In der Mönchsrepublik Athos in Griechenland haben Frauen seit 1.000 Jahren Zutrittsverbot. Das gilt sogar für weibliche Tiere - nur für Katzen machen die Ordensbrüder eine Ausnahme. An dem heiligen Ort ticken die Uhren auch sonst anders.
Frauen, Ziegen, Eselinnen: Ihnen allen ist der Zutritt zum heiligen Berg und zur Halbinsel Athos untersagt. Das strenge Verbot gilt seit fast 1.000 Jahren für alle weiblichen Wesen, egal ob Mensch oder Tier. So steht denn auch auf einem Schild am Eingang zum Berg in fünf Sprachen, dass "der Frauenzugang" nicht erlaubt sei.
2.300 Ordensbrüder orthodoxen Glaubens leben an der Spitze der Halbinsel Chalkidiki in Griechenland, an dem 2.000 Meter hohen Berg Athos. Schon seit dem neunten Jahrhundert siedeln Mönche in der Region. Ihre 20 Klöster hängen eindrucksvoll an den Klippen und gehören zum Unesco-Weltkulturerbe.
Sie dulden nur eine weibliche Art auf ihrem Hoheitsgebiet: Katzen. Die sollen Mäuse und Schlangen fernhalten. Ob auch für Hühner eine Ausnahme gilt, ist umstritten.
Warum die Mönche keine Frauen wollen
Die 336 Quadratkilometer große Republik verwalten die Äbte autonom, auch wenn sie zu Griechenland gehört. Deshalb können die Mönche ihre eigenen Regeln aufstellen.
Das ungewöhnlichste Gesetz ist seit dem Jahr 1045 in Kraft: Seitdem dürfen Frauen keinen Fuß auf die Halbinsel setzen. Sogar Schiffe, die an der Küste entlangfahren, müssen einen Abstand von 500 Metern halten, wenn Frauen an Bord sind.
Die Begründung der Mönche: Athos sei der Verehrung der Jungfrau Maria gewidmet. Angeblich kam diese auf dem Weg nach Zypern zufällig in der Region vorbei. Ihr soll Athos der Legende nach so gut gefallen haben, dass Gott ihr den Berg und die Landzunge schenkte.
Einer der Mönche, Pater Mitrophan, schrieb in dem Buch "Athos-Impressionen" 1986 dazu: "Die Athoniten verwehren den Frauen den Zutritt zum Heiligen Berg, weil sie die Frauen wahrhaft lieben. Alle Frauen sind auf dem Athos abwesend, und doch wieder, durch die Gottesmutter, Maria, sind alle anwesend."
Wie Frauen sich trotzdem nach Athos einschlichen
Das Gesetz hat Frauen trotzdem nicht davon abgehalten, sich ins verbotene Land zu schleichen.
Ein Beispiel ist Helena, die Frau des serbischen Herrschers Stefan Uroš IV. Dušan im 14. Jahrhundert: Er wollte sie der Legende nach vor der Pest schützen und brachte sie deshalb zu den Mönchen. Damit sie das Gesetz nicht brach, setzte sie angeblich keinen Fuß auf den Boden - sie wurde immer in einer Sänfte herumgetragen.
Anders die französische Autorin Maryse Choisy: Sie beschrieb in ihrem Buch "Ein Monat unter Männern", wie sie sich in den 1920er Jahren als Matrose verkleidet in Athos aufhielt. Das Time-Magazin berichtete 1953 von einer griechischen Schönheitskönigin, die sich als Mann ausgab und Athos besuchte - ein Skandal damals.
1989 verirrte sich eine deutsche Touristin in dem Gebiet, hieß es in Medienberichten. 2008 sorgten sechs Griechinnen für Aufsehen, als sie vor laufenden Fernsehkameras die Grenze nach Athos überschritten, um gegen das Einreiseverbot zu protestieren.
Mönche wehren sich gegen Lockerung des Gesetzes
Die Abschottung der männlichen Mönche gefällt auch vielen Politikern und Kirchenvertretern nicht. Die EU forderte laut Spiegel 2003 eine Aufhebung des Verbots. Der Weltkirchenrat wagte, nach Angaben griechischer Medien, zuletzt 2014 ebenfalls einen Vorstoß in diese Richtung.
Aber die Mönchsrepublik wehrte sich erfolgreich: Sie berief sich auf ihre seit Jahrhunderten bestehende Selbstverwaltung, schreibt der Spiegel.
Diese sei schließlich 1981 in den Beitrittsverträgen Griechenlands zur damaligen Europäischen Gemeinschaft festgehalten worden.
Männer können auch nicht einfach einreisen
Aber auch nicht jeder Mann kann Athos einfach so betreten, auch wenn Athos da deutlich weniger streng ist. Männliche Besucher dürfen sich unter bestimmten Voraussetzungen im heiligen Land aufhalten - sogar, wenn sie keinen orthodoxen Glauben haben.
Gerüchten zufolge dürfen höchstens zehn von ihnen gleichzeitig in Athos sein. Sie müssen deshalb laut Focus vorher eine Aufenthaltserlaubnis einholen.
Weil die Mönche zur Gastfreundschaft verpflichtet seien, würden sie Gäste aber kostenlos aufnehmen. Allerdings kann jeder Besucher nur drei bis vier Tage bleiben.
Dafür dürfen sie mehrmals anreisen - so wie der russische Präsident Wladimir Putin, der nach Angaben von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung öfter zu Besuch war, zuletzt 2016.
Ob für ihn die gleichen Regeln gelten wie für normale Besucher, ist nicht bekannt. Diese dürfen beim gemeinsamen Mahl nicht sprechen und müssen an Gottesdiensten teilnehmen, wie einige von ihnen anschließend berichteten.
Anderer Kalender, andere Zeitrechnung
Athos hat, abgesehen vom Frauenverbot, einige weitere Besonderheiten. So gilt im Gegensatz zum griechischen Mutterland ein anderer Kalender.
Den im 16. Jahrhundert in weiten Teilen Europas eingeführten Gregorianischen Kalender ignorieren die Mönche bis heute. Sie nutzen den Julianischen Kalender, so wie einige orthodoxe Kirchen weltweit. Die Folge: Ihre Zeitrechnung hinkt 13 Tage hinterher.
Ihre Uhren gehen außerdem nach der byzantinischen Zeitrechnung: Die Tage beginnen mit dem Sonnenuntergang und nicht um Mitternacht.
Zudem gibt Athos eigene Briefmarken aus und hat eigene Autokennzeichen, obwohl es dort nur wenige Bewohner, kaum asphaltierte Straßen und nur eine Handvoll Fahrzeuge gibt.
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