, 88, die zwischen 17 und 45 Jahre alt wurden, konnten dabei in ihrer Originallage dokumentiert werden. An den Knochen zeigten sich Spuren von Atemwegserkrankungen, Syphilis, Gelenkschäden und Knochenbrüche sowie Schussverletzungen. Bei zusätzlichen Kleinfunden handelte es sich um Haken, Ösen, Knöpfen und Bleikugeln.
Alchemistenlabor in Wittenberg
In Wittenberg, Sachsen-Anhalt, haben Forscher eine 500 Jahre alte Werkstatt eines Alchemisten rekonstruiert. 2012 wurde im Franziskanerkloster ein umfangreicher Glasfund geborgen und in das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle gebracht. Durch Anhaftungen an den Gläsern konnten für die Alchemie typische Stoffe wie Antimon und Quecksilber nachgewiesen werden. Auch die weitere Restaurierung der Scherben gab Aufschluss darüber, dass es sich bei dem Fund, darunter Destillierhelme, Destillierkolben und Retorten, um eine frühneuzeitliche Alchemistenwerkstatt handelt. Nach der Restaurierung wurden die Ergebnisse in der Sonderausstellung "Alchemie – Die Suche nach dem Weltgeheimnis" von 2016 bis 2017 im Landesmuseum für Vorgeschichte präsentiert. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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