Schwerbelastungskörper in Berlin
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Kronleuchtersaal in der Kölner Kanalisation
Wer denkt, Köln habe außer dem Dom keine besonderen Sehenswürdigkeiten zu bieten, sollte unter dem Theodor-Heuss-Park die Kanalisation besuchen. Im späten 19. Jahrhundert, als die Bevölkerung wuchs und ein größeres Kanalsystem hermusste, entstand das Klinkergewölbe, das Schmutz- und Regenwasser aufnahm. Doch warum die prunkvollen Leuchter? Bei der feierlichen Einweihung 1890 sah Kaiser Wilhelm II. vorbei – ein Anlass, das Gewölbe mit zwei Kronleuchtern auszustatten. Bis heute hängen sie im sogenannten Kronleuchtersaal, der noch immer funktionierender Bestandteil des Abwassersystems ist. Regelmäßig finden dort Führungen statt, manchmal auch Konzerte.
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Hamburgs Marktfrau Zitronenjette
"Zitroon, Zitroon, frische Zitroon!" Mit diesem Ruf verkaufte die "Zitronenjette" von 1854 bis 1894 ganze 40 Jahre lang tagsüber ihre Zitronen auf den Straßen Hamburgs, nachts zog sie mit ihrem Korb durch Kneipen und Bars. Die nur 1,30 Meter große Frau, die mit bürgerlichem Namen Johanne Henriette Marie Müller hieß, wurde zu einem stadtbekannten Original. Manche machten sich einen Spaß daraus, der alten Dame einen Schnaps auszugeben. Den Spott hinter den vermeintlich netten Gesten bemerkte sie nicht. Tragisch: Im Alter verfiel Zitronenjette dem Alkohol und wurde wegen Trunkenheit und geistiger Verwirrung in eine Anstalt eingewiesen. Heute erinnert eine Bronzeskulptur im Stadtteil St. Pauli an ihr schweres Leben – natürlich mit einem Korb voll ihrer geliebten Südfrüchte.
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Meerschweinchen-Denkmal auf der Versuchs-Insel Riems
Putzig und tragisch zugleich: An der Ostseeküste nahe der Insel Riems (Mecklenburg-Vorpommern) stehen drei steinerne Meerschweinchen. Auf der Insel liegt das virologische Forschungszentrum des Friedrich-Loeffler-Instituts. Was auf den ersten Blick niedlich erscheint, soll an die Tausende von Meerschweinchen erinnern, die ab 1920 im Namen der Wissenschaft jährlich als Versuchstiere für die Impfstoffentwicklung der Maul-und-Klauenseuche starben. Nachdem Forscher entdeckt hatten, dass Meerschweinchen für das Tiervirus empfänglich sind, konnte ein Teil der zuvor mit Rindern durchgeführten Studien mit den günstigeren und einfacher zu haltenden Nagern durchgeführt werden. Heute stellt sich die Frage, ob moderne Technologien den Einsatz von Tieren in der Forschung reduzieren können.
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Trümmer des World Trade Centers in Bayern
In Oberviechtach, einer kleinen Stadt in der Oberpfalz, wurde zum zehnten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 ein Mahnmal errichtet. Mit dabei: Ein 160 Zentimeter langes Stück vom Original-Stahlträger aus den Trümmern des zerstörten World Trade Centers in New York. Damit ist die Kleinstadt der einzige Ort in Deutschland, der ein Stück der zerstörten Zwillingstürme besitzt. Doch wie hat es das Stahlstück dorthin geschafft? Martin Zimmermann, damaliger Vorsitzender des Vereins deutsch-amerikanischer Feuerwehrleute und Freunde, hatte sich um ein Trümmerteil des World Trade Centers beworben und den Zuschlag erhalten.
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Treffpunkt "unterm Schwanz" in Hannover
Wer sich am Hauptbahnhof von Hannover verabredet, trifft sich oft "unterm Schwanz". Damit ist der Schweif eines Reiterdenkmals gemeint, zu Ehren des Landesherren des ehemaligen Königreichs Hannover, König Ernst August. Das Denkmal hat sich zu einem der zentralen Treffpunkte in Hannover etabliert – und stand sogar schon im Mittelpunkt eines Strafprozesses. 2023 wurde eine Aktivistin der Gruppe Letzte Generation wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung verurteilt, weil sie das Denkmal mit Farbe beschädigt haben soll. Berichten zufolge kletterte sie auf die Statue, bemalte den Schweif des Pferdes orange und kippte dann Farbe über den vorderen linken Sockel des Denkmals.
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Schwerbelastungskörper in Berlin
Überbleibsel des Größenwahns: Am südlichen Rand der Berliner Innenstadt steht ein riesiger, massiver Betonzylinder unter Denkmalschutz. Der sogenannte Schwerbelastungskörper wurde in den 1940er Jahren als Testobjekt für Hitlers geplanten Triumphbogen errichtet, der Teil der "Welthauptstadt Germania" sein sollte. Der nie gebaute gigantische Protzbau hätte Schätzungen zufolge 50 Mal so viel Raum wie der Pariser Arc de Triomphe eingenommen. Mit einem Gewicht von etwa 12.650 Tonnen diente die Versuchsarchitektur dazu, die Tragfähigkeit des sandigen Berliner Bodens zu prüfen. Heute gilt das Baudenkmal als Zeugnis der nationalsozialistischen Stadtplanung für Berlin. Besucher können vom Aussichtsturm aus die Dimensionen der Nazi-Fantasien aus nächster Nähe erleben.
