In Bayern und Baden-Württemberg sind in diesem Jahr bereits Exemplare in Fallen getappt - und das alarmiert die Behörden. Denn der invasive Japankäfer kann ganze Felder und Plantagen kahlfressen.

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Landwirte fürchten ihn – und die Gefahr rückt immer näher. Die Rede ist vom Japankäfer. Zuletzt sorgte er für Unruhe, da Anfang August erstmals in Bayern ein Exemplar entdeckt und bestätigt wurde. Nahe Lindau am Bodensee war der Käfer in eine Tierfalle an der Autobahn 96 getappt. Rund eine Woche später zwei weitere.

Der Schädling war zuvor in Italien und der Schweiz aufgetaucht und auch schon in Baden-Württemberg. 2021 wurde er erstmals in Deutschland nachgewiesen.

Doch weshalb sind Experten wegen des Japankäfers alarmiert und was wird getan, um seine Verbreitung zu verhindern? Ein Überblick.

Woran lässt sich der Japankäfer erkennen?

Der Blatthornkäfer Popillia japonica, hierzulande besser bekannt als Japankäfer, ist 8 bis 11 Millimeter lang und sieht dem heimischen Gartenlaubkäfer ähnlich. An diesen Merkmalen ist der Japankäfer zu erkennen:

© PSD Hessen
  • Auffällig goldgrün schimmerndes Halsschild
  • Fünf weiße Haarbüschel an jeder Körperseite unterhalb der Flügeldecken und zwei Büschel am letzten Körpersegment
  • Hat ein auffälliges Alarmverhalten, indem er ein Beinpaar seitlich abspreizt

Üblicherweise gibt es eine Generation Käfer pro Jahr. Nachdem die Larven im Boden überwintert haben, kommen sie im Frühjahr mit steigenden Temperaturen an die Oberfläche, wo sie sich von Wurzeln ernähren. Die Käfer schlüpfen zwischen Mitte Mai und Mitte Juli und sind bis September aktiv.

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Was macht den Japankäfer so problematisch?

Vor allem Obst-, Gemüse- und Weinbauern könnte der Japankäfer zum Verhängnis werden. Erwachsene Exemplare fressen die Blätter, Blüten und Früchte von mehr als 300 Pflanzenarten, Larven ernähren sich von den Wurzeln. Dadurch stellen sie eine große Gefahr für Plantagen und Weinberge, aber auch Wälder, Grünanlagen und Gärten dar.

Skelletierfraß
Der Skelletierfraß an Blättern der Wirtspflanzen ist das typische Schadbild des Japankäfers. © S. Katovich (USFS)/Bugwood.org

Auf dem Speiseplan stehen viele verschiedene Bäume und Pflanzen, etwa Ahorn, Buche und Eiche, aber auch landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Kulturen können die Tiere großen Schaden zufügen: Mais, Kartoffeln, Spargel, Tomate, Bohnen, Apfel, Steinobst, Brom- und Himbeere, Erdbeere und Heidelbeere und Weinreben sind vor dem Krabbler nicht sicher. Hinzu kommen einige Zierpflanzen. Die Larven des Japankäfers richten vor allem auf Wiesen und Weiden massive Schäden an.

Das Besondere am Japankäfer ist der sogenannte Skelettierfraß, bei dem er lediglich das Blattgewebe zwischen den Blattadern frisst. Laut dem Julius Kuhn-Institut (JKI), dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, können die Käfer in Massen alles kahl fressen.

Wie verbreitet sich der Japankäfer?

Wie sein Name bereits sagt, ist Japan das heimische Ökosystem des Japankäfers. Dort ist er unauffällig. Vor rund 100 Jahren wurde er in die USA eingeschleppt, wo er sich stark verbreitete und massive Schäden verursachte. Das war möglich, weil ihm in anderen Ökosystemen natürliche Feinde fehlen. In Europa entdeckte man den Japankäfer in den 70er-Jahren auf den Azoren, 2014 gelangte er – vermutlich über den Luftverkehr – nach Italien, wo er in der Lombardei für gravierende Schäden sorgte. In der Schweiz fand man ihn erstmals drei Jahre später. Seitdem breitet sich der Käfer weiter nach Norden aus.

Laut dem JKI gibt es Hinweise darauf, dass der Japankäfer erstmals in Deutschland im Jahr 2014 bei Paderborn-Sennelager in Westfalen und im Jahr 2018 in Bayern bei Oberstdorf gefunden wurde. Offiziell gesichtet wurde er erstmals 2021 in Baden-Württemberg und im Sommer 2024 nun auch in Bayern, wie die dortige Landesanstalt für Landwirtschaft bekannt gab.

Der Japankäfer breitet sich aus, indem er kurze Distanzen fliegt. Größere legt er zurück, wenn er auf Verkehrsmitteln als blinder Passagier reist oder durch den Pflanzenhandel.

Wie verbreitet ist der Japankäfer bislang in Deutschland?

