Das Otfried-Preußler-Gymnasium einer oberbayerischen Gemeinde will den berühmten Kinderbuchautoren, der auch Lehrer war, aus dem Schulnamen streichen. Das sorgt nun für eine hitzige Debatte.
Noch ist der Entschluss nicht gefallen und das Thema wird heiß diskutiert: Erst vor zehn Jahren hatte sich das Gymnasium in Pullach in Otfried-Preußler-Gymnasium unbenannt. Nun soll dies wieder rückgängig gemacht werden - was zu Debatten führt auch über die an München angrenzende Gemeinde an der Isar hinaus. Otfried Preußler wäre im Oktober 100 Jahre alt geworden und zählt zu den beliebtesten Kinderbuchautoren. Zu seinem Werk gehören Klassiker wie "Der Räuber Hotzenplotz", "Die kleine Hexe", "Krabat" und "Das kleine Gespenst". 17 Jahre lang war er hauptberuflich Lehrer und Schulleiter.
Mehrere Medien berichten darüber, das nötige Votum von Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schülermitverantwortung sowie der Gemeinde sei bereits ergangen. Demnach würde die Schule den Namen also wieder ablegen. Als Grund wird unter anderem Preußlers frühe Zeit als Soldat sowie sein Frühwerk "Erntelager Geyer" genannt, das um 1940 und 1942 entstand und in dem er das Leben in der Hitlerjugend beschönigt.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) zitierte die Schulleitung (kostenpflichtiger Artikel) zudem mit folgender Begründung: "Problematisch für die Lernenden erscheinen auch die in einigen Werken dargestellten fragwürdigen Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei."
Otfried Preußler erklärte Romane als "Aufarbeitung meiner Geschichte"
Doch nicht zuletzt der Roman über den Waisenjungen "Krabat", der in einer Mühle die schwarze Kunst lernt, weist andere Lösungsstrategien auf. Alljährlich stirbt einer der Müllerburschen - bis Krabat es schafft, den Fluch zu lösen. Ein junger Mensch, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, "bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat", erläuterte Preußler 1998 dazu. "Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken."
Mit 17 war Preußler laut dem Biografen Carsten Gansel zur Wehrmacht gekommen, mit 20 in Gefangenschaft geraten. 1945 wurde die Familie aus dem Sudetenland vertrieben und kam nach Rosenheim. Als junger Mensch sei er sicher gewesen, auf der richtigen Seite zu stehen, wofür er sich in Interviews oft entschuldigt habe, zitiert der "Münchner Merkur" Susanne Preußler-Bitsch, seine Tochter und Nachlassverwalterin: "Er erkannte in der Kriegsgefangenschaft - noch nicht mal volljährig - wofür er sich da hatte instrumentalisieren lassen." Das Thema habe ihn sein Leben lang beschäftigt und er habe es in mehreren Werken aufgearbeitet.
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Ministerin: Antrag "mit der nötigen Sensibilität" prüfen
Einen "differenzierten und qualifizierten Umgang" mit dem literarischen und pädagogischen Erbe des 1923 in Nordböhmen geborenen Schriftstellers fordert die Sudetendeutsche Volksgruppe. Derzeit finde eine "richtiggehende Hexenjagd gegen den Vater der ,Kleinen Hexe' und zahlreicher anderer Kinderbücher" statt, sagte Sprecher Bernd Posselt.
Preußler habe nie geleugnet, als Teenager 1940 das Buch "Erntelager Geyer" verfasst zu haben, das seine Erlebnisse mit dem sogenannten Jungvolk entsprechend dem nationalsozialistischen Zeitgeist wiedergebe. "An diesem Erstling Preußlers gibt es nichts zu beschönigen. Man darf aber nicht vergessen, dass der Autor nach drei Jahren Ostfront, fünf Jahren in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern und der Vertreibung aus der Heimat mit dem braunen Gedankengut restlos gebrochen und ein auf Toleranz und Völkerverständigung hin orientiertes Lebenswerk aufgebaut hat."
Wie es nun weitergeht: Die Umbenennung werde abschließend im Kultusministerium geprüft, hieß es Dienstag beim Ministerium. Ein Antrag zur Namensänderung liege dem Staatsministerium aber bisher nicht vor, sagte Ministerin Anna Stolz (Freie Wähler). Zuvor müsse eine Entscheidung vom Schulaufwandsträger - einem Zweckverband - getroffen werden, diese sei noch nicht gefallen. "Und wenn das erfolgt ist und der Antrag bei mir eingeht, dann werde ich das prüfen mit der nötigen Sensibilität", sagte die Ministerin. In Deutschland sind derzeit 22 Schulen nach Preußler benannt. (af - mit Material der dpa)
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