Das Fabelwesen Drache kommt in vielen Kulturkreisen vor. Während er bei uns als gefährliches Ungeheuer gilt, schreibt man ihm im Fernen Osten positive Eigenschaften zu. Was hat es mit dem Mythos auf sich - und wo hat er seinen Ursprung?

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Jeder weiß, wie Drachen aussehen - und das, obwohl es sie nicht gibt und nie gegeben hat. Sie leben im Reich der Mythen, Märchen, Sagen und Legenden.

Bis heute haben sie in der Literatur und im Film große Auftritte, man denke etwa an Smaug aus dem "Kleinen Hobbit" oder an die Drachen bei "Game of Thrones".

Drachen als bedrohliche Ungeheuer

Den Spuren nach zu urteilen, die sie im kollektiven Gedächtnis hinterlassen haben, bevölkern Drachen schon seit Jahrtausenden und in fast allen Kulturen die Erde. Er hat seinen Ursprung in den Mythen der Antike und auch im Christentum spielt der Drache eine Rolle.

Hier steht er für das teuflische, gottlose und bedrohliche Ungeheuer, das bekämpft werden muss. Davon kündet die Legende vom Heiligen Georg, dem Drachentöter.

Deshalb galten Drachen auch im Mittelalter als feindselig und gefährlich. Den Legenden nach hüteten sie Schätze, verspeisten Jungfrauen und mussten von edlen, tapferen Rittern zur Strecke gebracht werden.

Man denke etwa an den Drachen Fafnir aus der Nibelungensage, in dessen Blut Siegfried badet. Während Drachen in westlichen Ländern äußerst negativ gezeichnet wurden, schrieb man ihnen in anderen Kulturkreisen positive Eigenschaften zu - in China zum Beispiel.

Der Drache als Naturgewalt

Noch heute ist der Drachentanz bei der Parade zum chinesischen Neujahrsfest ein Highlight. Die Figur des Drachens ist hier sehr positiv besetzt: Sie ist ein Symbol des Kaisers und steht für Weisheit, Erhabenheit, Kraft, Fruchtbarkeit und Glück.

Historiker gehen davon aus, dass Drachen symbolisch für die Gefahren der Naturgewalten stehen. Während diesen in China Respekt entgegengebracht wurde und man sie zu besänftigen suchte, kämpften die Menschen in den westlichen Ländern erbittert gegen sie an.

Die Figur des Drachens geht ursprünglich auf die Schlange zurück. Das Wort "Drache" kommt vom altgriechischen "drákōn", was Schlange und "der starr Blickende" bedeutet.

Bei den Griechen und Römern wurde so jede ungiftige größere Schlangenart bezeichnet. Meist wird ein Drache heute als Mischwesen zwischen Reptil, Vogel und Raubtier, manchmal auch mit mehreren Köpfen dargestellt. Doch die Vorstellung ist keinesfalls einheitlich.

In den germanischen und alpenländischen Mythen wurden die Fabelwesen Lindwürmer zu Drachen umdefiniert. Sie sind meist zweibeinig oder ohne Beine dargestellt, haben keine oder nur kurze Flügel und einen langen Schwanz.

Die Fabelwesen wurden als menschenfressend beschrieben. Der Drache aus dem Nibelungenlied beispielsweise wird als Lindwurm gezeichnet.

So etwas wie der kleine Verwandte des Lindwurms ist der Tatzelwurm, der ebenfalls aus dem abendländischen Kulturkreis stammt und der Überlieferung nach vor allem im Alpenraum und im Alpenvorraum vorkommen soll.

Sein Name gibt bereits einen Hinweis auf sein Aussehen. Der Wortbestandteil "Tatze" deutet auf Klauen oder Pfoten hin, der Bestandteil "Wurm" auf einen schlangenartigen Leib.

Wyvern hingegen entstammen dem englischen Kulturkreis. Das Wort lässt sich mit "Zweifüßiger Drache mit Flügeln" übersetzen.

Die Darstellung des Wesens mit zwei Beinen, Flügeln und einem schlangenartigen Hinterteil hat die Darstellung von Drachen in der Fantasyliteratur und in Filmen bis heute entscheidend geprägt.

"Ryū" ist das japanische Wort für Drache. Durch die Verbreitung des Buddhismus übernahmen die Japaner den Glauben an Drachen einst von den Chinesen.

Die japanischen Drachen sind daher an die chinesischen angelehnt, wo sich der Drache als Mischwesen aus Krokodil und Schlange entwickelte, wobei die Schlange für den Regenbogen stand und ein Symbol für die Fruchtbarkeit darstellte.

Die Azteken und Mayas Mittelamerikas beteten dagegen eine gefiederte Schlange an. Der Schlangengott Quetzalcoatl wurde als über und über mit smaragdgrünen Federn bedeckt dargestellt und galt als Gott des Lebens.

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