Wiederholt negatives Denken kann das Risiko, im späteren Leben an Alzheimer zu erkranken, erhöhen. Das hat eine Studie des "University College London" herausgefunden. Darüber hinaus haben Pessimisten ein schlechteres Gedächtnis und der kognitive Verfall ist bei ihnen größer.
Eine Studie hat herausgefunden, dass wiederholt negatives Denken im späteren Leben mit größerem kognitiven Verfall in Verbindung gebracht werden kann. Außerdem lagern sich bei pessimistischen Personen im Gehirn vermehrt zwei schädliche Proteine ab, die für die Krankheit Alzheimer verantwortlich sind.
Die Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse im Fachmagazin "Alzheimer's & Dementia" veröffentlicht. "Wir gehen davon aus, dass wiederholt negatives Denken ein neuer Risikofaktor für Demenz sein könnte", erklärt Natalie Marchant, die leitende Autorin der Studie und Psychologin, in einem Statement auf der Seite der Universität.
Pessimisten haben schlechteres Gedächtnis
Die Forscher haben über 350 Menschen nach negativen Denkweisen, wie Kopfzerbrechen über die Vergangenheit oder Sorgen um die Zukunft, gefragt. Die Messungen erfolgten über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die Personen waren alle älter als 55 Jahre.
Etwa bei einem Drittel der Teilnehmer wurde ein PET-Scan (Positronen-Emissions-Tomographie) vom Gehirn durchgeführt. Damit maßen die Wissenschaftler die Anzahl zweier Proteine im Gehirn. Tau-Proteine und Beta-Amyloide verursachen Alzheimer, die häufigste Form von Demenz.
Die Aufnahmen zeigten, dass Personen, die sich häufiger mit negativen Gedanken beschäftigten, eine größere Ansammlung von Tau-Proteinen und Beta-Amyloiden hatten. Außerdem entwickelten sie über einen Zeitraum von vier Jahren ein schlechteres Gedächtnis und größeren kognitiven Verfall als Personen, die keine Pessimisten sind.
Die Studie betrachtete bei den Teilnehmern auch Angstzustände und Depressionen. Depressive oder ängstliche Personen hatten demnach einen größeren kognitiven Verfall. Diese Erkenntnis stützt Ergebnisse aus vorherigen Studien.
Sorgen und Grübeleien haben negative Auswirkungen auf Gehirn
Die Forscher fanden allerdings auch heraus, dass ängstliche oder depressive Personen keine höhere Anzahl an Tau-Proteinen und Beta-Amyloiden aufwiesen als andere. Deswegen glauben die Wissenschaftler, dass wiederholt negatives Denken der Hauptgrund dafür ist, warum Depressionen und Angstzustände Alzheimer begünstigen können.
"Neben anderen Studien, die Depressionen und Angstzustände mit einem erhöhten Demenzrisiko verbinden, rechnen wir damit, dass chronisch negative Denkmuster über einen langen Zeitraum hinweg das Risiko für Demenz erhöhen könnten", so Marchant.
"Das ist die erste Studie, die einen biologischen Zusammenhang zwischen wiederholt negativem Denken und Alzheimer aufzeigt", sagte Richard Isaacson, Neurologe und Gründer der "Alzheimer's Prevention Clinic", dem Nachrichtensender "CNN". Sie gebe Ärzten die Möglichkeit, das Risiko besser beurteilen zu können und individuellere Interventionsmaßnahmen anzubieten.
"Viele gefährdete Personen sind sich nicht darüber bewusst, welche negativen Auswirkungen Sorgen und Grübeleien auf das Gehirn haben", so Isaacson weiter.
Kurze Zeiträume mit negativen Gedanken führen nicht zu Alzheimer
Weitere Messungen sind nun notwendig, um die These der Wissenschaftler zu stützen. Es ist "wichtig, darauf hinzuweisen, dass kurze Zeiträume mit negativen Gedanken nicht zu Alzheimer führen werden", sagte Fiona Carragher, Leiterin der Politik- und Forschungsabteilung der Alzheimer-Gesellschaft in London, "CNN".
Bei den meisten Teilnehmern der Studie sei bereits im Vorfeld bekannt gewesen, dass sie ein erhöhtes Alzheimer-Risiko hätten. Deswegen müssten die Forscher herausfinden, ob die Ergebnisse auch auf die Durchschnittsbevölkerung zuträfen.
Verwendete Quellen:
- Alzheimer's & Dementia: "Repetitive negative thinking is associated with amyloid, tau, and cognitive decline"
- University College London: "Repetitive negative thinking linked to dementia risk"
- CNN: "Negative thinking linked to dementia in later life, but you can learn to be more positive"
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.