Während der Käfer in der Schweiz immer wieder auftauchte – in Wallis und Zürich gibt es seit 2023 Tilgungsmaßnahmen –, sind in Deutschland nur wenige Fälle bekannt. In den Jahren 2021, 2022 und 2023 seien jeweils einzelne Exemplare in Pheromonfallen in Baden-Württemberg nachgewiesen worden, heißt es im Notfallplan zur Bekämpfung von Popillia japonica in Deutschland.

Kürzlich fand man erstmals einen Japankäfer in der bayerischen Bodensee-Region. Es könne "mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem gefangenen Käfer um einen einzelnen, aus anderen Ländern mitgereisten Käfer handelt", informierte die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Auch nach zwei weiteren entdeckten Exemplaren teilte die Anstalt mit, es bestehe "die berechtigte Hoffnung, dass es sich bei den Fängen nicht um Individuen einer in Bayern bereits angesiedelten Population handelt".

Im Augenblick sei davon auszugehen, dass der Japankäfer in Deutschland noch nicht auftritt, heißt es im Notfallplan von Januar 2024. Die bisherigen Funde würden auf Einzeleinschleppungen aus Befallsgebieten in Europa zurückgeführt.

"Durch die neuen Käferfunde in der Grenzstadt hat sich die Bedrohungslage für Baden-Württemberg und für Deutschland verschärft."

Bernhard Schäfer, JKI-Experte für Pflanzengesundheit

Aufmerksamkeit ist dennoch das A und O. Wie das JKI berichtet, sei eine größere Kolonie des gefräßigen Schädlings an der deutschen Grenze nahe Basel entdeckt worden. "Durch die neuen Käferfunde in der Grenzstadt hat sich die Bedrohungslage für Baden-Württemberg und für Deutschland verschärft", sagt Bernhard Schäfer, JKI-Experte für Pflanzengesundheit. Der Käfer könne nun leicht und unbeabsichtigt aus den Befallsgebieten überall nach Deutschland eingeschleppt werden.

Wie soll die Verbreitung verhindert werden?

Der Japankäfer ist in der EU als sogenannter Quarantäneschädling eingestuft. Deshalb gelten bereits besondere Regelungen und Vorsichtsmaßnahmen, um zu verhindern, dass er in weitere Regionen eingeschleppt wird, wo er sich weiterverbreiten könnte.

Die Überwachung und Bekämpfung vor Ort ist Aufgabe der einzelnen Bundesländer. In Bayern und Baden-Württemberg gibt es etwa spezielle Lockstoff-Fallen. So kann man die Schädlinge rechtzeitig bemerken. Wird ein Exemplar gefunden, muss es gemeldet werden.

In Befalls- und Pufferzonen gelten strenge Regelungen, die der Notfallplan vorsieht. So darf etwa weder Grünmaterial, Kompost noch Erde aus der Pufferzone in andere Gebiete gebracht werden, um die Verbreitung der Eier oder Larven zu verhindern. Weitere Maßnahmen können Insektizide sein. Auch parasitische Nematoden – winzige Würmer – werden im Kampf gegen den Japankäfer eingesetzt. Feinmaschige Netze können zudem Larven abwehren. Außerdem überprüfen die zuständigen Behörden unter anderem bei Wirtspflanzen, die nach Deutschland eingeführt werden, ob die Pflanzen schädlingsfrei sind.

Was ist eine Befallszone und was eine Pufferzone?

  • Werden mehrere Japankäfer in einem Gebiet gefunden, soll die weitere Ausbreitung von dort aus verhindert werden. Dazu werden sogenannte Pufferzonen errichtet. Diese werden anhand der Befallszone von Experten definiert. Innerhalb der Pufferzone gelten dann besonders strenge Regelungen. Zum Beispiel darf kein Pflanzenmaterial aus der Zone heraustransportiert werden.
  • Die Befallszone umfasst in der Regel Kreisflächen mit einem Radius von jeweils 1.000 Metern um die Stellen, an denen ein Japankäfer gefunden wurde.

Was ist zu tun, wenn man ein Exemplar sieht?

Bürgerinnen und Bürger können mithelfen, die Verbreitung des Schädlings zu unterbinden. Wer einen Japankäfer entdeckt, sollte ihn dem Pflanzenschutzdienst des jeweiligen Bundeslandes und auch bei IPM Popillia melden. Am besten hierfür den verdächtigen Schädling einfangen und in einem verschlossenen Behälter den Behörden übergeben.

Zudem sollten Reisende Vorsicht walten lassen. Wer aus stark befallenen Regionen wie Norditalien und der Südschweiz einreist, sollte sein Fahrzeug und das Gepäck gründlich überprüfen. Es wird obendrein empfohlen, Pflanzen, Gemüse und Früchte besser nicht einzuführen.

Verwendete Quellen

Invasive Art: Wie Sie den Japankäfer vom Maikäfer unterscheiden

Invasive Art: Wie Sie den Japankäfer vom Maikäfer unterscheiden

Der Pflanzenschutzdienst versucht die Ansiedlung des Japankäfers hierzulande zu verhindern. Dabei sieht der Japankäfer dem heimischen Maikäfer allerdings ziemlich ähnlich. Woran lässt sich also ein Japankäfer erkennen?
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