Dass sich der Klimawandel beschleunigt, liegt auch an sinkenden Schadstoffen in der Luft. Laut einer weiteren Studie könnte auch Mikroplastik in den Wolken das Klima beeinflussen. Generell nimmt das Vertrauen in Klimaforschung in Deutschland zu und ein grünes Start-up produziert Tampons aus Algenfasern als Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit.

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Die Auswirkungen der Klimakrise sind in den vergangenen Jahren spürbarer geworden: Extremwetterereignisse nehmen weltweit zu, ein Negativrekord jagt den anderen. Die globale Erwärmung zu bremsen und die Folgen beherrschbar zu halten, ist eine unserer größten Herausforderungen.

Was ist der aktuelle Stand der Forschung? Was tun Politik und Wirtschaft? Und gibt es auch Erfolge zu berichten? In dieser Serie halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden.

Klimawandel beschleunigt sich – auch wegen sinkender Luftschadstoffe

Der Klimawandel beschleunigt sich: Laut Daten der "Indikatoren des Globalen Klimawandels" (IGCC) sind die Temperaturen in den Jahren 2014 bis 2023 um 1,19 Grad Celsius gestiegen; von 2013 bis 2022 waren es hingegen nur 1,14 Grad. Das hat den Forschenden zufolge auch damit zu tun, dass die Luftverschmutzung abgenommen hat. In der Industrie kommen vermehrt Filter zum Einsatz, wodurch weniger Schmutzpartikel und Aerosole in der Luft vorhanden sind. Das ist zunächst eine gute Nachricht.

Diese Partikel und Aerosole haben jedoch einen unerwarteten Nebeneffekt: Sie reflektieren einen Teil des in die Erdatmosphäre eintretenden Sonnenlichts zurück ins All. Je weniger der Schadstoffe also in der Luft sind, desto stärker kann sich das Klima auf der Erde aufheizen. Wieder mehr Schadstoffe in die Luft zu blasen, kann aber wohl kaum eine Lösung in der Klimakrise sein.

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Die sinkende Luftverschmutzung ist auch nicht der einzige Grund, warum sich der Klimawandel beschleunigt. Laut der internationalen Forschungsinitiative Global Carbon Project steigen die CO2-Emissionen weltweit weiter an – noch nie wurde so viel Öl, Kohle und Gas verbrannt wie aktuell.

Die CO2-Emissionen dürften 2024 mit 37 Milliarden Tonnen höher liegen als im vergangenen Jahr. Linear zum Anteil der Treibhausgase in der Atmosphäre steigen auch die globalen Temperaturen. Und selbst wenn die Emissionen konstant blieben, könnten Kipppunkte – wie das Auftauen der Permafrostböden – den Klimawandel weiter beschleunigen.

Mikroplastik in Wolken könnte das Klima verändern

Mikroplastik findet man heute überall: Die kleiner als ein Millimeter großen Kunststoffteilchen wurden bereits in der Tiefsee nachgewiesen, im Blut von Menschen – und auch in den feinen Wassertröpfchen, aus denen Wolken bestehen. Eine neue Studie der Pennsylvania State University fand nun Hinweise darauf, dass Letzteres das Wetter und Klima auf unserem Planeten beeinflussen könnte.

Damit sich Wolken bilden, braucht es Partikel in der Atmosphäre. Warme Luft steigt von der Erde auf und kühlt in höheren Lagen ab. Da kalte Luft jedoch weniger Wasser aufnehmen kann, kondensiert das Wasser an winzigen Partikeln in der Luft und gefriert – eine Wolke entsteht. Diese Partikel können Ruß- und Staubpartikel sein, Pollen oder eben auch Mikroplastik.

Im Labor fanden die Forschenden der Pennsylvania State University heraus, dass die Tröpfchen um Mikroplastikpartikel schneller gefrieren: Normalerweise geschieht das bei rund minus 35 Grad Celsius, in Kombination mit den Mikroplastikpartikeln schon bei minus 22 Grad.

Das könnte dazu führen, dass Wolken früher abregnen und es stärker regnet oder schneit, vermuten die Forschenden. Um die genauen Auswirkungen zu klären, sind jedoch noch weitere Untersuchungen nötig.

In Deutschland wächst das Vertrauen in die Klimaforschung

Seit 2014 befragt die Organisation Wissenschaft im Dialog (WiD) für den jährlichen Wissenschaftsbarometer Menschen in Deutschland dazu, wie sie zu Wissenschaft und Forschung stehen. Für die repräsentative Umfrage wurden in diesem Jahr mehr als 1.000 Telefoninterviews geführt.

Demnach vertrauen mehr als die Hälfte der Befragten der Forschung "voll und ganz" oder "eher" (55 Prozent); 9 Prozent vertrauen ihr hingegen "nicht" oder "eher nicht". Die restlichen 34 Prozent sind unentschieden. Damit ähneln die Werte den Ergebnissen der Vorjahre – doch es gibt einen Unterschied: Das Vertrauen in die Klimaforschung ist deutlich gestiegen.

2014 lag das Vertrauen in wissenschaftliche Aussagen zur globalen Erwärmung bei 37 Prozent; im Jahr 2024 vertrauen 59 Prozent der Befragten diesen Aussagen. Auch das Vertrauen in die Wissenschaft zu erneuerbaren Energien ist um 12 Prozentpunkte auf 65 Prozent gestiegen.

Dabei zeigten Personen unter 30 Jahren mit rund 80 Prozent das höchste Vertrauen in die wissenschaftlichen Aussagen zu beiden Themen.

Grünes Start-up Vyld: "Tangpon", die nachhaltige Alternative zum Tampon

Neben Forschenden und Unternehmen suchen auch immer mehr Start-ups nach Wegen, um die Welt ein kleines bisschen grüner zu machen. Ein Beispiel dafür ist Vyld: Das Berliner Start-up stellt Tampons aus Algenfasern her – sogenannte "Tangpons" (abgeleitet von Seetang) – und will damit nicht nur einen Beitrag zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks leisten, sondern auch zur Rettung der Ozeane beitragen.

Algen sind extrem ressourcenschonend: Sie wachsen schnell, benötigen weder Dünger noch Süßwasser und binden dabei Stickstoff und CO2, was sie besonders klimafreundlich macht. Herkömmliche Hygieneprodukte bestehen aus Viskose oder Baumwollfasern; der Anbau von Baumwolle verbraucht dabei nicht nur immense Mengen Wasser, sondern gerät auch angesichts der zunehmenden Klimakrise unter Druck.

Das treibt die Preise für Baumwolle in die Höhe, während die für Algen sinken - denn bei höheren Temperaturen gedeihen Algen besser. Außerdem enthalten herkömmliche Tampons Kunststoffe, die – früher oder später – als Mikroplastik ins Meer gelangen. Die Meeresalgen-Tampons sind hingegen vollständig biologisch abbaubar.

Völlig neu ist der Einsatz von Algenfasern als Textilien nicht: Algen finden bereits Anwendung im medizinischen Bereich, etwa als Wundauflagen.

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