Ideologische First Lady, erfolgreiche Politikerin, überzeugte Kommunistin: Margot Honecker war die mächtigste Frau der DDR, die bis zu ihrem Tod nicht nur den Mauerbau verteidigte, sondern das gesamte Regime des Ostens.
Der Leiter der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, sagte nach dem Tod von Margot Honecker im Jahr 2016: "Sie war bis zum Tod eine böse, verstockte Frau."
So sahen viele die eiserne First Lady der DDR mit ihrem unbeirrbaren Glauben an den Sozialismus.
Vorbildlicher Lebenslauf, anstößiges Privatleben
Die junge Frau, geborene Feist, ist 25 Jahre alt, als sie von Erich Honecker schwanger wird. Dieser lebt da noch bei seiner damaligen Ehefrau.
Ein Jahr später heiratet er seine Geliebte Margot - für Erich Honecker ist es bereits die dritte Ehe.
Zu diesem Zeitpunkt ist Margot Honecker längst politisch aktiv, als Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED).
Ihre Eltern waren bereits Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), ihr Bruder Manfred ein hoher Beamter im Zentralkomitee der SED.
Die steile politische Karriere, die Margot Honecker innerhalb der DDR hinlegt, scheint programmiert.
Auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen DDR-Staatschefs Walter Ulbricht wird sie ins Ministerium für Volksbildung berufen. Von 1963 bis 1989 bekleidet sie schließlich das Amt der Bildungsministerin der DDR.
Margot Honecker verbreitet somit längst die umstrittenen Ideale und Wertvorstellungen des Sozialismus, als Erich Honecker 1971 zum Staatsoberhaupt der DDR ernannt wird.
Der "lila Drache" - dominant, doch von niemandem geliebt
Ihren Spitznamen - "der lila Drache" - verdankt Margot Honecker ihrer Haarfarbe und der Angst, die sie verbreitet.
Margot Honecker ist radikal: Sie vertritt die Meinung, dass jeder, der den Kapitalismus unterstützt, verhaftet werden sollte.
Der Sozialismus gehöre "wenn nötig mit der Waffe an der Hand" verteidigt, wie sie in auch in einer Rede von 1989 noch betont.
Deshalb wurde an den Schulen der DDR eine militärische Ausbildung eingeführt.
Der Nachwuchs im Osten soll von klein auf und von Grund auf lernen was es heißt, dem Allgemeinwohl zu dienen.
Eltern, die Honeckers radikale Ansichten nicht vollends teilen, werden von der Indoktrinierung ihrer Kinder bestraft. Wer sich gegen das System und seine Methoden stellt, verliert seine Kinder: Sie werden von treuen Genossen zwangsadoptiert.
Stellen sich die Kinder und Jugendlichen selbst gegen die Prinzipien des Sozialismus, werden sie mit einer Nicht-Zulassung zum Abitur bedroht oder in Jugendwerkhöfe eingesperrt.
Mit der Mauer fällt auch Margot Honecker
Mit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 verschwindet auch Margot Honecker von der Bildfläche.
Doch ins Exil nach Chile geht sie nicht nur, um dort mit ihrer Tochter zu leben, sondern vor allem auch um den deutschen Behörden zu entgehen.
Diese wollen sie für die Taten der DDR-Führungsriege zur Rechenschaft ziehen. Mitte der 90er-Jahre werden die Ermittlungen gegen Honecker eingestellt, zum Bedauern der Opferverbände.
In Südamerika ist sie sehr bekannt, verdiente sich ihre Anerkennung durch die Befürwortung der sandinistischen Revolution in Nicaragua sowie der kubanischen. Fidel Castro bleibt über die Jahre ein guter Freund der Diktatoren-Witwe.
Reue oder Einsicht? Bei Margot Honecker Fehlanzeige. Fehler der DDR blendet sie vehement aus.
Im NDR-Dokumentarfilm "Der Sturz - Honeckers Ende" von 2012 verteidigt sie vehement die Machenschaften der Deutschen Demokratischen Republik.
DDR-Flüchtlinge starben laut Honecker an "Dummheit"
Die Opfer des Systems hätten an ihrem Leid selbst Schuld gehabt, die Staatssicherheit wäre schließlich eine Notwendigkeit gewesen.
Der Tod von DDR-Flüchtlingen sei "Dummheit" gewesen. "Der brauchte ja nicht über die Mauer zu klettern", sagt sie dem Filmteam und hält daran fest, dass die DDR der Inbegriff von Gerechtigkeit und Wohlstand gewesen sei.
Im Alter von 89 Jahren stirbt die unbelehrbare Stalinistin im Mai 2016 an Krebs - der Krankheit, der auch ihr Mann Erich 22 Jahre zuvor erlag. Begraben wird sie im kleinen Kreis in Santiago de Chile, ihrer letzten Heimat.
Bis zu ihrem Tod hält sie an ihren politischen Überzeugungen und vor allem an einem fest: "Der Sozialismus kommt wieder."
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