Löwe Jacob ist eine Ikone in Uganda. Er wurde von Wilderern verletzt, von Büffeln aufgespießt und von Krokodilen gejagt – doch der Superlöwe ist zäh und lebt. Die Geschichte des wohl widerstandsfähigsten Löwen Afrikas.
Eine Katze hat sieben Leben, so sagt man. Jacob ist ein Paradebeispiel dafür, dass es die sprichwörtliche Zähigkeit von Katzen tatsächlich gibt: Der Löwe hat in seinem Leben schon zahlreiche lebensbedrohliche Situationen überstanden – was ihn zu einer lokalen Ikone werden ließ, wie ein Forschungsteam im Fachjournal "Ecology and Evolution" berichtet. Nun kann der dreibeinige Löwen-Senior auch die längste von Forschern erfasste Schwimmstrecke eines Löwen für sich verbuchen. Auf sich genommen hat er das Bad in Krokodil-verseuchten Gewässern wohl der Liebe wegen.
"Jacob hat eine unglaubliche Reise hinter sich und ist wirklich eine Katze mit sieben Leben", sagte Hauptautor Alexander Braczkowski von der Griffith University in Brisbane. Es handle sich aus seiner Sicht um den wohl widerstandsfähigsten Löwen Afrikas: "Er wurde von einem Büffel aufgespießt, seine Familie wurde für den Handel mit Löwenkörperteilen vergiftet, er geriet in die Schlinge eines Wilderers und verlor schließlich sein Bein bei einem anderen Wildereiversuch, bei dem er in eine Stahlfalle geriet."
Löwen können wie andere Großkatzen schwimmen, tun das aber normalerweise sehr selten. Der schon zehn Jahre alte Jacob schwamm im Februar gemeinsam mit seinem Bruder Tibu ein bis eineinhalb Kilometer weit zur Katunguru-Halbinsel im Kazinga-Kanal in Uganda. Dieser natürliche Wasserlauf zwischen dem Georgsee und dem Eduardsee beherbergt eine der weltweit dichtesten Populationen von Flusspferden und Nilkrokodilen.
Lesen Sie auch
Löwenbrüder von Krokodilen und Flusspferden verfolgt
Aufnahmen einer Wärmebildkamera an einer Drohne zeigen, dass die beiden Afrikanischen Löwen (Panthera leo) nachts mehrfach losschwimmen und wieder umkehren, mindestens einmal verfolgt von einem Flusspferd oder Krokodil. Schließlich brechen sie endgültig auf und gehen nach einer ein bis eineinhalb Kilometer langen Schwimmstrecke an Land.
Es habe schon zuvor Berichte über schwimmende Löwen gegeben, so das Forschungsteam. Sie seien aber maximal einige Hundert Meter unterwegs gewesen – und in manchen Fällen hätten Krokodile den Badeausflug beendet. Ein Nilkrokodil könne viermal so viel wiegen wie ein großes Löwenmännchen, das sich beim Schwimmen kaum gegen Attacken wehren könne, heißt es in der Studie. Flusspferde wiederum gelten als eine der gefährlichsten Tierarten in Afrika. Sie sind berüchtigt dafür, äußerst aggressiv auf Störungen zu reagieren.
Gerade erfahrene Löwen wie Jacob und Tibu kennen die von Krokodilen und Flusspferden ausgehende Gefahr sehr gut – warum um alles in der Welt schwammen sie mitten in der Nacht kilometerweit durch den Kanal?
Löwen legten Strecke im Wasser wohl wegen Weibchen zurück
"Es ist wahrscheinlich, dass die Brüder auf der Suche nach Weibchen waren", erklärte Braczkowski. In den Stunden zuvor hätten sie vergebens mit Rivalen um die Zuneigung eines Weibchens in ihrer Gegend gekämpft – und mit der riskanten Reise womöglich in Kontakt zu Löwinnen auf der anderen Seite des Kanals kommen wollen. Ob es dort tatsächlich zu den ersehnten Liebeleien kam, wird von den Forschenden nicht berichtet.
Löwen sind die zweitgrößten Raubkatzen weltweit nach den Tigern. Männchen sind wesentlich größer und schwerer als Weibchen und werden in der Natur oft etwa acht bis zehn Jahre alt. In Afrika gibt es nach Schätzungen noch etwa 20.000 bis 40.000 Löwen, viele Populationen schwinden. Vom König der Savanne wurde Panthera leo zur bedrohten Art. Ursache ist vor allem der durch den Menschen verursachte Verlust an Lebensraum.
Auch im Queen-Elizabeth-Nationalpark in Uganda zu überleben sei wegen des menschlichen Siedlungsdrucks und der Wilderei an sich schon eine Leistung, sagte Braczkowski. Die Löwenpopulation dort habe sich zuletzt binnen nur fünf Jahren fast halbiert. (Annett Stein, dpa/mak)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.