Der grönländische Eisschild hat im Jahr 2019 einen Rekordverlust verzeichnet. Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen hat Grönland so viel Eis verloren.
Das grönländische Inlandeis hat 2019 einen neuen Negativrekord erreicht: Der Massenverlust war größer als im bisherigen Rekordjahr 2012.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) und des Potsdamer Geoforschungszentrums (GFZ).
Die Wissenschaftler hatten dafür Satelliten- und Modelldaten ausgewertet. Die Studie erschien am Donnerstag im Fachjournal "Communications Earth & Environment".
Grönland: Zwei Jahre "Atempause"
2017 und 2018 hatte es nur geringe Massenverluste gegeben. Die beiden Jahre waren in Grönland sehr kalt und schneereich. "Nach zwei Jahren 'Atempause' sind 2019 die Massenverluste wieder stark angestiegen und übertreffen alle Jahresverluste seit 1948, wahrscheinlich sogar seit über 100 Jahren", sagt Ingo Sasgen, Glaziologe am AWI in Bremerhaven und Autor der Studie.
Als Inlandeis - auch Eisschild genannt - wird eine flächenartige Vergletscherung bezeichnet, die das vorhandene Relief fast vollständig bedeckt.
Das Inlandeis in der Antarktis und das in Grönland sind die größten Eisschilde der Erde. Die Massenbilanz eines Jahres ergibt sich aus der Differenz zwischen Eiszunahme durch Schneefall und Eisverlusten durch Schmelzen und Eisausstoß am Rand in den Ozean.
Fünf stärkste Verlustjahre in den letzten zehn Jahren
Die Massenverluste in Grönland fielen den Angaben zufolge 2019 mit 532 Milliarden Tonnen deutlich höher aus als im bisherigen Rekordjahr 2012. Vor acht Jahren waren es 464 Milliarden Tonnen. "Wir sehen eine starke Variation von Jahr zu Jahr. Die fünf stärksten Verlustjahre seit 1948 sind aber in den letzten zehn Jahren zu verzeichnen", erklärt Sasgen.
Der Massenverlust entspreche einem global gemittelten Meeresspiegelanstieg von 1,5 Millimetern. "Immer häufiger haben wir stabile Hochdruckgebiete über dem Eisschild, die den Einstrom von wärmerer Luft aus den mittleren Breiten und damit das Schmelzen begünstigen", sagt Sasgen. Ähnlich habe es auch im bisherigen Rekordjahr 2012 ausgesehen.
"2019 war der Schneefall geringer als im langjährigen Mittel; auch das hat zu dem Rekordwert beigetragen", erklärt Marco Tedesco, Mitautor der Studie und Professor an der Columbia University.
Erst Mitte August hatten Forscher von der Ohio State University berichtet, der Eisverlust von Grönland beschleunige sich und sei nicht mehr zu stoppen, selbst wenn die Erderwärmung sofort ende. Der jährliche Schneefall reiche nicht mehr aus, um ihn aufzuwiegen. (ff)
Verwendete Quellen:
- Alfred-Wegener-Institut: "Grönländisches Eisschild verzeichnete Rekordverlust in 2019"
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