Schon vor sechs Jahren sind in Deutschland zahlreiche Amseln gestorben. Ein Grund dafür war das Usutu-Virus. Das ist auch in diesem Jahr wieder aktiv. Derzeit werden ungewöhnlich viele tote und kranke Vögel gemeldet.
In Deutschland sterben derzeit wieder viele Amseln aufgrund des von Stechmücken übertragenen Usutu-Virus. Jeder vierte der in diesem Jahr sezierten und getesteten Vögel sei mit dem Virus infiziert gewesen, teilte etwa das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg mit. Seit Jahresbeginn seien mehr als 120 tote Tiere an das Hamburger Institut geschickt worden, darunter Amseln, Drosseln und Falken. 2023 gab es im gesamten Jahr lediglich 100 Einsendungen.
Ein Trend, der sich in vielen Bundesländern abzeichnet.
Viele tote Amseln vor allem in Niedersachsen
Auch dem Naturschutzbund Nabu sind seit Jahresbeginn mehr als doppelt so viele kranke oder tote Vögel gemeldet worden wie im Vergleichszeitraum 2023. So gab es über die Meldeseite des Bundesverbandes nabu.de bislang 1.536 Hinweise auf 1.806 tote und 1.060 kranke Amseln und andere Vögel.
Wissenswertes zum Usutu-Virus
- Das Virus wird durch heimische Stechmücken übertragen.
- Infizierte Vögel wirken krank und apathisch, bis sie nach einigen Tagen sterben.
Die Meldungen kämen aus dem gesamten Bundesgebiet, Schwerpunkt sei jedoch Niedersachsen. Dort wurden fast 800 tote und gut 400 kranke Amseln gemeldet. Das waren laut Nabu in der ersten Jahreshälfte sechsmal mehr Meldungen als im Vergleichszeitraum 2023.
Erst der Anfang?
Nabu-Vogelschutz-Referent Marco Sommerfeld geht davon aus, dass diese Zahlen erst der Anfang sind und sie weiter deutlich ansteigen werden. Das Amselsterben könnte sich deshalb erneut verheerend auf den Vogelbestand auswirken.
"2018 ist der Amselbestand beispielsweise in Hamburg um etwa 40 Prozent eingebrochen. Seitdem hat er sich noch nicht wieder erholt. Bei so einer häufigen Art ist das erschreckend."
Amseln gehören zu den Vögeln, die es in Deutschland am meisten gibt. Sie werden bei den Vogelzählungen neben Meisen und Spatzen am häufigsten gesichtet.
Tote und kranke Tiere melden
Das Bernhard-Nocht-Institut und der Nabu hoffen weiter auf die Hilfe durch die Bevölkerung und darauf, dass Menschen tote und kranke Tiere melden und einsenden. Auf diese Weise könne die Ausbreitung des Virus beobachtet, dokumentiert und wissenschaftlich ausgewertet werden.
Erstmals hatte der Erreger in Deutschland 2011 ein Vogelsterben ausgelöst. Das tropische Virus tritt seit gut zehn Jahren in Europa auf und breitet sich dem Nabu zufolge immer weiter aus. (dpa/bearbeitet von sob)
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