Justin Bieber (24) und Hailey Baldwin (21) sind das aktuellste Beispiel berühmter Paare, die recht jung schon heiraten wollen. Doch auch wenn es so scheint: Einen generellen Trend zur frühen Heirat gibt es nicht. Im Gegenteil. Seit Jahren steigt das Alter der Partner bei der ersten Eheschließung. Und das sei auch gut so, sagt der Psychotherapeut Wolfgang Krüger.
Nicole Kidman war 23 Jahre alt, als sie
Die meisten von ihnen hielten nicht einmal zehn Jahre. Das ist weit unter dem Mittelwert etwa deutscher Paare, die sich im Schnitt nach 15 Ehejahren scheiden lassen. Eine offizielle Statistik, wie die Scheidungsrate mit dem Alter bei der Hochzeit zusammenhängt, gibt es hierzulande nicht.
Geringste Scheidungsquote bei Paaren um die 30
Allerdings gibt es eine relativ bekannte Studie aus den USA, deren Urheber nach der Analyse vieler Daten zu dem Schluss kam: Wer bei seiner Hochzeit zwischen 28 und 32 Jahren alt ist, hat statistisch gesehen das geringste Risiko, dass diese Ehe später geschieden wird.
Danach steige das Risiko mit jedem Jahr um fünf Prozent. Schlechte Erfolgsaussichten haben aber nicht nur über 32-Jährige, sondern auch Paare Anfang 20. 20-Jährige hätten zum Beispiel ein um 50 Prozent höheres Scheidungsrisiko als 25-Jährige, heißt es.
Dauer ist nun das eine, Glück das andere. Eine weitere US-Studie ergab nämlich, dass sich diejenigen, die im Alter zwischen 22 und 25 Jahren heirateten, in ihrer Ehe glücklicher und ausgeglichener fühlen, als diejenigen, die erst später geheiratet haben.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet
Nicht nur den Deutschen scheint diese Studie nicht bekannt (oder egal) zu sein. Sie heiraten immer später: War der Mann 1991 bei der ersten Eheschließung im Schnitt noch 28,5 Jahre alt, sind es heute 33,8 Jahre. Bei Frauen waren es früher 26,1 Jahre, heute sind es 31,2 Jahre. Auch international gibt es diese Tendenz.
Der Psychotherapeut und Buchautor Wolfgang Krüger glaubt, dass das steigende Heiratsalter vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich die Paare vor einer Hochzeit besser prüfen als früher - etwa indem sie schon einige Jahre zusammenleben, bevor ans Heiraten gedacht wird. Das findet Krüger auch richtig und wichtig, wenn die Ehe halten soll.
Mit Anfang 20 noch nicht "fertig"
Ebenso wichtig sei aber die Persönlichkeit. "Mit Anfang, Mitte 20 ist die Persönlichkeit noch nicht fertig ausgebildet, wir wissen dann noch nicht, wer wir eigentlich sind", so der Psychologe zu unserer Redaktion.
Das habe zur Folge, dass auch gewisse Einsichten fehlen: Etwa die, dass man viele störende oder nervende Eigenschaften des Partners nicht verändern kann. "Man muss also Strategien finden, wie man damit umgeht. Mit Humor zum Beispiel." So darüber zu reflektieren - dazu sei man mit Anfang 20 jedoch noch gar nicht in der Lage.
Was Menschen Anfang 20 meistens ebenfalls fehle, sei die Erfahrung aus anderen Beziehungen. "Diese Erfahrung bringt zum Beispiel die Erkenntnis, dass es keine Beziehung ohne Konflikte gibt, dass Konflikte mit jedem beliebigen Partner auftreten werden", sagt Krüger.
Diese Erkenntnis helfe, schwierige Situationen als Paar zu überstehen, und das Eheversprechen einzulösen, dass man bis ans Lebensende beieinander bleibe, Konflikte gemeinsam löse und sich umeinander kümmere, wenn etwas Schlimmes passiere.
Jung Heiraten: Es gibt auch Pros, nicht nur Contras
Befürworter des jung Heiratens sehen das etwas anders. Sie betonen zum Beispiel, dass junge Paare etwas gemeinsam aufbauten und dass dieses gemeinsame Aufbauen weitaus vielversprechender sei, als zwei vorhandene Strukturen (also die beiden Partner mit all ihrem seelischen Ballast aus vorangegangenen Beziehungen und eingefahrenen Verhaltensweisen) zusammenzubringen.
Außerdem haben Paare, die in ihren Zwanzigern heiraten, angeblich auch nach vielen Ehejahren noch mehr Sex als Paare, die spät heiraten.
Dass besonders Prominente oft jung heiraten hat mit den Sexprognosen aber wohl nichts zu tun. Wolfgang Krüger sieht da einen anderen Grund: "Schauspieler, Musiker und andere Menschen, die sehr in der Öffentlichkeit stehen, haben eine erhöhte Belastung in ihrem Beruf und fühlen sich durch vieles Reisen oft heimatlos." Mit einer Ehe verbänden sie die Hoffnung, dem eigenen Leben Stabilität zu verleihen.
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