Ein 26-jähriger Jäger überlebte in den USA einen Bären-Angriff nur, weil er dem Tier seinen Arm in den Rachen rammte. Experten raten bei Tierangriffen in den meisten Fällen jedoch von aggressiver Gegenwehr ab. Am sichersten sei es, Ruhe zu bewahren. Die wichtigsten Verhaltensregeln im Umgang mit Hunden, Kühen, Haien und Bären:
Ein heransprintender, laut bellender Hund ist die Horrorvorstellung vieler Jogger. Intuitiv möchte man sofort wegrennen, aber das ist wie bei den meisten Tierattacken genau das Falsche. "Am besten Sie wechseln in den normalen Gehschritt oder bleiben einfach stehen", sagt die Tierpsychologin Bettina Krist. Aus Sicht des Hundes macht sich der Mensch dadurch uninteressant. Er wird vielleicht noch etwas bellen, ihn kurz beschnuppern und wieder umkehren. "Keinesfalls sollte man den Hund anstarren, dann fühlt er sich bedroht", empfiehlt die Expertin, die in Leipzig eine Hundeschule betreibt. Zudem sei es nicht schlau, die Arme hochzureißen oder andere hektische Bewegungen zu machen.
Kommt es doch zum Angriff, müssen Gesicht und Hals geschützt werden. "Treten oder schlagen provozieren den Hund erst recht", erklärt Krist. Besitzt das Tier ein Halsband, sollte man danach greifen und den Vierbeiner damit am Boden fixieren. Auf jeden Fall gilt: Ruhe bewahren und keine Angst zeigen, denn die kann der Hund wittern.
Vorsicht vor Mutterkühen
Kühe fühlen sich durch Menschen eher selten provoziert. Kommt es doch zu einem Angriff, kann das schlimme Folgen haben. Wie im Fall einer 45 Jahre alten Wanderin aus Rheinland-Pfalz, die im Sommer 2014 von einer Kuhherde tot getrampelt wurde. Die Frau war mit ihrem Hund über eine Weide mit Mutterkühen gelaufen. "Bei Mutterkühen muss man einfach aufpassen. Da hat man nichts zu suchen", sagte die Landwirtin Heidi Voß, die mit ihrem Mann einen Ferienbauernhof in Niedersachsen besitzt.
Auch bei Kühen ist Blickkontakt keine gute Idee. Grelle Kleidungsstücke oder laute, schrille Geräusche kommen ebenfalls nicht gut an. "Am besten geht man aufrecht und langsam von den Tieren weg", erklärt Jürgen Voß. Hunde sollten von der Leine gelassen werden, denn durch diese fühlen sich die Wiederkäuer mitunter erst recht provoziert. Mit einem Stock können Angegriffene versuchen, sich die Tiere vom Leib zu halten. Wegrennen ist auch hier keine gute Entscheidung, zumal die Gefahr steigt, durch hektische Bewegungen ins Stolpern zu geraten. "Wenn Sie einmal am Boden liegen, haben Sie schon verloren", sagt der Landwirt. Eine Kuh kann bis zu 800 Kilogramm schwer werden, ein Stier bis 1,2 Tonnen. Generell ist es ratsam, den Tieren auf der Weide nicht zu nahe zu kommen, auch nicht zum Streicheln.
Keine hektischen Bewegungen bei Haien
Das Tier, dem ein besonders hohes Aggressionspotenzial zugeschrieben wird, ist der Hai. Allerdings zu Unrecht. "Wir müssen verstehen, dass eigentlich jeder Haiangriff zu 100 Prozent durch unser eigenes Fehlverhalten ausgelöst wird", sagte Dr. Erich Ritter, Experte auf dem Gebiet der Analyse von Haiunfällen laut "RP-Online".
Ein Hai erkennt den Menschen nicht als solchen, sondern muss erstmal austesten, was er vor sich hat. Wie er das macht? Indem er einen Arm oder ein Bein greift und leichten Druck darauf ausübt. Der Mensch versucht meist intuitiv und ruckartig, seinen Arm oder Bein aus dem Maul zu ziehen. Ein großer Fehler, wie der Experte weiß. Wenn der Hai das mitbekommt, wird er den Druck auf den Kiefer verstärken und vielleicht sogar los schwimmen – auf diese Weise kommt es zu Amputationen. "80 bis 90 Prozent der Unfälle geschehen so", berichtet Ritter. Er empfiehlt: nichts tun, sich nicht bewegen, auch keinesfalls wegschwimmen, weil dies die Jagdinstinkte anspreche. Am besten sei es, den Hai mit starkem Druck wegzuschieben. So verhalten sich die Tiere untereinander, sie verstehen und respektieren dieses Verhalten. Ist die Situation allerdings wirklich lebensgefährlich, hilft nur eines: die Kiemen angreifen – wie es Haie bei bedrohlichen Situationen gegenüber ihren Artgenossen tun würden.
Die Grizzly-Attacke in den USA verlief glimpflich. Andere Experten raten bei einer Begegnung mit einem Bären: tot stellen, einrollen und mit den Händen den Nacken schützen. Lässt der Bär nicht vom Menschen ab, sind Augen und Nase als empfindlichste Stellen im Gesicht die besten Angriffspunkte.
Generell ist es wichtig, den Lebensraum aller Tiere zu respektieren. Sie sind fast immer nur darauf aus, ihr Territorium oder den Nachwuchs zu beschützen. Menschen stehen jedenfalls nicht auf ihrem Speiseplan.
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