- 79 n. Chr. vernichtete der Vesuv mehrere Städte am Golf von Neapel – die schlimmste Naturkatastrophe der Antike.
- Seit bereits 160 Jahren wird die verschüttete Stadt Pompeji ausgegraben, allerdings ist bisher erst ein Bruchteil freigelegt.
- Immer wieder tauchen neue Funde auf, die den Forschern neue Erkenntnisse über die Stadt und ihre Zeit liefern.
Gegründet wurde Pompeji durch die Osker, einem Volk im Süden Italiens. Mit der römischen Vorherrschaft über Italien fiel auch Pompeji in den römischen Machtbereich, im Jahre 80 v. Chr. wurde die Stadt schließlich zu einer römischen Kolonie. Infolgedessen siedelten sich zahlreiche römische Veteranen dort und im näheren Umfeld an.
Der Hafen war wichtig für den Handel mit dem gesamten Mittelmeerraum. Die aus der Gegend um Pompeji stammenden agrarischen Güter wurden auf Handelswegen im ganzen Römischen Reich verbreitet.
Pompeji galt als wohlhabend, es gab jedoch große soziale Unterschiede: Neben den einfachen Bewohnern, die oft in kleinen Wohnungen über einem Laden im Erdgeschoss wohnten, gab es auch eine Reihe wohlhabender Bürger mit repräsentativen Villen.
Eine unerwartete Katastrophe
Schon in den Wochen vor der Katastrophe war es immer wieder zu Erdbeben in der Region gekommen. Dass diese mit dem Vesuv zusammenhingen, war den Menschen damals nicht bewusst, denn der letzte Ausbruch lag fast 2.000 Jahre zurück. Der Berg hatte vor der Katastrophe noch eine kegelförmige Spitze – heute besteht sein Gipfel aus einem großen Trichter.
Als der Vulkan schließlich ausbrach, wurden innerhalb der nächsten 30 Stunden mehrere am Golf von Neapel gelegene Städte vernichtet. Gas- und Aschewolken, die aus dem Vulkan geschleudert wurden, verdunkelten den Himmel und gingen schließlich im umliegenden Gebiet nieder.
Pompeji wurde unter einer meterhohen Ascheschicht begraben, später ergossen sich noch große Schlammströme über die Stadt und verwüsteten dabei auch das umliegende Gebiet, das bis dahin eine fruchtbare Gegend war. Vielen Bewohnern gelang die Flucht, die weniger Glücklichen kamen meist in den giftigen Aschewolken oder den späteren Glutwolken um. Viele Menschen starben in ihren Häusern, deren Zugänge verschüttet wurden.
Der Tag des Vesuvausbruchs wird traditionell auf den 24. August 79 n. Chr. datiert. Inzwischen gibt es allerdings eine Reihe von Indizien, die dafür sprechen, dass sich die Katastrophe erst im Oktober ereignete.
Gipsabdrücke und Skelette
Auf die Überreste des unter Asche verschütteten Pompeji war man bereits im 16. Jahrhundert gestoßen, erkannte deren Bedeutung aber noch nicht. Erst 1748 fand eine erste archäologische Grabung vor Ort statt. Die systematische Ausgrabung setzte 1860 ein und hält bis heute an, derzeit ist nur etwa ein Viertel der Stadt freigelegt.
Für Archäologen stellt es einen Glücksfall dar, dass Pompeji aufgrund der Ascheschicht weitgehend konserviert wurde, während andere Städte einer viel stärkeren Zerstörung ausgesetzt waren. So blieben auch die aufwendigen Wandmalereien in den Häusern der Oberschicht erhalten, die heute eine wichtige Grundlage für die Erforschung römischer Malerei darstellen.
Aufschlussreich sind auch die gefundenen Todesopfer: Die verschütteten Menschen und Tiere verwesten mit der Zeit, in der durch den Regen hart gewordenen Asche entstanden Hohlräume. Durch ein Bohrloch konnten Forscher diese mit Gips ausgießen und so Abdrücke der Toten anfertigen, die sie in der Haltung zum Todeszeitpunkt zeigten.
Darunter befinden sich auch eng aneinandergedrückte Familien oder Tiere, die noch verzweifelt versucht hatten, sich loszureißen und zu fliehen. Erst vor kurzem stießen Forscher auf einen Toten, dessen Gehirn durch die hohen Temperaturen zu Glas geworden war – allerdings nicht in Pompeji, sondern im nordwestlich davon gelegenen Herculaneum. Dabei handelt es sich um einen bisher in der Archäologie einzigartigen Fund.
Der Vesuv kann erneut ausbrechen
Bis heute werden in Pompeji immer wieder neue Funde gemacht. Bei den Arbeiten geht es jedoch nicht ausschließlich darum, die Stadt wieder freizulegen, sondern es soll auch ihre Entwicklung im Laufe des Bestehens nachgezeichnet werden.
Die Erforschung Pompejis ist somit auch für größere Zusammenhänge von Bedeutung, so können wertvolle Informationen über das städtische Leben in Unteritalien oder das Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen gewonnen werden, die unser Bild vom Alltagsleben im römischen Altertum verbessern.
So wurde etwa jüngst ein antiker Schnellimbiss entdeckt. Inzwischen hat man auch Skelett-Reste von Menschen in Pompeji gefunden, hier hoffen Forscher nun, durch DNS-Analysen neue Erkenntnisse über die Bewohner der Stadt zu erhalten.
Die wohl wichtigste Frage ist allerdings, ob es erneut zu einer solchen Katastrophe kommen kann. Der Vesuv ist nämlich nicht erloschen, sondern nach wie vor ein aktiver Vulkan. Im Großraum Neapel leben heute drei Millionen Menschen, davon wäre knapp ein Drittel unmittelbar im Gefahrengebiet, sollte sich die Katastrophe eines Tages wiederholen.
Verwendete Quellen:
- Florian Stark: "Die Menschen starben auf dreifache Weise", Welt vom 11. Dezember 2020.
- Beim Ausbruch des Vesuv schmolzen Gehirne zu Glas, Geo vom 24. Januar 2020.
- Katharina Maier: Protokoll des Mega-Ausbruchs: So verliefen die letzten Stunden von Pompeji, Focus vom 19. Dezember 2019.
- Archäologen präsentieren neuen Fund aus Pompeji, Spiegel Online vom 13. August 2019.
- Jan Dönges: Imbissbude mit Fresken gefunden, Spektrum der Wissenschaft vom 4. April 2019.
- Tod auf den Tag genau? Warum Forschende schon länger am Zerstörungsdatum der antiken Stadt Pompeij zweifeln, Universität Freiburg vom 6. Dezember 2018.
- Neues aus dem alten Pompeji, Archólogie Online vom 31. August 2018.
- Jens-Arne Dickmann: Pompeji: Archäologie und Geschichte, C. H. Becks, 3. Auflage, München 2017.
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