Würde ein Zeitreisender von heute zurück an diesen Ort vor 100 Millionen Jahren reisen, dann wären seine Überlebenschancen gering. Forscher sind sich sicher, im heutigen Nordafrika den gefährlichsten Ort der Erdgeschichte ausgemacht haben: das Kem-Kem-Delta.
Dass das Leben vor 100 Millionen Jahren generell eher ungemütlich gewesen sein muss, steht außer Frage: gigantische Dinosaurier bewohnten damals die Erde, unter ihnen Fleischfresser, die so einige Hollywood-Filme inspirierten.
Nun will ein Forscherteam der US-amerikanischen University of Detroit Mercy den selbst für damalige Verhältnisse gefährlichsten Ort der Erdgeschichte ausgemacht haben. Seine Ergebnisse stellte das Team rund um den deutsch-marokkanischen Paläontologen Nizar Ibrahim in der Fachzeitschrift "ZooKeys" vor.
Das Kem-Kem-Delta: Der gefährlichste Ort der Weltgeschichte
Dieser Ort befand sich laut Ibrahim in der heutigen Sahara, genauer gesagt im Südosten Marokkos, an der Grenze zu Algerien. Das sogenannte Kem-Kem-Delta, wo Touristen heute hohe Sanddünen und Wüstentouren mit Kamelen oder Jeeps erwarten, soll demnach in der Kreidezeit der "gefährlichste Ort in der Geschichte des Planeten Erde" gewesen sein.
Vor 100 Millionen Jahren gab es dort eine fruchtbare Gegend mit Flüssen, Seen und Wäldern, in der Kreidezeit sollen dort eine Vielzahl fleischfressender Dinosaurier gelebt haben, wie das Forscherteam bei Untersuchungen im einstigen Flussdelta 2020 herausgefunden hat.
Unter den Fossilien seien drei der größten der Wissenschaft bekannten Raubsaurier gewesen:
- der mehr als 15 Meter lange Carcharodontosaurus, der eine Zahnlänge von bis zu 20 Zentimetern aufweisen konnte,
- der Deltadromeus und
- der vor allem im Wasser jagende Spinosaurus.
Darüber hinaus fand das Team um Ibrahim Fossilien von Krokodilarten mit einer Länge von bis zu zwölf Metern.
Nahrungsangebot ausschlaggebend für Fleischfresser
Auch für das vergleichsweise hohe gleichzeitige Vorkommen gleich mehrerer fleischfressender Dinosaurierarten im Kem-Kem-Delta wollen die Forscher eine Erklärung gefunden haben: In dem Fluss- und Seengebiet hätte sich ein ausreichendes Nahrungsangebot für die Raubsaurier gefunden, sodass Futterkämpfe vermieden werden konnten.
So gab es etwa Quastenflosser, die auch heute noch bis zu zwei Meter lang werden können und damals eine vier- bis fünfmal so große Länge aufwiesen. Auch ein Süßwasser-Sägehai namens Onchopristis habe im Kem-Kem-Delta gelebt und als Nahrungsquelle für die fleischfressenden Raubsaurier gedient.
Fossilien von Pflanzenfressern konnte das Forscherteam hingegen kaum ausfindig machen. Kein Wunder, denn am gefährlichsten Ort der Erdgeschichte würde auch "ein menschlicher Zeitreisender nicht lange überleben", so Ibrahim. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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