Die Nutzung der Atomkraft für die Stromerzeugung wird in Deutschland am 15. April nach gut sechs Jahrzehnten beendet. Die Hinterlassenschaften der Atomkraftwerke, weit über Tausend Behälter mit Atommüll, dürften das Land aber noch viele Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende beschäftigen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wo lagert der Atommüll derzeit?
Der bereits vorhandene hochradioaktive Atommüll wird im Moment in Zwischenlagern aufbewahrt. Ein erheblicher Teil lagert in dem niedersächsischen Salzstock Gorleben, der Rest vorwiegend in Zwischenlagern an den (früheren) Atomkraftwerkstandorten.
Welche Mengen müssen sicher untergebracht werden?
Insgesamt erwartet die Bundesregierung bei hochradioaktivem Müll eine Gesamtmenge von mindestens 1.100 Castorbehältern mit abgebrannten Brennelementen aus dem Akw-Betrieb. Dazu kommen 300 Behälter aus der Wiederaufarbeitung solcher Brennelemente im Ausland sowie rund 500 Behälter aus Forschungs- und Demonstrationsreaktoren. Außerdem geht die Bundesregierung von etwa 600.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktivem Müll aus.
Wie lange muss der strahlende Müll sicher untergebracht werden?
Ein Endlager soll die sichere Lagerung von Atommüll für mindestens eine Million Jahre ermöglichen. "Mehr als 30.000 Generationen werden in diesem Zeitraum noch von den Folgen der Atom-Technologie betroffen sein, die bei uns gerade einmal 60 Jahre in Betrieb gewesen ist", beschrieb die frühere Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) einst anlässlich des Beginns der neuen Endlagersuche die zeitlichen Dimensionen. "Seit Christi Geburt sind rund 60 Generationen vergangen", fügte sie noch hinzu.
Welche Anforderungen muss ein Endlager erfüllen?
Mindestanforderungen bereits für den nun erfolgten ersten Teilschritt waren ein mindestens 300 Meter starkes Deckgebirge sowie ein mindestens 100 Meter mächtiges Wirtsgestein. Ziel ist, dass hochradioaktiver Atommüll in dem künftigen Endlager für eine Million Jahre sicher untergebracht werden kann, ohne zum Beispiel Grundwasser zu gefährden. Für mindestens 500 Jahre soll der Atommüll rückholbar sein, um etwaige künftige wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen zu können. Ausgeschlossen sind etwa Gebiete mit Erdbebengefahren oder Vulkanismus.
Grundsätzlich kommen verschiedene tiefliegende Wirtsgesteine infrage. Neben Salzstöcken wie Gorleben sind dies Ton oder Kristallingestein (vor allem Granit). Alle haben jeweils Vor- und Nachteile. An dem letztlich ausgewählten Standort soll die Endlagerung in tiefen geologischen Formationen in einem eigens dafür errichteten Endlagerbergwerk erfolgen.
Wo könnte das Endlager entstehen?
Das Gesetz sieht nach langer Konzentration auf Gorleben eine neue ergebnisoffene und transparente Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll vor. Dazu werden in einem "wissenschaftsbasierten und transparenten" Verfahren deutschlandweit verschiedene mögliche Standorte verglichen. Dabei gilt das Prinzip "weiße Landkarte": Keine bestimmten Regionen werden bevorzugt oder von vornherein ausgeschlossen.
In einem 2020 durch die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) vorgelegten Zwischenbericht wurden 90 Teilgebiete benannt, die weiter untersucht werden sollen. Sie umfassen allerdings immerhin noch etwa 54 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands. Darunter sind 74 - oft kleinere - Salzstöcke, neun Ton- und sieben Kristallinformationen. Betroffen sind alle Bundesländer mit Ausnahme des Saarlandes. Der Salzstock Gorleben wurde bereits in der ersten Auswahlstufe als ungeeignet ausgeschlossen.
Wann soll das Endlager in Betrieb gehen?
Die Suche nach einem geeigneten Standort sollte nach der ursprünglichen Planung bis 2031 abgeschlossen sein. Die Entscheidung trifft auf Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnisse letztlich der Bundestag. Ein Endlager sollte dann bis 2050 zur Verfügung stehen.
Mittlerweile ist dieser Zeitplan aber nicht mehr zu halten. Aktuell soll die laufende Phase 1 des Suchverfahrens bis möglichst 2027 beendet sein, danach werden zehn bis zwölf Jahre für die folgende übertägige Erkundung möglicher Standorte angesetzt. Dieser würde sich eine untertägige Erkundung von mindestens zwei möglichen Standorten anschließen. (AFP/cze)
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