• Über 675 Millionen Infizierte, fast sieben Millionen Tote: Corona hatte unsere Welt drei Jahre lang fest im Griff.
  • Doch bis heute ist immer noch nicht geklärt, woher das SARS-CoV-2-Virus tatsächlich stammt.
  • Wir beantworten die häufigsten Fragen dazu.

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Was wissen wir sicher über den Ursprung des Coronavirus und was nicht?

Die Corona-Pandemie ist zum einen am besten dokumentierte Pandemie in der Menschheitsgeschichte, zum anderen schon jetzt eines ihrer größten Rätsel. Wir wissen zwar, welche Menschen sich wo als erstes infizierten, wie sich das Virus nach und nach weltweit verbreitete und wie viele Opfer es mindestens forderte.

Trotzdem können wir bis heute nicht sicher sagen, was der Ursprung des Virus war. Diese Information ist jedoch zentral für die Bekämpfung zukünftiger ähnlich gelagerter Epidemien. Deshalb wird auch drei Jahre nach Ausbruch von Corona weltweit weiter mit Hochdruck zum Ursprung des SARS-CoV-2-Virus geforscht.

Welche Annahmen zum Ursprung des Virus sind am meisten verbreitet?

Es gibt zwei Theorien, die sich bemühen, den Ursprung des Coronavirus zu erklären. Die Fledermaus-Theorie geht davon aus, dass ein von einer Fledermaus mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziertes Tier einen Menschen ansteckte. Die Mehrheit der Wissenschaftler hält diese natürliche Entstehung für höchst plausibel. Dennoch gibt es immer wieder wissenschaftliche Ansätze, die versuchen, Belege für eine künstliche Entstehung des Virus in einem Labor zu finden.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Was beinhaltet die Fledermaus-Theorie und was stützt sie?

Die Fledermaus-Theorie nimmt an, dass zunächst Fledermäuse andere Tiere mit dem Coronavirus infiziert haben könnten. Diese Tiere könnten dann den Virus auf die Menschen übertragen haben. Wie das konkret passierte und wann, wird noch diskutiert. Am wahrscheinlichsten gilt, dass das Virus auf dem Huanan-Wildtiermarkt im chinesischen Wuhan das erste Mal einen Menschen befiel.

Das untermauerte jüngst eine Studie des Virologen Michael Worobey von der University of Arizona. Sie kommt zu dem Schluss, dass das Auftreten von SARS-CoV-2 durch den Handel mit lebenden Wildtieren in China erfolgte, und dass der Huanan-Markt das Epizentrum der COVID-19-Pandemie war. Dafür untersuchten die Forscher die ersten Fälle von Corona-Infektionen nach den Kriterien Zeit und Ort. Das Ergebnis: Demnach konzentrierten sich die ersten Fälle im Dezember 2019 auf Personen, die auf dem Markt lebende Tiere verkauften oder einkauften.

Was ist an der Laborleck-Theorie dran – gibt es Beweise?

Da der finale Beweis für einen natürlichen Ursprung des Virus dennoch bis heute fehlt, flammen immer wieder Diskussionen um die Laborleck-Theorie auf. Konkret geht sie von einem künstlich entwickelten Virus aus – hergestellt in einem virologischen Labor im chinesischen Wuhan – das durch einen Laborunfall in die Öffentlichkeit gelangte.

Erst vor ein paar Monaten hatte sich erneut ein Forscherteam rund um Valentin Bruttel vom Universitätsklinikum Würzburg damit auseinandergesetzt. Ihre Untersuchung kam zu dem Schluss, dass Sars-CoV-2 zu 99,9 Prozent eine künstliche, wahrscheinlich manipulierte Kopie eines natürlichen Virus sei. Der Virus würde in seinem Genom bestimmte künstliche Schnittstellen aufweisen, die so nur von spezifischen virologischen Laboren stammen könnten, die synthetische Viren herstellen.

Die Untersuchung hielt jedoch einer Überprüfung durch wissenschaftliche Experten nicht stand. Ihre Kritik: Die Schnittstellen könnten auch natürlichen Ursprungs sein. Die Laborleck-Theorie gilt deshalb bis heute nach wie vor als unbewiesen.

