- Die Hochmoore an den Hängen des Südschwarzwalds bekommen nicht mehr genug Wasser.
- Wenn Moore vertrocknen, werden große Mengen CO2 freigesetzt.
- Der entwässerte Torfkörper muss geschützt und wiedervernässt werden.
Die langanhaltende Trockenheit und die extremen Temperaturen dieses Sommers haben rund um den Feldberg im Südschwarzwald eine einzigartige Landschaft stark in Bedrängnis gebracht. Bereits im trockenen Sommer 2015 sind in den Hochmooren viele Torfmoose abgestorben. "Im Sommer haben wir zunehmend weniger Niederschläge, das ist nicht das, was man vom Mittelgebirge erwartet," stellt der Moorkundler Pascal von Sengbusch fest.
Hochmoore speisen sich ausschließlich von Regenwasser und sind deshalb besonders anfällig bei anhaltender Trockenheit. Für den Erhalt braucht es ein humides Klima, in dem die Niederschläge höher sind als die Verdunstung. Im Schwarzwald kommt erschwerend hinzu, dass durch die Burgundische Pforte, einem flachen Sattel zwischen Jura und Vogesen, die warme Luft vom Mittelmeer in den Schwarzwald fließen kann. Immer wieder werden Spitzentemperaturen von 40 bis 60 Grad Celsius auf dem Moor gemessen.
"Ich sehe zum ersten Mal Tiere wie Erdkröten und Regenwürmer, die hier normalerweise nicht leben können, weil ein Moor eigentlich zu sauer für sie ist," beschreibt von Sengbusch die Lage.
Moore wurden über Jahrhunderte trockengelegt
Die Moore in Deutschland haben sich nach Ende der letzten Eiszeit vor rund 11.500 Jahren gebildet. Nach dem Absterben sind dabei Pflanzenrückstände unter Wasser geraten und wurden unter Sauerstoffabschluss nur unvollständig abgebaut. Dadurch haben sich große Kohlenstoffvorräte angehäuft.
Der Kohlenstoff entsteht durch die Photosynthese, für die Pflanzen das Kohlendioxid (CO2) aus der Atmosphäre aufnehmen. Schätzungen gehen davon aus, dass in natürlichen Mooren gut ein Drittel der irdischen Kohlenstoffvorräte gespeichert sind, obwohl sie nur drei Prozent der Landmasse bedecken.
Die meisten Hochmoore in Deutschland befinden sich in Niedersachsen. Durch Eingriffe des Menschen sind hier nur noch ein bis zwei Prozent der ursprünglichen Moorflächen intakt. Niedermoore, die auch vom Grundwasser ernährt werden, finden sich insbesondere im Nordosten Deutschlands.
Auch hier wurden die feuchten Biotope zu mehr als 95 Prozent entwässsert, um es als Brennmaterial oder für landwirtschaftliche Flächen zu nutzen. Allein aus entwässerten deutschen Mooren entweichen jährlich rund 45 Millionen Tonnen CO2. Das entsprach 2016 fast 40 Prozent der Emissionen in der Landwirtschaft.
Im Moor sind riesige Mengen Kohlenstoff gespeichert
Um zu verhindern, dass Moore weiter absterben und in ihnen gespeichertes CO2 tonnenweise in die Atmosphäre gelangt, wurden mit dem "Life Peat Restore"-Projekt in den vergangenen Jahren im Baltikum, Polen und im Biesenthaler Becken bei Berlin über 5.300 Hektar Moore wieder vernässt. In langwierigen Renaturierungsmaßnahmen werden dabei die Moore verwallt und die Gräben zugeschüttet um zu verhindern, dass Regenwasser abfließt.
Im Schwarzwald befinden sich viele Hochmoore in Hanglagen, was die Arbeiten schwierig macht. "Wir haben in den letzten acht Jahren knapp 800 Wehre aus Holzlatten und Pfählen in den Gräben gebaut," berichtet Pascal von Sengbusch. Entlang der vernässten Gräbern sind wieder typische Artengemeinschaften mit Sonnentau und Wollgras entstanden. Doch "zwischen den Gräben sieht es schlecht aus."
Fichten und Kiefern sorgen für Schatten
"Ich höre manchmal: 'das halten die Moore schon aus.' An der Station Lenzkirch ist die Durchschnittstemperatur im Sommer aber seit den 1960ern um 2,1 Grad gestiegen. Das hält kein Moor mehr aus", widerlegt von Sengbusch solche Argumente. "Die Bedingungen, die zur Torfbildung geführt haben, gibt es heute nicht mehr." Alles was hier noch bleibt ist, die rückschreitende Erosion so weit wie möglich zu stoppen.
Neben dem Vernässen schützen schattige Bereiche die empfindlichen Pflanzen. Im Schwarzwald gibt es hauptsächlich Fichten. Aber das sind Flachwurzler, für die ist das sinkende Grundwasser immer schwerer zu erreichen und sie sterben in Hitzesommern wie diesem ab. Dazu kommt der Borkenkäfer, der die Bäume befällt. Von Sengbusch zufolge lohnt es sich trotzdem, die Bäume stehen zu lassen, auch die Moorkiefern, weil sie unter ihren Ästen für Schatten auf dem überhitzen Moorkörper sorgen. "Da sind die Lebensbedingungen für Flora und Fauna im Moor noch am besten."
Verwendete Quellen:
- dgmtev.de: Themenfaltblätter
- nabu.de: NABU: Bis 2050 alle Moore weltweit wiedervernässen
- Persönliches Gespräch mit Pascal von Sengbusch, Moorkundler aus Kandern
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