- Zum ersten Mal haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beobachtet, wie Schimpansen eine Gruppe von Gorillas attackiert und zwei von ihnen getötet haben.
- Dieses Verhalten ist ungewöhnlich, weil die beiden Menschenaffenarten normalerweise friedlich zusammenleben.
- Das Team hat bereits Vermutungen, woran diese Aggressivität liegen könnte.
Schimpansen sind in Ost- und Zentralafrika zu Hause. In einigen Gebieten, wie zum Beispiel dem Loango-Nationalpark in Gabun, leben sie mit Gorillas friedlich im gleichen Habitat zusammen. Forscherinnen und Forscher haben sogar bereits beobachtet, dass die beiden Arten miteinander spielen.
"Interaktionen zwischen Schimpansen und Gorillas galten bislang als entspannt", erklärt Simone Pika, Verhaltensbiologin an der Universität Osnabrück, in einer Mitteilung der Max-Planck-Gesellschaft. Zusammen mit Tobias Deschner, Primatologe am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, untersucht sie das Verhalten von rund 45 Schimpansen in Loango.
Schimpansen greifen Gorillas an und töten zwei Affenkinder
Tödliche Begegnungen zwischen Schimpansen und Gorillas wurden bisher noch nie beobachtet. Im Jahr 2019 wurde die Erstautorin der Studie, Lara. M. Southern, zum ersten Mal Zeugin dieses Verhaltens. Zuerst habe sie Schreie der Schimpansen gehört, dann Brusttrommeln, das charakteristisch für Gorillas ist.
Es stellte sich heraus: Die Schimpansen waren auf eine Gruppe von mehreren Gorillas gestoßen und griffen diese geschlossen an. Zunächst verteidigten die Gorillas sich und ihren Nachwuchs.
Die beiden Silberrücken und mehrere erwachsene Weibchen konnten fliehen. Zwei Gorillakinder wurden ihren Müttern allerdings entrissen und von den Schimpansen getötet.
Erhöhte Konkurrenz um Nahrung führt zu Konflikten
"Unsere Beobachtungen liefern den ersten Beweis dafür, dass die Anwesenheit von Schimpansen einen tödlichen Einfluss auf Gorillas haben kann", erklärt Deschner. Nun wolle man untersuchen, was die Gründe für dieses Verhalten sein könnten.
Das Team hat mehrere Erklärungen für die überraschenden Aggressionen der Tiere. So könne das Zusammenleben von Schimpansen, Gorillas und Elefanten zu erhöhter Konkurrenz um Nahrung geführt haben. Diese Konkurrenz entlade sich in Extremfällen dann in tödlichen Konflikten.
Auch der Klimawandel könnte schuld sein, denn er hat zur Folge, dass die Produktivität des Regenwaldes zurückgeht. Allerdings stünden die Studien zu diesen Themen noch am Anfang.
Eines ist Pika zufolge jedoch sicher: "Unsere Studie zeigt, dass es noch sehr viel über unsere nächsten lebenden Verwandten zu erforschen und zu entdecken gibt."
Verwendete Quellen:
- Max-Planck-Gesellschaft: Erstmals tödlicher Angriff von Schimpansen auf Gorillas beobachtet
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