Viel Sonnenschein und Hitze - das ist in Zeiten der Erderwärmung für viele Menschen längst keine gute Nachricht mehr. Auch die Klimabilanz des Deutschen Wetterdienstes für 2022 sieht eher düster aus. Doch es gibt auch gute Neuigkeiten, etwa bei der Vorhersage von Extremwetterlagen.
Klimaexperten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) haben bei der klimatologischen Bilanz des Jahres 2022 vor den zunehmenden Einflüssen der Erderwärmung gewarnt. "Wir kommen raus aus der Komfortzone", sagte Andreas Becker, Abteilungsleiter der Klimabeobachtung beim DWD, am Dienstag in Berlin.
2022 war das zwölfte zu warme Jahr in Folge
Mit starken Hitzewellen, Sonnenscheinrekorden und anhaltender Trockenheit sei das Jahr nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa unter den wärmsten seit Messbeginn gewesen. Hierzulande war das Jahr 2022 das zwölfte zu warme Jahr in Folge und stellte damit sogar den Allzeitrekord aus dem Jahre 2018 ein. Das mit 2.024 Stunden seit 1951 sonnenscheinreichste Jahr bestätigt damit einmal mehr den Trend der globalen Erwärmung mit absehbaren Folgen für Mensch und Natur.
Die Folgen der Klimaveränderung würden in Deutschland zunehmend negativ spürbar, sagte Becker mit Blick auf Waldbrände, Ernteausfälle und Trinkwasserreglementierungen, die mehrere Kommunen im vergangenen Sommer angeordnet hätten. Er verwies auf Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI), nach denen die wiederholten Hitzewellen im Sommer 2022 zu einer Übersterblichkeit von 4.500 Menschen geführt hätten.
"Es lohnt sich, um jedes Zehntel Grad zu kämpfen", betonte Becker angesichts der Pariser Klimaziele zur Begrenzung der Erderwärmung. Deren Erreichen erscheint nach Angaben des DWD-Klima-Vorstands Tobias Fuchs kaum mehr möglich: "Zwei Grad sind noch irgendwie in Reichweite, aber 1,5 Grad sind weit weg."
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Während vor allem im Nordosten Deutschlands im vergangenen Jahr Dürre herrschte und die Bodenfeuchte in den tieferen Bodenschichten noch nicht ausreichend aufgefüllt ist, ist Stark- und Dauerregen ein anderes Wetterextrem, das bei steigender Erderwärmung häufiger auftreten kann. Wie dramatisch die Folgen sein können, erleben derzeit unter anderem die Menschen im Südosten Afrikas. Die Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021 hatte auch in Deutschland viele Menschen aufgerüttelt. Stark- und Dauerregen gehörten zu den schadensreichsten Extremwetterlagen, sagte Fuchs.
Die Niederschlagsprognosen des DWD hatten seinerzeit die gewaltige Niederschlagsfront ausgemacht und die Meteorologen hatten Unwetterwarnungen herausgegeben. Sie wurden aber nicht optimal genutzt. "Es reicht nicht aus, sich auf Warnungen zu verlassen", sagte Fuchs. Auch Prävention sei notwendig beim Katastrophenschutz.
Dank neuer Daten kann DWD Starkregengefahr für jeden Ort berechnen
Fuchs betonte, es sei eine Kernaufgabe des Deutschen Wetterdienstes, zu analysieren, welche Risiken durch extreme Niederschläge für jede Region, jeden Ort in Deutschland aktuell und künftig bestehen. "Dank neuer Beobachtungsdaten und der Verknüpfung der Informationen von Bodenstationen und Wetterradar kann der DWD jetzt für jeden Ort in Deutschland die Starkregengefahr berechnen", sagte er.
Damit sind Risikokarten zum Auftreten von Starkregen und Dauerregen möglich, etwa für den vorbeugenden Katastrophenschutz als Planungsgrundlage. Aber auch die Wasserwirtschaft sowie Bauingenieure und Städteplaner profitierten bei der angemessenen Dimensionierung von Kanalnetzen, Kläranlagen, Pumpwerken oder Rückhaltebecken davon, betonte Fuchs.
So habe der DWD seine Daten mit der Bevölkerungsstatistik verbunden und könne so für die 15 bevölkerungsreichsten Städte zeigen, wie stark die Einwohnerinnen und Einwohner von extremen Niederschlägen bisher betroffen waren. "Wir benötigen solche Lagebilder, in die alle zuständigen Institutionen ihre Erkenntnisse einspeisen, um aktuelle Wettergefahren richtig einzuschätzen und uns angemessen auf künftige Wettergefahren vorzubereiten", sagte der DWD-Experte.
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Auch für die Energiewirtschaft könne der DWD mit seinen Daten einen Beitrag zur Energiewende leisten, sagte Renate Hagedorn von der DWD-Wettervorhersage. Das betreffe etwa detailliertere Informationen über meteorologische Rahmenbedingungen, die sich im Klimawandel ändern, und über die regionalen Unterschiede bei Wind und Sonne. Durch eine enge Verzahnung von noch genaueren Vorhersagen mit der Netzsystemführung könnten jährlich Einsparungen in Millionenhöhe erreicht werden. Hier immerhin sei die rekordmäßige Sonnenscheindauer des vergangenen Jahres eines gute Nachricht gewesen: "2022 war ein Traumjahr für die Photovoltaik." (dpa/cze)
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