- Aufgrund des Klimawandels steigen die Temperaturen weltweit und auch die Wahrscheinlichkeit von Extremwetter-Ereignissen erhöht sich.
- Bereits seit einigen Jahrzehnten machen sich die Folgen bemerkbar.
- So gehen 37 Prozent der Hitzetoten seit 1991 einer neuen Studie zufolge auf den Klimawandel zurück.
Der Klimawandel tötet schon jetzt: Etwa ein Drittel aller hitzebedingten Todesfälle weltweit zwischen 1991 und 2018 lassen sich Modellrechnungen zufolge auf die Erderwärmung zurückführen. Der Anstieg bei der Zahl der Hitzetoten ist auf allen Kontinenten feststellbar, besonders betroffen sind Südamerika und Südostasien, wie ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Nature Climate Change" berichtet.
"Wir gehen davon aus, dass der Anteil der hitzebedingten Todesfälle weiter zunehmen wird, wenn wir nichts gegen den Klimawandel unternehmen und uns nicht anpassen", erläutert Ana Maria Vicedo-Cabrera von der Universität Bern. "Bislang ist die globale Durchschnittstemperatur nur um etwa ein Grad Celsius gestiegen, was nur ein Bruchteil dessen ist, was uns bevorstehen könnte, wenn die Emissionen ungebremst weiter steigen."
37 Prozent der Hitzetoten auf Klimawandel zurückzuführen
Es sei bekannt, dass ein Anstieg der Temperatur und vor allem verstärkt auftretende Hitzewellen die Gesundheit des Menschen beeinflussen und die Sterblichkeit erhöhen können, erläutern die Wissenschaftler. Sie erstellten Modelle, um die Zusammenhänge in verschiedenen Regionen der Welt abzubilden und werteten unter anderem Temperatur- und Sterbefall-Daten aus 732 Orten in 43 Ländern aus.
Vereinfacht gesagt ermittelten sie zunächst, wie eine steigende Temperatur in einzelnen Städten oder Regionen die Sterberate verändert. Dann betrachteten sie, wie sich die Temperaturen seit 1991 tatsächlich entwickelt haben und wie sie sich ohne menschengemachten Klimawandel entwickelt hätten. Auf diese Weise ermittelten sie die zusätzlich durch den Klimawandel verursachten Todesfälle.
Im globalen Schnitt waren demnach 37 Prozent aller hitzebedingten Todesfälle der vergangenen Jahrzehnte auf den Klimawandel zurückzuführen. Die Auswirkungen waren rund um den Globus sehr unterschiedlich, den größten Anteil klimawandelbedingter Hitze-Todesfälle errechneten die Wissenschaftler für Zentral- und Südamerika sowie für Südostasien. In Athen seien jährlich rund 190 Todesfälle auf die Klimaveränderungen zurückzuführen, berichten die Wissenschaftler. In Madrid seien es etwa 180, in Bangkok 150 und in London 80.
Viele Regionen konnten nicht ausreichend berücksichtigt werden
"Die Botschaft ist klar: Der Klimawandel wird nicht nur in der Zukunft verheerende Auswirkungen haben, sondern jeder Kontinent erfährt bereits jetzt die schlimmen Folgen menschlicher Aktivitäten auf unserem Planeten. Wir müssen jetzt handeln", sagt Antonio Gasparrini von der London School of Hygiene and Tropical Medicine.
Eine Schwäche ihrer Studie sei, dass viele Regionen der Welt nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt werden konnten, erläutern die Forscher - etwa in Afrika und Südasien, weil von dort keine Daten vorlägen. Zudem sollten die Angaben aus einzelnen Städten nicht als repräsentativ für ein ganzes Land gesehen werden, da aus einigen Ländern nur wenige Städte berücksichtigt wurden.
"Die Länder, aus denen wir nicht die notwendigen Gesundheitsdaten haben, gehören oft zu den ärmsten und anfälligsten für den Klimawandel, und darüber hinaus sind es auch die mit dem stärksten prognostizierten Bevölkerungswachstum in der Zukunft", schreibt Dann Mitchell von der University of Bristol in einem Kommentar zur Studie.
Ältere Menschen sind besonders gefährdet
Die Arbeit der Forscher um Vicedo-Cabrera zeige, dass die notwendigen Methoden zum Verständnis der Zusammenhänge zwischen Klima und Gesundheit vorhanden seien. Die Daten weiterer Länder müssten nun erfasst werden, um das tatsächliche globale Ausmaß der hitzebedingten Sterblichkeit zu verstehen.
In Deutschland sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) während der Hitzewelle im Sommer 2003 etwa 7.600 Menschen infolge der hohen Temperaturen gestorben. In den Jahren 2006 und 2015 seien es jeweils mehr als 6.000 gewesen. Besonders gefährdet seien ältere Menschen und solche mit chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegserkrankungen.
Die Hitzebelastung kann zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust des Körpers führen. Dehydrierung - also ein Wassermangel - kann das Risiko für Thrombosen und andere Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen. (ff/dpa)
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