Welche "Seiten" gibt es?

Die Diskussion um den Ursprung des Coronavirus lässt sich in drei Perspektiven unterteilen. Die Perspektive der Wissenschaftler ist eine neutrale, die versucht über wissenschaftliche Methoden die Wahrheit zu finden. Die Perspektive der Weltgemeinschaft ist eine vorwerfende und politische; unzählige Länder, allen voran die USA, fordern von China mehr Transparenz bei der Aufklärung des Virusurspungs. Die Perspektive Chinas wiederum ist eine verteidigende, da sich das Land selbst als Opfer sieht und sich der Weltgemeinschaft gegenüber immer wieder erklären muss.

Welchen Standpunkt vertritt die USA in der Diskussion?

In den USA gibt es keine Einigkeit über den Ursprung des Coronavirus. Unterschiedliche US-Behörden kommen zu unterschiedlichen Beurteilungen. Den Behörden wird deshalb mangelnde Zusammenarbeit bei der Klärung der Ursache des Virus vorgeworfen. Jüngst entflammte die Diskussion erneut, als das FBI erklärte, es würde von einem Laborvorfall ausgehen. Jedoch lieferte es keinerlei Beweise. Die Weltgesundheitsorganisation forderte die Behörde deshalb auf, konkrete Fakten dafür vorzulegen. Unabhängig davon fordert die USA von China, die Forschung nach der Ursache offener und transparenter zu unterstützen. Damit stehen die Vereinigten Staaten nicht allein da; auch die Weltgesundheitsorganisation, der 194 Länder angehören, fordert das vehement ein.

Welche Haltung nimmt China ein?

Die chinesische Regierung bestreitet bis heute die Laborleck-Theorie. Sie geht nach wie vor von einem natürlichen Ursprung des Coronavirus aus und fühlt sich von der Weltgemeinschaft und insbesondere den USA in der Diskussion ungerecht behandelt und diffamiert. China wird beispielsweise für seinen Umgang kritisiert, Forschungen zum Ursprung des Virus nicht ausreichend zu unterstützen. Die Kritik: Forscher erhielten nicht genügend Zugang und kritische Journalisten würden zensiert und inhaftiert. Die chinesische Regierung weist zu seiner Verteidigung darauf hin, dass sie die Gensequenzen des Virus frühzeitig teilte. Zudem lud sie die Forschungsmission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Wuhan ein.

Was sagen deutsche Virologen und der Gesundheitsminister zum Thema?

Christian Drosten, führender Virologe in Deutschland und Berater der Regierung, gab schon früh im Verlauf der Pandemie seine Einschätzung preis, dass das Virus von Tieren höchstwahrscheinlich auf den Menschen übertragen wurde. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung betonte er im letzten Jahr noch einmal, dass ein Ursprung in einem Forschungslabor nicht plausibel sei. Ähnlich äußerte sich auch Lothar Wieler, der Präsident des Robert Koch-Instituts, der deutschen Bundesbehörde für Infektionskrankheiten, wie auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

Warum wissen wir auch drei Jahre danach noch immer nicht, woher das Virus genau kam?

Insbesondere die fehlende Transparenz von zentralen Beteiligten vor Ort und der chinesischen Regierung sowie der erschwerte Zugang zu Quellen und Informationen erschweren eine finale Klärung, woher das Virus kam. Zudem ist die Untersuchung der Ursprünge von Pandemien ein langwieriger Prozess, der viel Forschung, Datenanalyse und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern und wissenschaftlichen Gemeinschaften erfordert. Politische Interessen blockieren diese Kooperationen mitunter und verlangsamen den Prozess.

Verwendete Quellen:

  • Science.org: The Huanan Seafood Wholesale Market in Wuhan was the early epicenter of the COVID-19 pandemic
  • Uniklinikum Würzburg: Wissenschaftliche Stellungnahme aus Anlass aktueller Berichterstattung zur Entstehung von SARS-CoV-2
  • Chinesische Botschaft in Deutschland: Stellungnahme der chinesischen Botschaft in Deutschland zu SPIEGEL-Berichterstattungen über den Ursprung der COVID-19-Pandemie
  • Süddeutsche Zeitung: Eine Mutation genügt
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