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Der "Taucherhelm": Buswartehäuschen in Buschvitz
Das Buswartehäuschen in der Gemeinde Buschvitz auf der Insel Rügen ist ein eher ungewöhnliches Denkmal – und ein Beispiel für DDR-Architektur. Als 1973 ein Sturm sämtliche Wartehäuschen auf der Insel zerstörte, war eine Lösung für den Schulbusverkehr nötig. Daraufhin entwickelten die damalige Bürgermeisterin Eva Preuhs und der mit ihr befreundete deutsche Bauingenieur Ulrich Müther die Idee für das Wartehäuschen. Nachdem das Projekt zunächst abgelehnt wurde, war der Bau im Frühjahr 1974 abgeschlossen. Wegen seiner Schalenbauweise und seinen seitlichen Bullaugen wird das windsichere Häuschen im Volksmund auch "Taucherhelm" genannt.
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El Niño Skulptur im Bodensee
Bei Radolfzell befindet sich die El Niño Skulptur im Bodensee. Sie zeigt einen nackten Jungen, der gebückt auf einer Bronzekugel steht. Die Skulptur kann als Symbol für Unschuld und Frechheit der Jugend interpretiert werden. Der Name "El Niño" bedeutet im Spanischen "das Kind". Auch ein Klimaphänomen trägt diesen Namen, das ungewöhnliche Meeresströmungen im Pazifik beschreibt und zusätzliche Interpretationen zur Symbolik des Werks eröffnet. Viele nutzen El Niño auch zum Messen des Wasserstandes, denn je nach dem, wie hoch das Wasser des Sees gerade ist, sieht man mal mehr und mal weniger von der Statue.
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"Kindlifresserbrunnen" in Bern
Obwohl makaber, sorgt dieser Brunnen in Bern heute mit seinem grotesken und unerwarteten Motiv für belustigtes Erstaunen bei Besuchern. Der sogenannte "Kindlifresserbrunnen" zeigt eine Figur, die gerade ein nacktes Kind verschlingt, während sich in einem umgehängten Sack weitere Kinder befinden. Über die genaue Bedeutung des Riesen kursieren diverse Theorien: Manchen zufolge sei der Kindlifresser eine Darstellung von Hass oder Strafe gegen ungehorsame Kinder, andere führen ihn auf eine Fasnachtsfigur zurück und wiederum andere deuten den Riesen im Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg als Juden mit Abneigung gegen Christenkinder. Bis heute kann keine der Theorien weder eindeutig bewiesen noch widerlegt werden.
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Zecherpaar-Brunnen in Görlitz
Ein humorvolles und kunstvoll gestaltetes Denkmal findet sich im Herzen der Altstadt von Görlitz am Klosterplatz. Der Zecherpaar-Brunnen ist ein Highlight der Stadt und zieht sowohl Einheimische als auch Touristen an. Er wurde von der Künstlerin Gisela Mauermann geschaffen und zeigt einen badenden Mann mit einem Humpen Bier, während sich die Frau um die Wäsche kümmert. Die Künstlerin weist damit auf die traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau hin.
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Doppelwendeltreppe in der Grazer Burg
Eine architektonische Kuriosität ist die Doppelwendeltreppe in der Grazer Burg. Sie wurde 1499 unter Kaiser Maximilian I. erschaffen und besteht aus zwei gegenläufigen Wendeltreppen, die sich wie eine Doppelhelix um ein zentrales Treppenauge winden. Sie wird auch "Versöhnungstreppe" genannt, da sich die beiden Helices immer wieder kreuzen und auseinandergehen. Die Doppelwendeltreppe befindet sich in der Grazer Burg, die heute ein Verwaltungssitz ist, aber ursprünglich als Residenz für die Habsburger diente.
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Der Heidelberger Brückenaffe
Ein Sinnbild für Hässlichkeit, Schamlosigkeit, Lüsternheit und Eitelkeit ist der Brückenaffe, eine bronzene Skulptur, die an der Alten Brücke in Heidelberg steht. Die Figur zeigt einen Affen mit hohlem Kopf, nacktem Hinterteil, ausgestrecktem Finger und einem Spiegel in der Hand. Das Berühren des Spiegels soll angeblich Wohlstand bringen, während Anfassen der Mäuse neben dem Affen viele Kinder vorhergesagt werden. Und wer die ausgestreckten Finger des Affen berührt, kommt angeblich nach Heidelberg zurück.
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Spendenbox "Bremer Loch"
Sieht aus wie ein Gullydeckel, ist aber eine unterirdische Spendenbox in Bremen: Nahe dem Haus der Bürger­schaft befindet sich seit 2007 das sogenannte "Bremer Loch", eine unterirdische Spendenbüchse, die in den Boden des Marktplatzes eingelassen ist. Wer hier eine Münze einwirft, wird mit den Tierlauten der vier Bremer Stadtmusikanten belohnt (Hahn, Katze, Hund und Esel). Die gespendeten Münzen kommen der Wilhelm-Kaisen-Bürgerhilfe zu Gute, die damit Hilfsprojekte für sozial schwache und benachteiligte Menschen in der Hansestadt unterstützen.
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Käthe-Kollwitz-Denkmal in Berlin
Das Käthe-Kollwitz-Denkmal ist eine Plastik aus Bronze auf dem Kollwitzplatz im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg. Das Monument ehrt die gleichnamige Künstlerin und überrascht durch einen Ausdruck von Schwere. Mit ihrem starr geradeaus gerichteten Blick, ihren geschlossenen Lippen und ihrer ernsten Miene wirkt die Darstellung nicht heroisch, sondern zeigt die Künstlerin in einer nachdenklichen, fast bedrückten Pose, die ihre Arbeit und ihr Leben reflektiert.